WIRTSCHAFT 4 134
Travemünde 09.10.2019
Fünfzig Kundenbeschwerden am Tag
Einbahnstraßenregelung in der Kaiserallee sorgt für Ärger in der Wirtschaft
Während der Großveranstaltung »Travemünder Woche« wird die Kaiserallee für zehn Tage zur Einbahnstraße. Das war auch nie ein Problem, sagt Apothekerin Stefanie Hiller-Silberbach. »Danach ist sie ja immer wieder beidseitig befahrbar gewesen«. Doch in diesem Jahr nicht (TA berichtete). Inzwischen bekommt sie so viele Beschwerden von ihren Kunden, dass sie Flyer gedruckt hat.
Die Apotheke von Stefanie Hiller-Silberbach liegt am Anfang der Kaiserallee. Die Kunden können das Geschäft anfahren, aber nicht auf dem gleichen Weg wieder zurück. Denn in einem »Verkehrsversuch« hat die Straßenverkehrsbehörde die Einbahnstraßenregelung bis Ende Oktober 2019 verlängert. Bei ihr sei das »massiv geschäftsschädigend«, sagt Apothekerin Stefanie Hiller-Silberbach. Ihre Kunden müssten nun »einen großen Umweg fahren durch halb Travemünde, um dann wieder in den Ort zurückzukommen«, ärgert sie sich. »Ich hab täglich über 50 Kunden, die sich massiv beschweren. Die sind aufgebracht darüber«, sagt sie. Worte wie »Schnapsidee« und »Aprilscherz« sein da schon gefallen. »Und für unsere Lieferanten ist das auch ein Problem, die sind ja immer ganz eng getaktet.« Es sind so viele Beschwerden, dass sie kleine Zettel mit der Adresse der Straßenverkehrsbehörde ausgelegt hat. Damit die Kunden wissen, wo sie sich beschweren können. »Man kann natürlich auch anrufen bei der Stadt, aber da ist man stundenlang in der Warteschleife und kriegt am Ende die Antwort, dass man bitte schriftlich etwas einreichen möchte«, sagt sie. Zwar hat auch sie die Auskunft bekommen, dass die Regelung erst einmal nur bis Ende Oktober gilt. Sie befürchtet aber, dass es dann doch so bleibt.
Von Beschwerden kann auch Dirk Dzulko, der in der Kaiserallee ein Büro für Ferienwohnungen betreibt, erzählen. »Wenn die zum Maritim wollen, müssen die einmal um den Pudding fahren«, erzählt er von den Klagen seiner Feriengäste. Dann sind da noch die Lieferanten: »Die müssen immer durchs Wohngebiet hinten durch«, sagt er. Und: »Auch die ganzen Müllwagen müssen da durch«. Durchs Wohngebiet mit Tempo-30-Zone, wo die Anlieger eigentlich ihre Ruhe haben wollten.
»Nach dem Versuch Ende Oktober 2019 soll anhand der Rückmeldungen entschieden werden, ob sich die Maßnahme zur Verkehrsregelung eignet«, heißt es zum Thema Einbahnstraße in einer Pressemitteilung der Stadt. TA