FREIZEIT & TOURISMUS
Travemünde 16.09.2009
Kirchhoff: »Entweder jetzt oder nie«
In fünf bis sechs Jahren muss die Strandpromenade ohnehin saniert werden – Nur mit niedrigerer Förderquote wird das dann nicht mehr finanzierbar sein

Die Sanierung der Strandpromenade rechnet sich für Lübeck: Der Kurbetrieb geht von einer 80prozentigen Förderung aus dem Konjunkturprogramm aus. Das Projekt kostet 6,2 Millionen Euro. Man geht davon aus, dass die Strandpromenade in fünf bis sechs Jahren ohnehin renoviert werden muss. Dann würde Lübeck vielleicht noch 50 Prozent Zuschuss oder sogar gar nichts bekommen. Wird jetzt nicht saniert, verliert Lübeck mindestens 2 Millionen Euro. Hinzu kommen die laufenden Unterhaltungskosten, die natürlich jetzt höher sind als bei einer frisch sanierten Promenade.
Untermauert wird die Forderung nach einer Sanierung der Strandpromenade auch durch die Markenstudie der LTM: Demnach gibt es in Lübeck 3 große Markenbausteine, führte Kirchhoff aus: Die Lübecker Altstadt, die Lage am Meer und das Seebad Travemünde. Die »Marke Lübeck« hat also eine 66prozentige Abhängigkeit vom Seebad Travemünde. Vergleicht man da die 1,2 Millionen Eigenanteil, die für die Strandpromenade aufzubringen sind, etwa mit den knapp 12 Millionen Euro, die die Stadt für die Umgestaltung des Klingenbergs aufwendet, beansprucht Travemünde eine eher bescheidene Summe.
Wenn in fünf Jahren die Promenade saniert werden muss und Lübeck dann statt 1,2 Millionen vielleicht 3 Millionen Euro oder mehr selbst aufbringen muss, steht die Stadt aber noch vor einem ganz anderen Problem: »Dann können wir vom Kurbetrieb das nicht mehr finanzieren«, sagte Kurdirektor Uwe Kirchhoff am Dienstag im Kurbetriebs-Ausschuss. Die Summe wäre dann zu hoch. Kirchhoff: »Entweder jetzt oder nie«.
Die Lübecker Bürgerschaft hatte im März einige Hürden aufgebaut: So setzte Peter Reinhardt (SPD) durch, dass die Hälfte des Lübecker Anteils von 1,2 Millionen Euro von Dritten, insbesondere der Travemünder Wirtschaft aufgebracht werden solle. Also 600.000 Euro. Reinhardt stellte dabei einen Brückenschlag zwischen Strandpromenade und Fremdenverkehrsabgabe her: »Das Land Schleswig-Holstein zahlt 90 % der Kosten nur in Gemeinden, die auch eine Fremdenverkehrsabgabe erheben«, hatte Reinhardt behauptet (TA berichtete). Der Landtagsabgeordnete der CDU Frank Sauter nennt das allerdings eine »Drohkulisse des Innenministeriums«, Kommunen, die ihre Einnahmemöglichkeiten nicht voll ausschöpfen, bei Förderungen schlechter zu stellen. Das sei laut Sauter aber noch nie in die Tat umgesetzt worden.
Ein weitere Forderung von Peter Reinhardt wurde mit dem gestern vorgelegten Wirtschaftsplan des Kurbetriebes erfüllt: Durch den verbleibenden städtischen Eigenanteil solle keine Erhöhung der Verlustzuweisung an den Kurbetrieb Travemünde ausgelöst werden. Der Kurbetrieb hat durch Vorlage des Wirtschaftsplanes 2010 sein Sparziel erreicht. Laut Jahresabschluss 2008 wurden sogar 19.000 Euro städtischen Zuschusses gar nicht beansprucht.
Die Travemünder Gewerbevereinigungen können sich, so berichtete Kurdirektor Uwe Kirchhoff am Dienstag im Kurbetriebs-Ausschuss, eine Untersützung der Maßnahmen vorstellen. Für den Fall, dass die Fremdenverkehrsabgabe eingeführt werde, wogegen alle Vereine gewesen seien, solle dann aber die Co-Finanzierung daraus erfolgen.
Der Kurbetrieb Travemünde hat die Baukosten »gedeckelt«, das heißt das Budget ist beschlossen und wird nicht überschritten. Das Land kommt Lübeck nochmals entgegen und hat zugesichert, dass sich die Baumaßnahme über zwei Jahre erstrecken kann. Baubeginn könnte im Januar oder Februar 2010 sein. TA