BLAULICHT 2 5
Travemünde 29.01.2010
Busfahrer schlechter bezahlt als Brummifahrer?
Gewerkschaft ruft 24-Stunden-Streik aus – Heute kein einziger Bus in Travemünde unterwegs

Aufgrund der Witterung und weil heute auch Schulzeugnis-Ausgabe ist, wurden seit gestern die Medien informiert.
Nach 24 Stunden wird der Streik ausgesetzt. »Das heißt, wir können den Streik dann jederzeit wieder hochfahren, wenn es die Situation erfordert«, erklärt ver.di-Mann Arno Herfurth-Klemm das weiter Vorgehen. Am Montag finden dann Sondierungsgespräche statt und für Dienstag ist eine Sitzung der Tarifkommission vorgesehen.
Der Gewerkschaft geht es um die Grundsatzforderung »Ein Land, ein Lohn«. In Schleswig-Holstein gäbe es unterschiedliche Tarifverträge, einmal für den Nahverkehr und einmal für das private Omnisbusgewerbe, erklärt Arno Herfurth-Klemm. »Da sind wir schon im Schnitt für die gleiche Fahrleistung um 250 Euro auseinander.« Herfurth-Klemm weiter: »Unsere Hauptkritik ist, dass jemand, der Konserven und Dosen im Land umherfährt, cirka 260 Euro mehr bekommt als jemand der Kinder und Fahrgäste befördert. Aber das scheint mir wohl ein gesellschaftspolitisches Problem zu sein.«
Den Vormittag über gab es schon einen ordentlichen Medienrummel, die Streikenden gaben Interviews, informierten über den aktuellen Stand der Tarifverhandlungen. Mittags wurde in Travemünde gegrillt. Nachmittags sollten die Fahrer zuhause weiterstreiken. »Und dann hoffen wir mal, was am Montag passiert«, meint Arno Herfurth-Klemm. TA
Das sagt die Arbeitgeberseite (Pressemitteilung des Omnisbusverband Nord e.V. im Wortlaut):
Der monatliche Bruttolohn eines Busfahrers setzt sich im Jahresschnitt aus dem Tabellenlohn gem. Lohntarifvertrag und diversen zusätzlichen, regelmäßig anfallenden Lohnbestandteilen zusammen, die im Lohn- bzw. Manteltarifvertrag geregelt sind. Dies sind u.a. Zuschläge für geteilte Dienste, Nacht- und Feiertagsarbeitarbeit, anteiliges Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Mankogeld und vermögenswirksame Leistungen. Deshalb verdient ein Busfahrer z.B. auch nicht – wie von ver.di wahrheitswidrig behauptet – im Stadtverkehr mit über 50.000 Einwohnern ohne Überstunden (39-Stunden-Woche) monatlich 1.917 €, sondern durchschnittlich mindestens 2.140 €. Eine Beispielsrechnung finden Sie auf unserer Homepage unter Presse (im unteren Seitenbereich – pdf-Dateien). Auf das dort zugrunde gelegte Tätigkeitsprofil des »Musterfahrers« haben wir uns mit ver.di anlässlich eines umfassenden Tarifvergleichs bereits in 2005 verständigt. In der Praxis sind die Verdienste auch ohne Überstunden noch höher, der »Musterfahrer« ist eher defensiv definiert. WK
Quelle: Pressemitteilung des Omnisbusverband Nord e.V. vom 29.01.2010
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»Sonderzahlung trotz Streikandrohung im privaten Busgewerbe« (20.11.2009)
»Tarifverhandlungen im privaten Omnibusverkehr ohne Ergebnis beendet« (14.11.2009)
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Externe Links zum Thema: Internetauftritte des Omnibusverband Nord sowie der Gewerkschaft ver.di