Travemünde 28.09.2007
Menschen & Meer
Ewelin Demirbilek-Tuntsch: »Hier ist es viel entspannter«

Da hat sie im Hamburger Stadtteil Hammerbrook gearbeitet, als Fachkraft für Qualitätsmanagement in einem Umwelt-Unternehmen. Tagsüber Büro, abends auf einen Cocktail mit Kollegen oder die Wasserspiele in Planten un Bloomen gucken.
Seit Juli ist sie wieder hier. Mit ihrem Freund, den sie letztes Jahr in St. Lorenz geheiratet hat. Zur Zeit leben beide in Lübeck, suchen jetzt eine Wohnung in Travemünde. »Hamburg ist sehr stressig, zum Arbeiten OK, aber zum Wohnen nicht«, sagt die junge Frau. Das ständige Bahnfahren zum Arbeitsplatz am anderen Ende der Stadt, mit ständigen Zugausfällen. »Mal fehlt der Lokführer, mal hat der Blitz eingeschlagen…«, scherzt Ewelin Demirbilek-Tuntsch. Nach Feierabend dann der Shopping-Stress: »In der Stadt ist es so voll«. Jetzt schlendert sie ganz entspannt durch die Vorderreihe, kann in Ruhe gucken. Auch wenn sie hier nicht alles bekommt, was sie sucht. »Hier ist es viel ruhiger, viel entspannter«, sagt sie.
Hamburg ist lebendiger, mit mehr Menschen, und viel schneller. An der Kasse im Supermarkt zum Beispiel, da seien die Hamburger viel mehr auf Zack. Das Tempo hat sie auch noch drauf: In Lübeck kommen die Freunde manchmal kaum hinterher.
Die frühere Führungskraft-Assistentin kümmert sich jetzt um Buchhaltung und Einkauf im Familienbetrieb. Und hat noch einmal neu gelernt: Permanent Make-up, Nageldesign, Hot-Stone-Massagen, kosmetische Fußpflege mit Kräutern aus dem Garten. Ab Oktober folgt die Ausbildung zur Kosmetikerin. Für Mutter Dorota Tuntsch war es immer ein Traum, mit der Tochter zusammen zu arbeiten. Sie hat aber nie etwas gesagt. »Ich wollte ihr das überlassen«. Irgendwann, unzufrieden mit dem Job in Hamburg, hat Tochter Ewelin dann tatsächlich gefragt: »Mutti, ich hab eine Idee!«.
Bisher läuft es gut, meist sind sich beide einig. Höchstens beim Nageldesign hakt es mal, das macht Dorota Tuntsch ja schon seit 5 Jahren. »Mutti ist sehr streng, Perfektionistin, aber das ist ja auch in Ordnung«, sagt Ewelin.
Abends taucht Ewelin Demirbilek-Tuntsch die 54 Steine für die Hot-Stone-Massage in Kukident, schrubbt sie einzeln mit der Bürste ab und legt sie zum Tageslicht tanken in den Wintergarten. Die »negative Energie« soll raus, die Steine sollen UV-Licht tanken. Dann wird noch der nächste Tag besprochen. Auf die Uhr guckt keiner, so was wie »Büroschluss« gibt es nicht. »Das ist was anderes, man macht das für sich selber«, sagt Ewelin Demirbilek-Tuntsch. Sie freut sich, wenn es ein Lob von den Kunden gibt. Manche bringen sogar selbstgemachte Marmelade, Blumen oder Pralinen mit. »Ich bin hier gerne«. HN

TA-Lestipps:
In unserer Reihe »Menschen & Meer« stellten wir bereits Ralph Hosbein vom Columbia-Hotel, Bettina Michaelis-Otte vom Seebad-Museum, Urlauberin Silke Riemscheid, Strandkorbvermieterin Charlotte Seipel und Seemann Adam Kurek vor.