MARITIMES
Travemünde 03.05.2018
»Ich hab den unheimlich gerne gefahren«
Horst-Dieter Eder war Steuermann auf dem Seenotkreuzer »Paul Denker«
Im Museum (TA berichtete) hat Horst-Dieter Eder die »Paul Denker« noch nicht besucht, aber er hat sie ja oft genug persönlich nach Bremen in die Werft gefahren. Er war Steuermann auf dem kleinen Rettungskreuzer, der auch seine Tücken hatte. Trotzdem: »Ich hab den unheimlich gerne gefahren«, sagt Horst-Dieter Eder.
Die »Paul Denker« war schon ein paar Jahre in Travemünde stationiert, als Horst-Dieter Eder 1982 als Freiwilliger bei den Seenotrettern anfing. Heute ist er als Vormann Chef der Travemünder Station, damals war er Schiffsführer. »Den konnte man super rückwärtsfahren«, erzählt er über den ungewöhnlichen Rettungskreuzer. »Man musste bloß wissen, wie man das Steuer stellt. Dann konnte man durch den ganzen Hafen mit dem rückwärtsfahren.« Und unheimlich seegängig sei das Schiff gewesen. Eder kann sich noch erinnern, wie er einmal bei hartem Nordwest oben gesteuert hatte: »Da konnte ich mit der Hand ins Wasser greifen. So hat der sich geschmissen. Aber das machte nichts. Der kippte nicht um.«
Als nicht ganz so praktisch erwies sich das Schiff im Rettungseinsatz: Gleich hinter der Tür wurde es eng, denn da war rechts die Tür zur Toilette, dann kamen Kartentisch und Funkgeräte. »Da passte überhaupt keine Trage rein, da war alles dichtgebaut«, erzählt Horst-Dieter Eder. Unten gab es dann noch zwei Kojen und ein Sitzsofa. »Da konnte man natürlich keinen Verletzten runterkriegen, den hätten wir nie wieder rausgekriegt.« Also verbrachten die Geretteten die Heimfahrt an der frischen Luft, die Wege auf der Ostsee sind ja kurz: »In der Regel haben wir die Leute mit der Trage vorne an Deck gesetzt, wenn es ging. Wenn es nicht ging, dann haben wir den schon reingewühlt«, erzählt Eder. »Dann lag er auf dem Maschinenniedergang«.
Trotzdem war die »Paul Denker« beliebt und man hat sie auch in Travemünde nicht gern hergegeben. In knapp 40 Dienstjahren konnte das Schiff mehr als tausend Menschen helfen. Und es war eben ein richtiges Schiff: Mit Aufbauten und einem Beiboot, das über die Heckklappe zu Wasser gelassen werden konnte. Zur Jahrtausendwende wurde Travemündes letzter Seenotrettungskreuzer vom Seenotrettungsboot »Hans Ingwersen« abgelöst. Die ist mit 9,50 Metern zwar nur halb so groß, dafür passt eine Trage aber problemlos rein. Doch die Ingwersen bleibt ein Boot. Und »Paulchen«, ja, das war, wie Horst-Dieter Eder es ausdrückt, »ein Seenotrettungskreuzer Mini«. TA