MARITIMES 7 820
Travemünde 28.07.2018
Darf es im Hafen qualmen?
»Es stinkt zum Himmel«, schrieb kürzlich eine Leserin an »Travemünde Aktuell«. Gemeint sind die Schornsteine der Fähren, die täglich im Seebad ein- und auslaufen. »Wann kümmert sich die Politik endlich darum?« Die Verärgerung von Bürgern, die sich unvermittelt in einer Abgaswolke widerfinden, scheint zuzunehmen.
In der Facebook-Gruppe »Travemünder Magazin« fand das Thema kürzlich zahlreiche Kommentare. Besonders Sippern im Passathafen, aber auch Kaffeegästen auf der Kohlenhofspitze bleibt hin und wieder die Luft weg.
Die Meinungen gehen auseinander: Irgendwie müssten die Güter ja transportiert werden und in einem Fährhafen müsse man so etwas hinnehmen, meinen die einen. Andere klagen über Atemnot und drohen mit Anzeigen. Und mancher sieht das extreme Wetter in der Verantwortung, dass die Qualmwolken nicht schnell genug abziehen.
Die Politik will sich schon seit vielen Jahren kümmern. Gut möglich, dass der Druck jetzt wächst: Denn von den qualmenden Schloten sind nicht nur Segelsportler im Hafen, sondern bald auch hunderte neuer Hotelzimmer und Ferienwohnungen betroffen. TA
TA-Lesetipps zum Thema:
Döring: Klimaschutz auch in europäischen Häfen (08.02.2007)
Aus für ökologische Hafengebühren (31.08.2008)
Schluss mit rauchenden Schornsteinen: Hiller-Ohm: Steuerliche Gleichbehandlung bei Landstrom und Schiffsdiesel – Fördergelder für Entwicklung alternativer Antriebe (11.08.2009)
Kommentare
Älteste Kommentare werden zuerst angezeigt.
Kommentar von Bernd Pagel am 28.07.2018 [4,2/174]
Nahezu alle Fähren die regelmäßig in Travemünde einlaufen verfügen über eine Abgaswaschanlage (Scrubber). Diese reduziert die Schwefelemissionen der Schiffsabgase. Nachteil dieser Scrubber ist, dass diese nur ab einer bestimmt Motordrehzahl der Schiffe ausreichend arbeiten. Bei langsamer Fahrt im Hafen werden die Abgasfahnen dann schon mal dunkler. Auch weisser Rauch ist optisch nicht schön, aber dafür emissionsärmer. Ein- und auslaufende Schiffe ohne Qualm wird es nicht geben. Interessant wäre natürlich Landstrom während der Liegezeit. Die Voraussetzungen dafür an Land und auf den Schiffen ist extrem kostspielig und wird ohne Zuschüsse vom Land vermutlich nicht realisiert. Wer von den Anwohnern oder den Gästen nun glaubt Druck ausüben zu müssen, sollte diesen nicht unbedingt bei den Reedereien machen. Im übrigen gilt: Wer in einem Ort mit Fährhafen wohnt oder Urlaub macht, hat sich damit schon immer arrangieren müssen.
Bewerten Sie diesen Kommentar!
Kommentar von K. Palte am 29.07.2018 [4,1/144]
@Pagel. Sie schreiben: »Wer in einem Ort mit Fährhafen wohnt oder Urlaub macht, hat sich damit schon immer arrangieren müssen.« Ihr ganzer Text liest sich so und Ihr letzter Satz unterstreicht dies noch, als könne man letztlich gar nichts daran ändern und Ihnen scheint eher die Gesundheit der Menschen und die Wirkung auf die Umwelt egal zu sein. Sie hätten ja schreiben können, dass man ständig an besseren Lösungen arbeiten muss. Das tun sie nicht. Aber es gibt heute schon Alternativen wie zB LNG (Flüssiges Erdgas), mit ganz wesentlich niedrigeren Schadstoffemissionen. Diese Technik muss vom Staat in allen Staaten vorgeschrieben und Häfen müssen so gebaut werden, dass alle Häfen für LNG Schiffe zugelassen werden. Und daran müssen wir arbeiten und die Politik muss sich dies erklärten Maßes auch international zum Ziel machen. Schwierig, aber alternativlos.
Bewerten Sie diesen Kommentar!
Kommentar von Hardin Tenger am 29.07.2018 [4,6/112]
Dieses »Thema« ist eigentlich für Ur-Travemünder/Priwallindianer kein wirkliches Thema mehr. Wer an einem umsatzprächtigen Seehafen mit Großfähren, Container- und Stückgut -Frachtern urlauben will, der sollte seinen Bedarf an »Seeluftfeeling« mit einem unendlichen Urlaubsgenuss (O-Ton Werbetext in bunten Urlaubsprospekten) erheblich abspecken. Dieser Seehafen Travemünde sichert eine ganze Menge an festen Arbeitsplätzen. Arbeitsplätze von denen Familien sowie auch die Zukunft derer Kinder abhängt. Diese Umweltthematik wurde schon frühzeitig seitens der BiP/Priwall sowie vielen anderen Ur-Travemündern den Lübecker Rathausinsassen sowie der Lübecker Bürgerschaft ins Lastenheft geschrieben. Mich erinnert dieses Gejaule immer an das unendliche Thema Flughafen und Anwohner. Erst war der Flughafen (z.B. Düsseldorf), dann kamen viele neue Eigentümer von neuerbauten teuren Anwesen – und schon wurde die Klagemauer Fluglärm aufgebaut.
Bewerten Sie diesen Kommentar!
Kommentar von Bernd Pagel am 29.07.2018 [4,7/104]
@ K.Palte: Natürlich sind mir Mensch und Umwelt nicht egal. Ich bin ja auch Teil davon. Was ich sagen will ist, dass meckern und fordern immer einfacher ist als die Umsetzung. Sicher gibt es LNG und die Schifffahrt ist auch (wenn auch langsam) auf einem guten Wege. Dies betrifft aber nur Neubauten. Alte Schiffe kann man dahingehend nicht einfach mal so umbauen. Daher haben sie zumindest schon mal Abgaswäscher bekommen. Keine Reederei kann sich komplette Neubauten mit LNG Antrieb leisten und keiner kann und will das im großen Rahmen bezuschussen. Das ändert zwar akut alles nichts am derzeitigen Zustand, soll aber von mir als Info dienen für alle diejenigen, die im Urlaub als »Spontanaktivisten« auftreten möchten. Es wird sich sicherlich auch bis zum nächsten Urlaub nichts geändert haben.
Bewerten Sie diesen Kommentar!
Kommentar von Hardin Tenger am 29.07.2018 [4,5/104]
@ K.Palte > LNG alternativlos? Da wäre noch der effiziente Brennstoffzellenantrieb (Sauerstoff & Wasserstoff) mit seinem hohen Wirkungsgrad zu beachten. Die Realität ist doch, daß auch weiterhin und weithin unkontrolliert (wohl auch im Bereich der LHG) die dicke billige Oelbrühe aus Reststoffen der Raffinerien (Schweroel bis Halbbitumen) aus der untersten Stufe eines Raffinerierverfahrens (Crackstufe) über den Einsatz von Zentrifugen dem jeweiligen Motor zugeführt wird. Nur in Teilabschnitten wird (erzwungenermaßen) Marine-Diesel o.ä. eingesetzt. Ergo, Schritt für Schritt zur Verbesserung bedeutet i.d.Fall: Weg vom Bunkeroel mit Bitumencharakter. Nur, wie soll das gehen? Die Reedereien haben ausschließlich das $ Zeichen im Auge, d.d.h., billig > billig > billig. Oder wenn nicht Travemünde dann eben Kiel oder Rostock. Letztlich, LHG ohne HHLA geht gar nicht!!
Bewerten Sie diesen Kommentar!
Kommentar von David Kidon am 29.07.2018 [4,8/94]
@K.Palte: das von Ihnen angesprochene Ziel ist richtig und anzustreben. Man darf aber den Betroffenen keineswegs die Illusion vermitteln, dass es mittelfristig zu erreichen sei. Die Umrüstung der internationalen Schifffahrt auf LNG (Methan, nicht LPG!) wird eine Generation von Schiffen benötigen.
Bewerten Sie diesen Kommentar!
Kommentar von grünstrandsonnenanbeter am 30.07.2018 [1,7/88]
Aber im Kleinen, mit dem Machbaren, könnte man beginnen. Die Kreuzfahrtschiffe räuchern am Kai sinnig vor sich hin und verpesten die Luft in der Vorderreihe. Es gibt bereits mobile E-Kraftwerke, in Containern, die mit Gas betrieben werden. Damit hätten wir eine E-Versorgung der Schiffe am Kai und ein Problem weniger. Auch gibt es bereits sehr effiziente Abgasreinigungsanlagen die durchaus in die vorhandenen Schiffe verbaut werden könnten. Wenn eine der Reedereien nicht mitziehen will, bleiben deren Schiffe draußen. Das Argument der Arbeitsplätze muss nicht für Alles herhalten. Es geht anders, man muss es nur wollen.
Bewerten Sie diesen Kommentar!