Der Strandbahnhof als Kunsthalle von internationalem Rang?
Hamburger Privatier Jürgen Hunke informierte sich über das Objekt in der Bertlingstraße
Von Jürgen Hunke weiß man, dass er nur die Farben Schwarz, Weiß oder Rot trägt. So war er auch nicht schwer zu erkennen, als der Hamburger am Donnerstagvormittag in weißem Shirt, weißen Shorts und roten Schuhen durch die Halle des Travemünder Strandbahnhofes ging. Der kurze Rundgang durch das denkmalgeschützte Gebäude könnte Auftakt einer Initialzündung für die Entwicklung der Bertlingstraße sein. Und eine Kunst-Sensation für Travemünde.
Der Hamburger Privatier und Initiator vieler Kunst- und Kulturprojekte Jürgen Hunke hat sich am Donnerstag ganz inoffiziell den zum Verkauf stehenden Travemünder Strandbahnhof angesehen. Hunke sprach dabei davon, dass sich der Bahnhof gut als Kunsthalle eigne. Foto: TA
Auf seiner Internetseite stellt sich Jürgen Hunke als »Aufsichtsrat, Privatier, Kaufmann, Galerist und Verleger« vor. An der Küste kennt man ihn für seine schneeweißen Villen in Timmendorfer Strand, die ganz in der Nähe gelegene Buchhandlung und Galerie »Mikado Garden« und vor allem für sein jüngstes Projekt an der Küste, die »Teehaus-Brücke«. Letztere setzte er erfolgreich gegen viele Widerstände durch.Gegenwind gibt es im Seebad Timmendorfer Strand auch bei einem weiteren Hunke-Projekt: Aus dem brachliegenden Kurmittelhaus will er eine Kunsthalle machen. Eine von internationalem Rang, heißt es, in Zusammenarbeit mit dem bekannten Hamburger Kunstsammler Professor Harald Falckenberg. Doch die Timmendorfer Bürger wehren sich, vor allem gegen eine Kostenbeteiligung der Gemeinde am Umbau des Kurmittelhauses.
Das brachliegende Timmendorfer Kurmittelhaus liegt idyllisch in einem Park. Der Travemünder Strandbahnhof hätte für eine Kunsthalle zweifellos die exponiertere Lage und eignet sich auch vom denkmalgeschützten schönen Gebäude her besser. Fotos: TA
Im Travemünder Strandbahnhof guckte Jürgen Hunke nun in die Schaufenster der leerstehenden Geschäfte, in die Tourist-Information und ging auch außen ums Gebäude herum. Er wolle sich das Gebäude nur einmal ansehen, erklärte Jürgen Hunke dabei, sprach aber auch davon, dass der Strandbahnhof als Kunsthalle gut geeignet wäre. Das dürfe man schreiben, mit Fragezeichen.
Sah sich am Donnerstag den Travemünder Strandbahnhof an: Der Hamburger Privatier Jürgen Hunke. Er plant eine Kunsthalle – Eigentlich in Timmendorfer Strand. Foto: KEV/ARCHIV TA
Beobachter werten den Besuch dahingehend, dass die Timmendorfer Bürgerini möglicherweise zu stark ist. Was sich als ein Riesenglück für Travemünde erweisen könnte. Der Strandbahnhof steht fast leer. Nur einen Kiosk gibt es noch und die Tourist-Information, die aber schon neue Räume sucht. »Travemünde Aktuell« traf im Strandbahnhof Bürgerschaftsmitglied Thomas Thalau (CDU) aus Travemünde, der als erster Politiker auf die schwierige Situation im Strandbahnhof aufmerksam gemacht hatte (TA berichtete). Sowie die Travemünder Künstlerin Anja Es, die in Timmendorfer Strand eine Galerie betreibt und sich in der Kunstszene beider Bäder sowie natürlich auch international bestens auskennt.
Bürgerschaftsmitglied Thomas Thalau (CDU) aus Travemünde und die Travemünder Künstlerin Anja Es sprachen vor Ort über die Möglichkeit einer Kunsthalle im Strandbahnhof. Beide würden so ein Projekt sehr befürworten. Foto: TA
»Eine Kunsthalle ist wie ein Museum zu betrachten. Mit oder ohne Eintritt«, erklärte Anja Es den Unterschied zu einer Galerie. Sie würde eine Kunsthalle im Strandbahnhof sehr befürworten: »Das würde ich supergut finden, wenn die Gäste von Travemünde so dermaßen hochklassig empfangen werden würden wie das garantiert wäre wenn Jürgen Hunke das in die Hand nimmt«, sagt sie. »Es wäre ein Schmuckstück für Travemünde, wenn das hier reinkommen würde. Besser geht es nicht«, sagt Anja Es. Auch Bürgerschaftsmitglied Thomas Thalau zeigt sich angetan von der Möglichkeit: »Travemünde könnte in Zukunft eine Kunsthalle haben und Lübeck sein Hansemuseum«, sagt er. Tatsächlich würden dann gleich zwei Travemünder Bahnhofshallen eine neue Zukunft im Kulturbereich haben, denn seit einem Jahr gibt es im Hafenbahnhof (»Kulturbahnhof«) ja das hochklassige Theater der Kulturbühne (TA berichtete). »Man kann nie genug Kunst haben«, meint dazu Thomas Thalau. Und Anja Es ergänzt zum Thema Kunsthalle: »Das wäre auch mal fürs Image ganz gut, weil Kunst ein junges Image hat. Und weil Kunst etwas Innovatives ist.«Zweifel haben der Politiker und die Künstlerin allerdings, wenn es um das Umfeld des Strandbahnhofes geht. »Ich kann mir bei der Lage nicht vorstellen, dass er das macht«, sagt Anja Es. Und auch Thomas Thalau meint: »Es steht und fällt mit der Umgebung«.
Das Umfeld des Strandbahnhofes, hier der Busbahnhof, ist problematisch und könnte auf Investoren abschreckend wirken. Foto: TA
Auf dem Busbahnhof steht seit Jahren ein Container, der eigentlich nur als Übergangslösung für Mitarbeiter des Stadtverkehrs dienen sollte. Der Kombibahnsteig mit direktem Umstieg von Bahn auf Bus wurde von der Bahn vorbereitet, aber von der Stadt nicht umgesetzt. Leerstände und verfallende Häuser bilden weitere Problemfelder der Bertlingstraße (TA berichtete). Und natürlich die stillgelegten Gleise mit dem mannshohen Unkraut.
Einen geradezu grotesken Anblick bieten die stillgelegten Gleise 3 und 4 des Strandbahnhofes. Die Stahlpfeiler sind denkmalgeschützt. Die Bahn will dieses Gelände ebenfalls verkaufen. Foto: TA
Auf der anderen Seite ist da das Neubauprojekt auf dem ehemaligen Autohaus-Gelände am Anfang der Bertlingstraße (TA berichtete). Mit dem schönen Godewindpark gleich gegenüber. Und am Ende der Bertlingstraße die vom Kurbetrieb mit Millionenaufwand sanierte berühmte Travemünder Strandpromenade mit dem Rondell und den Wasserspielen. Dazu in unmittelbarer Nähe die hochklassigen Hotels Columbia und A-Rosa. Und auf der einst heiß umkämpften Eselswiese sollen bald Lichtskulpturen für Furore sorgen. Wenn sich die weiteren Investoren und Stadt auch noch bewegen, dann könnte der Strandbahnhof als Kunstbahnhof vielleicht doch eines nicht zu fernen Tages wieder zum glanzvollen Entrée des mondänen Seebades Travemünde werden. TA
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Kommentare
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Kommentar von Andreas am 04.07.2015[3,0/2]
Man sollte den zweiten Bahnsteig irgendwie nutzen! Es ist wirklich schade um den Bahnhof. Ich war vorgestern in Travemünde, bin mit der Bahn angereist. Den Anblick des stillgelegten Gleises Richtung Niendorf am Hafen- und Strandbahnhof kenne ich schon lange... Ich habe von den Mitfahrern im Zug deutlich Bemerkungen wie »Schandfleck« und ähnliches gehört... Der Denkmalschutz für die alten Stahlpfeiler ist schon in Ordnung. Man soll altes nicht vorschnell abreißen. Aber am besten ist es, wenn das alte irgendeine neue Nutzung bekommt. Und hier wäre meine Idee Parkplätze! Die stillgelegten Bahnsteige am Hafen- und Strandbahnhof könnte man als Parkplätze nutzen und als Zufahrt nimmt man das alte Gleis nach Niendorf. Dies würde das Parkplatzproblem in Travemünde etwas abmildern und es würde mehr Publikumsverkehr für die Bahnhofsgebäude bedeuten.
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Kommentar von Michael Behr am 05.07.2015[1,0/1]
... der Messias kommt, im weisen Shirt usw. Eine Kunsthalle von: INTERNATIONALEM RUF ! Im alten Strand Bahnhof von Travemünde. Ja, wenn Herr Hunke kommt, wird es GROSS ! Kennen wir ja aus Hamburg (HSV). Da wünsche ich Ihnen viel »Spass« ! Grüsse aus Hamburg, Michael Behr, Travemünde Fan
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Kommentar von Grünstrandsonnenanbeter am 05.07.2015[1,0/1]
Da sollte man die Vorschläge des hochgeschätzten Herrn H. gut prüfen und auch in Timmendorf nachfragen an wen die Finanzierung des Teehauses im Endeffekt hängen geblieben ist. Auch sind die Timmendorfer von seinem Vorschlag das Kurhaus zu einer Kunstgalerie um zu bauen wenig begeistert.
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Kommentar von Gerd Baumann am 03.07.2016[1,0/4]
»Mondänes« Travemünde – das bedeutet eine beträchtliche Hochstufung – ganz weit über »Hartz4« – die Wirtschaftlichkeit spielt manchmal auch eine ganz große Rolle und kann auch schon mal Steuergelder erforderlich machen.