POLITIK 5
Travemünde 01.05.2010
OstseeCard ist keine FährCard mehr: Wer ist denn nun verantwortlich?
SPD sorgt mit Schuldzuweisungen für Verwirrung

Den Wegfall dieser Regelung kritisierte nun Wolfgang Hovestädt, seit April Mitglied in der SPD, am Rande eines Festes auf dem Priwall (TA berichtete). Der Priwall brauche die Einnahmen durch die Touristen, meinte Hovestädt. »Es geht nicht an, dass die Touristen drüben am Automat stehen und sagen, nee, für 8 Euro oder 9 Euro fahren wir nicht rüber.«

Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion Ulrich Pluschkell machte dafür in einer Mitteilung einige Tage später den Kurbetriebsausschuss verantwortlich: »Der Wegfall der OstseeCard, die bislang Urlaubern neben vielen anderen Vergünstigungen die entgeltfreie Benutzung der Fähre ermöglichte, ist durch die Kurbetriebe Travemünde mit ihrem Ausschussvorsitzenden Petersen (CDU) zu vertreten. Darum ist sein Geschrei über mangelnde Tourismusförderung mehr als scheinheilig. Fakt ist: Petersen schadet dem Tourismus in Travemünde!«, polterte Pluschkell.

Der Schuss ging allerdings ein wenig nach hinten los, denn Thomas Schapke (BfL) widersprach: »Der Wegfall der Ostseecard zum Januar dieses Jahres ist nicht einseitig durch den Kurbetriebsausschuss erfolgt. Vielmehr hat es eine Kündigung seitens des Stadtverkehr Lübeck gegenüber dem Kurbetrieb gegeben.« Pluschkell selbst sitzt im Aufsichtsrat der Stadtverkehr Lübeck GmbH. Schapke forderte denn auch eine »Rückkehr zur Sachlichkeit«.

Was Wolfgang Hovestädt (SPD) aber nicht hinderte, auch noch mal den Ausschuss für den Kurbetrieb in die Verantwortung zu nehmen und gleich noch der CDU »Versagen u.a. in Sachen Ostseecard« vorzuwerfen. Wobei er auf seiner Seite »Eulenspiegeleien.de« dann die Schuld wieder beim Stadtverkehr Lübeck sieht, der mit den 15.000 Euro, die der Kurbetrieb jährlich für die Ostseecar-Fährnutzer anwies, nicht mehr zufrieden gewesen sei: »Das war den Leuten vom Stadtverkehr zu wenig. Also wurde die Zusammenarbeit aufgekündigt, weil man sich mehr davon versprach, jeden, die Fähre nutzenden Urlauber, direkt zur Kasse zu bitten«, schreibt Hovestädt da.

Klaus Petersen, Vorsitzender des so gescholtenen Kurbetriebs-Ausschusses und des Travemünder CDU-Ortsverbandes nennt wieder andere Zahlen: »Das waren im Jahre 2009 etwa 22.000 Euro«. Der Stadtverkehr hätte dann vom Kurbetrieb 52.000 Euro gefordert. Das war dem Kurbetrieb zuviel, die angebotenen Verhandlungen hätte der Stadtverkehr aber abgelehnt. Damit wären die Verhandlungen zwischen Kurbetrieb und Stadtverkehr gescheitert. Dem Ausschuss sei das mitgeteilt worden, in die Verhandlungen zwischen den Geschäftsführungen würde er sich gar nicht einmischen.

Petersen sieht im Verhalten von Ulrich Pluschkell und Wolfgang Hovestädt »Politische Spielchen«, die da getrieben würden. Auf der Mitgliederversammlung der SPD sei als ganz wichtiges Ziel dargestellt »das ist jetzt die Aufgabe der Travemünder SPD, die CDU Travemünde zu bekämpfen.« TA
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Externer Link zum Thema: Seite »Eulenspiegeleien.de« von Wolfgang Hovestädt mit dem Artikel zur OstseeCard.
1 http://www.eulenspiegeleien.de/html/lieber_urlauber.html