VERKEHR 3 102
Travemünde 05.04.2017
Muss erst ein Mensch sterben, Herr Weiland?

Der Gneversdorfer Weg ist eine viel und schnell befahrene Straße. Und einen Radweg gibt es nur auf einer Seite, er wird in beide Richtungen genutzt. Kein Wunder, dass sich Radfahrer und Autofahrer dabei immer wieder übersehen. Dabei auf die Verkehrsregeln zu verweisen, hilft den verletzten Menschen nicht. Die Straße muss entschärft werden, das ist seit vielen Jahren bekannt.
Halbherzige Versuche brachten keinen Erfolg: So hat die Stadt über die Jahre nach und nach die Radwege an den Ausfahrten mit roter Farbe markiert. Die Unfälle gingen weiter.
Am schlimmsten ist es an der Ausfahrt Vogteistraße. Es gibt Berichte von Radfahrern, die nach einer Kollision meterweit durch die Luft fliegen. Schulkinder forderten hier kürzlich in einem Workshop eine Ampel. Der Ortsrat sprach sich schon letztes Jahr für eine Bügel-Lösung aus, zumindest für den Übergang, bis eine Ampel kommt.
Für die Travemünder war es ein elendes Ringen, bis wenigstens ein Gestrüpp gerodet wurde, das die Sicht an der gefährlichen Ausfahrt behinderte. Zurzeit schränken Veranstaltungsplakate an rostigen Zaunpfählen die Sicht wieder etwas ein.
Fast ein Jahr ist es jetzt schon wieder her, dass die Stadt mit einem Radfahr-Verbot auf dem Radweg versuchte, die gefährliche Ausfahrt sicherer zu machen (TA berichtete). Und damit nur das Haftungsrisiko verlagerte. Denn kaum ein Radfahrer beachtet das Schild, wenn er es denn wahrnimmt. Auf Radwegen rechnet man ja nicht unbedingt mit einem Radfahrverbot.
Ebenfalls aus dem letzten Jahr stammen Pläne der Stadt, die wieder mit dem Farbeimer zu tun haben: Man wollte auf der anderen Seite des Gneversdorfer Weges einen zweiten Radweg auf den Asphalt malen. Kritiker befürchteten, dass dadurch die Unfälle nur noch zunehmen würden.
Umgesetzt wurde das Konzept des aufgemalten Radweges ohnehin nicht. Erst soll es an der Witterung des einsetzenden Winters gelegen haben. Doch auch im Frühjahr tat sich nichts. Als Bürgerschaftsmitglied Thomas Thalau (CDU) beim Fahrradbeauftragten Nils Weiland nach dem Sachstand fragte, kam zur Antwort, er werde noch zu einem öffentlichen Ortstermin laden. Damit ist man mehr oder weniger wieder ganz am Anfang.
Immerhin ist der Ortstermin dann ganz hoch angesiedelt: Der Fahrradbeauftragte Nils Weiland wird jetzt zum neuen Chef der Verkehrsplaner in Lübecks Bauverwaltung befördert.
Eines ist dabei sicher: Eines Tages wird Weiland eine Ampel bauen müssen, und es wird dann sehr schnell gehen. Sicher ist auch, wer sie bezahlen wird. Es wird ein Radfahrer sein. Mit seinem Leben. TA
»Redebedarf«
»Der Runde Tisch Radverkehr hat sich in seiner heutigen Sitzung übrigens dafür ausgesprochen, die Planung umzusetzen.
Bei der Bürgerbeteiligung zum Mobilitätskonzept Travemünde wurde deutlich, dass zur Planung noch Redebedarf besteht. Daher werde ich noch zu einem öffentlichen Ortstermin einladen.«
Nils Weiland, Fahrradbeauftragter und künftiger »Chef-Verkehrsplaner« der Hansestadt Lübeck, in einer Email vom 4. April 2017