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Travemünde 04.11.2009
Pendler im Regen stehen lassen:
Gewerkschaft legte vier Stunden lang Busverkehr in Travemünde lahm
Hintergrund des Streiks sind die Tarifgespräche mit den Arbeitgebern des privaten Omnibusgewerbes, deren Mitglieder vieler Orts in öffentlichen Aufträgen unterwegs sind. In Travemünde fuhren zwischen 3 Uhr und 7 Uhr keine Busse. Bei Warnstreiks darf maximal vier Stunden die Arbeit niedergelegt werden.
Der Verdi-Verhandlungsführer zum Thema Schulkinder auf Nachfrage von »Travemünde-Aktuell:« »Das kann ich mir gut vorstellen, ich habe selbst Kinder, die Schulbus fahren«, sagt Gerhard Mette. In seiner Familie würden die Kinder aber immer zum Bus gebracht, um sicherzugehen, dass der Bus auch fährt. Es gäbe ja viele Gründe, warum der Bus nicht kommt, etwa ein Defekt. Ihm sei es immer wichtig, dass die Kinder den dunklen Weg zum Bus nicht allein machen. »Andere Eltern gehen da anders mit um«, so Mette.
Im Lübecker Stadtgebiet wurde nur in Travemünde gestreikt. Die Aktion war nicht angekündigt worden, viele Bürger erfuhren durch Anrufe, vor Ort oder mit Glück aus dem Radio davon.
Anfang Oktober hatte es bereits einen ver.di Streik unter anderem an der Priwall-Fähre gegeben (TA berichtete). Der betraf aber einen anderen Tarifbereich (TVN), wo es inzwischen einen Abschluss gegeben hat. Diesmal ist der Bereich des privaten Omnibusverkehrs betroffen. Da der Stadtverkehr eine private Tochtergesellschaft habe, betrifft das auch Lübeck, wie Gerhard Mette von ver.di erklärte. Die Gewerkschaft fordert hier die Anhebung der Löhne und Gehälter auf das Niveau der anderen Tarifverträge im Omnibusgewerbe.
»Die Arbeitgeber verzögern die Verhandlungen und laufen Gefahr diese nun auf die Straße zu verlegen«, heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft. Weiter: »Es gibt in Schleswig-Holstein bisher Regelungen, aufgrund derer – selbst im gleichen Ort – Busfahrer unterschiedlich bezahlt werden. Ursache ist, dass sie unter jeweils unterschiedliche Tarifverträge fallen.«
Gerhard Mette, der Verhandlungsführer von ver.di Nord: »Wir glauben jedoch, ein Busfahrer ist ein Busfahrer. Gleich, ob er bei der Autokraft, bei Bölck oder bei der KVG tätig ist und auch, ob er in Husum, Kiel, Flensburg, Bad Segeberg, Pinneberg oder wo sonst arbeitet, macht keinen Unterschied. Deshalb ist unser Ziel, die Gleichheit der Arbeitsbedingungen für alle Busfahrer im Land zu erreichen.«
Die Aktion war nicht angekündigt worden, weil die Gewerkschaft fürchtete, dass die Aktion durch Streikbrecher unterlaufen wird. Schon im Vorfeld habe der Arbeitgeber Angestellte angerufen und gefragt, ob die im Streikfalle fahren würden, erklärt Gerhard Mette. Ver.di bietet der LVG an, Streiks anzukündigen, wenn der Arbeitgeber auf Streikbrechereinsätze verzichtet.
Ver.di hatte bereits im Juli den Tarifvertrag gekündigt, berichtet Gerhard Mette. Bis Ende Oktober läge immer noch kein Angebot der Arbeitgeberseite vor. Er spricht von »Verzögerungstaktik« des Arbeitgebers. Die Gewerkschaft will über Warnstreiks nun Druck machen. »Wir gehen davon aus, dass wir weitere Aktionen machen«, so Gerhard Mette. TA
Streikorte:
- 05.00 Uhr veolia Niebüll
- 03.30 Uhr EVG, Elmhorn
- 03.00 Uhr PVG, Schenefeld
- 04.30 Uhr veolia Itzehoe
- 04.30 Uhr ABG, Ahrensburg
- 04.45Uhr Dahmetal, Kastorf
- (und Trittau)
- 03.00 Uhr LVG, Lübeck-Travemünde