TOURISMUS 3 1
Rostock 14.09.2009
Hanse Sail-Chef Bellgardt: »Hochsubventionierte Veranstaltung ist es nicht«
Rostock kommt mit einem Drittel der Zuschüsse für Marketing und Kurbetrieb aus wie Lübeck – Inklusive Hanse-Sail
Auch BfL-Chef Dr. Raimund Mildner spricht von einem »millionenschweren Zuschussprogramm« der Rostocker Hansesail (TA berichtete). Das Problem dabei: Die Sache stimmt nicht. »Eine hochsubventionierte Veranstaltung ist das nicht«, stellt Holger Bellgardt vom Büro der Hanse Sail klar. Er fragt sich auch, warum die Sail Travemünde mit der Hanse Sail überhaupt verglichen werden. Jede Veranstaltung hat doch ihren eigenen Charakter. Und Travemünde sogar Vorteile gegenüber Rostock, zum Beispiel durch den Museumshafen in Lübeck.
Das kostet die Hanse Sail Rostock
Die Tourismuszentrale Rostock und Warnemünde ist ein städtischer Eigenbetrieb, die Zahlen sind öffentlich, anders als bei den in Lübeck so beliebten städtischen GmbHs. Das Büro der Hanse Sail gehört zur Tourismuszentrale, hat ein jährliches Budget von 1,2 Millionen Euro. 350.000 Euro zahlt die Stadt, der Rest kommt von außen, er belastet den Haushalt nicht. In 2010 wird der Zuschuss auf 300.000 Euro gekürzt. Sechs feste Mitarbeiter sind im Büro der Hansesail beschäftigt, hinzu kommen Honorarkräfte etwa für die Pressearbeit. Die Stadt zahlt also gerade mal die Gehälter. Dabei ist die Hanse Sail (1 Million Besucher, 250 teilnehmende Schiffe) nur die Hauptaufgabe des Büros. Zusätzlich ist im Budget noch die Präsentation der Hansestadt Rostock auf der Messe boot in Düsseldorf enthalten, die Vertretung auf der Bundesgartenschau in Schwerin, die Veranstaltung des Rostocker Hafenstammtisches (bald gibt es den 200. Hafenstammtisch) sowie die Teilnahme an den Hansetagen der Neuzeit.
So werden Segel-Oldtimer vermarktet
Der Hauptgrund, warum so viele Schiffe nach Rostock kommen, ist, dass es eine entsprechende Nachfrage nach Mitsegel-Angeboten gibt. »Einfach mitsegeln!« lautet ein Slogan der Veranstaltung. Dabei kostet die Buchungsstelle, die sich nicht nur um die Hanse Sail kümmert, die Stadt nichts, das macht eine Verein. Gemeinnützig, zum Erhalt der traditionellen Schiffe. Die Buchungszentrale, die sich gut etabliert hat, geht auf die Unternehmen der Region zu. Für viele Unternehmen ist es selbstverständlich, mitzumachen. Mindestens eine Tagesfahrt zu buchen, ist üblich. Viele haben bereits jetzt fürs nächste Jahr gechartert.
Wieso »Hanse Sail« und »Sail Travemünde« vergleichen?
»Jede Sail hat ein eigenes Gesicht«, meint Holger Bellgardt vom Büro der Hanse Sail in Rostock. »Eine eigene Konzeption«. In Klaipeda zum Beispiel hätte er am Seafestival im Rahmen der Baltic Sail teilgenommen, wo ganze zwei Traditionssegler dabeiwaren. Trotzdem sei es ein schönes Fest gewesen. Lübeck hat mit dem Museumshafen viele Segel-Oldtimer sogar schon vor Ort. Bellgardt ist auch schon bei der Sail in Travemünde gewesen, findet das Programm in vielen Punkten sogar sympathischer als in Rostock. Zum Beispiel, dass in Travemünde auch das Thema Kunst in die Veranstaltung integriert werden kann. Eine Sail mit leisen Tönen. Man sollte nicht immer Schiffe und Quadratmeter Segelfläche zählen.
5000 Euro kostet Lübeck die Teilnahme am Verbund der Baltic Sail, das Geld ist für einen gemeinsamen Marketing-Topf der teilnehmenden Hafenstädte, zum Beispiel werden Poster und Flyer davon gedruckt.
Dass Lübeck als die »Mutter der Hanse« aus der Baltic Sail nun ausgeschert ist (wobei in Rostock noch keine offizielle Mitteilung aus Lübeck eingetroffen ist), bedauert er. In Rostock hätte man sich gewünscht, dass die Schiffe im zwanzigsten Jahr der Deutschen Einheit 2010 von Rostock nach Travemünde fahren. »Wir respektieren aber die Entscheidung«, so Bellgardt.
Touristisches Marketing & Kurbetrieb: Rostock macht es für ein Drittel
Von den Gegebenheiten sind die Hansestädte Lübeck und Rostock gut vergleichbar: Lübeck hat das Ostseebad Tavemünde, Rostock hat Warnemünde. Beide haben ein ähnlich gutes Segelrevier. Man nimmt oft an den gleichen Touristik-Messen teil. Beide Städte haben ein Touristisches Marketing und einen Kurbetrieb, drucken Kataloge, kümmern sich um die Strandreinigung, unterhalten Tourist-Informationen mit Zimmervermittlung. Es gibt einen Lübecker Yacht-Club und einen Warnemünder Segel-Club.
Man könnte also die Frage stellen, welche Stadt mehr Geld für Touristisches Marketing zur Verfügung hat. Allein die Lübeck- Travemünde Marketing GmbH erhält von der Stadt 2,4 Millionen Euro Zuschuss. Dazu kommt noch der Zuschuss für den Kurbetrieb Travemünde. In Rostock erledigt die Aufgaben beider Gesellschaften die Tourismuszentrale Rostock und Warnemünde. Für ein Drittel der Lübecker Kosten. Der städtische Zuschuss beträgt in Rostock rund eine Million Euro. Da ist die komplette Hanse Sail bereits mit drin... TA