MENSCHEN & MEER
Travemünde 01.03.2008
Swetlana Gebhardt:
»Mein Wunsch war immer, am Meer zu leben«

Swetlana Gebhardt ist in Kasachstan aufgewachsen. Die Sommer dort sind warm, die Winter kalt, das Klima ist angenehm, mit wenig Regen. Kasachstan ist groß, es gibt Berge und flaches Land, aber kein Meer. In ihrem Ort leben zu 98 Prozent Deutsche. »Fast alle sind ausgewandert«, sagt die Friseurmeisterin. Sie selbst ist vor zwölf Jahren mit ihrer Familie zunächst nach Marburg in Hessen gezogen. Anfangs hat sie noch Heimweh, man weiß ja nicht, wie man Fuß fasst in Deutschland. Aber jetzt, wo sie ihre beruflichen Ziele erreicht hat, ihre Familie hat, ist sie hier zuhause. Und ihre Landsleute sind ja auch alle hier, ein bis zweimal im Jahr trifft man sich. Ein paar leben in Hamburg.
Der Wunsch, am Meer zu leben, der immer schon da war, bringt Swetlana Gebhardt schließlich nach Travemünde. Von der Handwerkskammer hat sie zwei Adressen mit freien Geschäftsräumen bekommen. In Travemünde steigt sie aus dem Zug, ist noch einmal überrascht von Travemünde, als sie die Schiffe sieht, die Promenade, die ganzen Hotels und auch die Menschen. »Ich habe nicht erwartet, dass das so schön ist«, sagt sie.
Sie sieht sich das Geschäft in der Vogteistraße an, früher war hier ein Blumenladen, jetzt steht es leer. Besser wäre es vorne, wo die Leute sind, denkt sie. Entscheidet sich dann aber doch, die Räume zu mieten, eröffnet ihre »Friseur Lounge«. Vorher war sie Geschäftsführerin in einem Friseurgeschäft in Marburg, in Travemünde hat sie das erste Mal ihr eigenes Geschäft. Die Vogteistraße erweist sich später als Vorteilhaft: Da ist die Bushaltestelle, da sind ausreichend Parkplätze, Menschen die in der Nähe zum Einkaufen gehen. »Das ist überhaupt nicht verkehrt hier«, sagt sie heute. »In Travemünde ist es ja ganz schwer zu parken«. Sie hat einen eigenen Kundenparkplatz hinter ihrem Geschäft.
Die Menschen in Russland sind anders als die in Hessen und die in Travemünde sind noch mal wieder ganz anders. Aber Swetlana Gebhard ist angekommen: Sie geht viel Spazieren mit der Familie, abends mal zum Essen, der Piratenspielplatz an der Nordermole ist der Lieblingsplatz der Kinder. »Die Stadt, die Leute, die Architektur, das Meer, da freut man sich wirklich jeden Tag, wenn man das sieht«, sagt Swetlana Gebhard. »Das ist schon meine Welt hier, so wie ich mir das vorgestellt hab.« HN