POLITIK 4 541
Travemünde 04.01.2019
Zirkuswerbung auf Stadtkosten?
Grüne wollen näheres über die Gründe für geplatzten Empfang im Rathaus wissen

Musiker, Artisten, Clowns und Künstler wollte Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) am 13. Dezember in Lübeck empfangen. »Geplant ist auch eine kurze aber spannende Darbietung«, versprach die Einladung der Stadt an die Medien. Um 13:00 Uhr sollten die Zirkusleute im Rathaus auftreten. Um 11:56 Uhr kam dann eine Mail vom Lübecker Presseamt: »Abgesagt! Weihnachtszirkus kommt nicht ins Rathaus«, lautete die Betreffzeile.
- »Weihnachtszirkus im Lübecker Rathaus. Anlässlich des ersten Weihnachtszirkus im Zuge der Travemünder Adventswochen empfängt Bürgermeister Jan Lindenau Musiker, Artisten, Clowns und Künstler der Kulturbühne Travemünde im Rathaus. Geplant ist auch eine kurze aber spannende Darbietung. Zur Teilnahme am Donnerstag, 13. Dezember 2018, 13 Uhr, in der Großen Börse des Lübecker Rathauses, Breite Straße 62, laden wir ein. Der Empfang dauert etwa dreißig Minuten.«
Der Auftritt im Lübecker Rathaus war aufwändig vorbereitet worden: Mit etwa 15 Gästen wurde gerechnet, es sollten Rotspon, Alkoholfreies und Marzipan gereicht werden. Medien und Fraktionen wurden informiert, der Hausmeister mit der Durchführung der Veranstaltung beauftragt.
Warum der Auftritt der Zirkusleute im Lübecker Rathaus so kurzfristig abgesagt wurde und warum er überhaupt hatte stattfinden sollen, das wollen die Lübecker Grünen jetzt genauer wissen und haben einen Fragenkatalog für den Hauptausschuss eingereicht.

Bei den Zirkusleuten hatte Veranstalter Wolfgang Hovestädt von der Kulturbühne den Termin abgesagt, so berichtete es jedenfalls Zirkuschef Harry Huppertz im Rahmen eines Video-Interviews mit »Travemünde Aktuell« (TA berichtete). Zu dem Zeitpunkt war es offenbar schon zum Zerwürfnis zwischen Kulturbühne und Zirkus gekommen (Zuerst hatte »Travemünde Aktuell« darüber berichtet). Wie genau es zu der Absage kam, ist öffentlich nicht bekannt. Kreise sprechen von Abstimmungsproblemen: Hovestädt soll Huppertz vorgeworfen haben, nicht erreichbar gewesen zu sein, obwohl der ja auf dem Veranstaltungsgelände zugegen gewesen sei. Belegt ist das alles aber nicht.
Wolfgang Hovestädt und Jan Lindenau sorgen immer wieder mal für Schlagzeilen: So begründete der damalige Travemünder SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hovestädt 2013 seinen politischen Rücktritt mit der Informationspolitik seiner Lübecker Genossen, Lindenau war damals SPD-Fraktionschef (TA berichtete).

Gemeinsamen Auftritten tat das keinen Abbruch: Im Foyer des ehemaligen Theaters »Kulturbahnhof« durfte Lindenau im Bürgermeister-Wahlkampf 2017 seine Werbematerialien auslegen (TA berichtete) und nach gewonnener Wahl ermöglichte ihm Hovestädt 2018 einen Auftritt beim Shanty-Festival, der allerdings aufgrund eines vermeintlichen Guinness-Rekords zur Blamage geriet (TA berichtete). Das nächste Kapitel wird nun möglicherweise am 29. Januar 2019 im Hauptausschuss aufgeschlagen. Die Sitzung ist öffentlich. TA
1 http://www.hl-live.de/aktuell/text.php?id=127055