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Travemünde 01.09.2007
Menschen & Meer:
Die Frau, wo die Körbe leben

Eine Veränderung stand in den Sternen, damals in Mölln, als sie ihren Bernd kennen lernte, sagt sie. Sie glaubt an Sterne und Karten. Jedenfalls hat sie dann in eine alte Travemünder Strandkorbvermieter-Familie eingeheiratet. »Ich würde eingehen, wenn ich die Körbe nicht mehr hätte«, sagt sie. Körbe und Kinder, darum dreht sich alles.
Seit zwei Tagen sitzt sie am Strand und bastelt mit drei Kindern Perlentiere, zwei Kobra-Schlangen und eine Schildkröte. »Kann man doch machen, wenn es regnet«, findet die 1958 in Hamburg geborene Frau. Es sind aber längst nicht nur Gästekinder, die da zwischen Seipels Körben herumtollen. Das mit den eigenen Kindern hat sich so ergeben, erklärt sie dann. Drei hat ihr Mann mit in die Ehe gebraucht, drei hatte sie selbst. Dazu drei Pflegekinder und viele viele Tagekinder im Laufe der Jahre. Im Augenblick führen die Seipels einen 5-Persoen-Haushalt. Kein Problem für jemand, der unter 6 Geschwistern aufgewachsen ist.
Bereut hat sie bislang nichts. Es geht auf und ab, mal so mal so, man muss mit Herz und Seele leben. Vor allem zuhören können am Strand, das wird erwartet. Ein Strandkorbvermieter ist auch ein bisschen Therapeut. Zwischendurch kümmert sie sich um den Spielparcours, den sie für Kinder am Strand aufbauen will. »Ich hab ne kleine Macke, sagt mein Mann«, erzählt sie. Aber er trägt alles mit. Bei Charlotte sind alle willkommen. »Bei mir können auch drei Familien einen Saisonkorb haben. Ich nehm auch die Leute, die keiner nimmt.« Und manche wollen nur bei Charlotte mieten. Wo die Körbe so schön kreuz und quer stehen, nicht in Reih und Glied. »Wir möchten zu der Frau, wo die Körbe leben«, hat mal einer gesagt.
Ob sie auch mal was auf die Palme bringt? Leute, die meckern über jede Kleinigkeit, sagt sie. Sonst nix. HN
TA-Lesetipp:
In unserer Reihe »Menschen & Meer« stellten wir bereits Ralph Hosbein vom Columbia-Hotel, Bettina Michaelis-Otte vom Seebad-Museum und Urlauberin Silke Riemscheid vor.