ORTSGESCHEHEN 2 44
Travemünde 05.05.2017
Lübeck in der Bänke-Krise
Neue Behördenposse bringt Ortsrat auf die Barrikaden
Das Hinweisschild auf den historischen Platz steht immer noch da, doch die Travemünder Lögenbank war still und leise entfernt worden. Seitdem zuerst »Travemünde Aktuell« im April 2016 darüber berichtet hatte, bemühen sich Bürger und Politiker, wieder eine Bank an den historisch verbürgten Platz am Ostpreußenkai zu bekommen. Doch das ist schwieriger, als es sich anhört.
Die »Lögenbank« ist seit weit über hundert Jahren ein traditioneller Treffpunkt am Ostpreußenkai. Früher warteten dort Männer auf Arbeitsangebote, später war sie Treffpunkt zum Klönschnack. Auch aus touristischer Sicht hat die Bank ihre Daseinsberechtigung, schließlich machen Stadtführer auf ihrer Tour dort halt und erzählen von dem Platz.
Dabei gibt es nicht »die« Lögenbank, sondern es handelt sich einfach um einen Platz, an dem über die Jahrhunderte immer eine Bank gestanden hat. Das Ende kam mit der Erweiterung der Außengastronomie einer Bäckerei-Kette. Die hatte die Bank zunächst ersetzt, allerdings so, dass sie nicht mehr als öffentlicher Platz erkennbar war. Dann verschwand sie ganz.
Der Travemünder Ortsrat berichtete heute bei einem Vor-Ort-Termin mit der Travemünder Presse, dass bereits seit vergangenem Jahr Gespräche mit der Stadt liefen. Wohlgemerkt: Über die Aufstellung von zwei ganz simplen Parkbänken. Die Bäckerei hätte sich dabei kooperativ gezeigt. Ein Aufstellplatz ist bereits vorbereitet. Es hapert allein an den Sitzmöbeln. Die Begründung, warum das mit den Bänken bis heute nicht geklappt hat, mutet absurd an: Man hätte zur Antwort bekommen, dass im Großraum Lübeck »keine Bänke vorhanden sind«, berichtete der Ortsrats-Vorsitzende Gerd Schröder am Freitag. Die Verärgerung ist ihm anzumerken: »Irgendwo ist eine Grenze erreicht«, sagt Schröder.
Schon im Vorfeld war die Lübsche »Bänke-Krise« um Absurditäten nicht verlegen: So hatte Gerd Schröder in der Oktober-Sitzung (2016) des Ortsrates davon berichtet, dass die Stadt einen hundertprozentigen Nachweis fordere, dass die Lögenbank überhaupt existiert habe (TA berichtete). Woraufhin die Bevölkerung gebeten wurde, Fotos der Bank an den Ortsrat zu schicken.
Dabei hat sich der Vorstand des Travemünder Ortsrates immer um einen konstruktiven Dialog mit der Stadtverwaltung bemüht. Und sieht nun, nachdem auf Zusagen der Stadt keine Taten gefolgt sind, seine Glaubwürdigkeit gefährdet. »Travemünde wird wieder verarscht«, bringt Gerd Schröder die Stimmung im Ortsrats-Vorstand auf den Punkt. Seine Stellvertreterin Sabine Haltern appelliert an die Verwaltung: »Wir wollen immer noch einen vernünftigen Dialog, aber das kann keine Einbahnstraße sein.« TA