ORTSGESCHEHEN 1
Travemünde 24.01.2018
»Wir machen eine Fischbrötchen-Party«
Wie zwei Travemünder erfolgreich Gutscheine mit der Priwall-Fähre sammeln

Heike und Klaus Ollenschläger leben seit dreizehn Jahren auf dem Priwall. Im Jahre 1999 haben sie 130 DM im Jahr für die Fähre bezahlt, erinnert sich Heike Ollenschläger. Heute sind es 640 Euro. Dabei müssen sie als Priwall-Bewohner nur für ihre PKW-Jahreskarte zahlen und nicht noch für jede Person im Auto extra. Dafür haben sie vor Jahren gemeinsam mit vielen weiteren Priwallern unter der Leitung von Wolfgang Hovestädt erfolgreich demonstriert.
Mit dem Auto fahren sie regelmäßig von der Halbinsel rüber zur »Stadtseite« von Travemünde. Oft zweimal täglich. Da kommt es schon mal vor, dass die Fähre nicht fährt. »Wenn man einen Termin hat, dann ist das schlimm«, sagt Heike Ollenschläger. Dann muss man Anrufe tätigen, absagen. Auch die Pünktlichkeitsgarantie hat daran nichts geändert. »Es ist jetzt mehr geworden mit den Verspätungen«, meint die Priwall-Anwohnerin sogar. Sie hat gehört, das liege an der Reduzierung des Personals.
Aber immerhin hat die Sache den Ollenschlägers eine wachsende Sammlung von Fischbrötchen-Gutscheinen beschert. Dazu gehen die beiden bei Verspätungen über 20 Minuten einfach ins Fährbüro, nennen die Nummer ihrer Jahreskarte und lassen sich die Verspätung bestätigen. »Die sind sehr nett hier im Fährbüro«, sagt Heike Ollenschläger. Auch beim Ausfüllen des Antrags wurde ihr geholfen. »Das war kein Problem.«
Da sie zu zweit im Auto sind, gab es immer gleich zwei Gutscheine. Als sie sechs Stück zusammen hatten, war das erst mal genug für die geplante »Fischbrötchenparty« mit den Kindern. »Nun wollten wir auch mal etwas Cash sehen«, sagt Klaus Ollenschläger. Denn statt Fischbrötchen kann man sich auch drei Euro aufs Konto überweisen lassen. »Also stellten
wir am 08.11.2017 zwei Anträge über jeweils drei Euro.« Über das Fährbüro wurden die Anträge nach Lübeck geschickt. Genau einen Monat lang hörten sie nichts, dann riefen sie in Lübeck an. »Man sagte uns, das Geld sei am Dienstag, 05.12.2017, angewiesen worden«, erzählt Klaus Ollenschläger. Am 09. Dezember hatten sie dann noch eine Postkarte vom Stadtverkehr Lübeck im Briefkasten. Darauf wurde die Auszahlung noch einmal angekündigt. Und tatsächlich waren die sechs Euro dann auf dem Konto. »Wir fragen uns, wie viel Kosten dieser Weg verursacht, anstatt einfach im Fährbüro das Geld auszuzahlen«, wundert sich Klaus Ollenschläger.
Das Paar macht aus Spaß bei der Aktion mit, die immerhin sehr groß vom Stadtverkehr angekündigt und beworben wurde. Das tun offenbar aber längst nicht alle Kunden der Fähre. »Manche haben mich groß angeguckt, auch Priwaller«, sagt Heike Ollenschläger. Die beiden wollen auf jeden Fall weiter die »Pünktlichkeitsgarantie« in Anspruch nehmen. Und entweder weiter Gutscheine sammeln für ihre Party oder sich die drei Euro überweisen lassen. »Das läppert sich«, sagt Heike Ollenschläger. TA
Da kommt natürlich die Frage auf, wie viele Fischbrötchen-Gutscheine im Rahmen der Pünktlichkeits-Garantie bislang verteilt worden sind. »Im vergangenen Jahr haben wir 35 Gutscheine für Fischbrötchen und auch 35 Auszahlungen vorgenommen«, heißt es dazu von der Pressestelle des Stadtverkehrs auf Nachfrage von »Travemünde Aktuell.«