ORTSGESCHEHEN
Travemünde 25.01.2015
Investor für Akademie-Gebäude gesucht
Pommersche Landsmannschaft trennt sich vom Hauptgebäude im Europaweg – Akademie-Betrieb geht weiter

Gerüchte im Seebad handelten immer mal wieder auch von einem Abriss des Hauptgebäudes mit dem großen Veranstaltungssaal, den kleineren Sälen und den vielen Räumen und Büros im ersten und zweiten Obergeschoss. Das kommt für Elmar Bruhn Adalbert Raasch vom Vorstand des Pommerschen Zentralverbandes aber nicht in Frage. Immerhin sehen die gut 15.000 Pommern die Akademie auch als ihre Heimat an. Mit dem Ablaufen der Zweckbindung für die 1988 errichteten Anlagen gibt es nun aber neue Möglichkeiten. Etwa das defizitäre Hauptgebäude einem Generalmieter zu überlassen, der es bewirtschaftet. Oder auch zu verkaufen. Die Arbeit der Akademie würde dann in den anderen Gebäuden auf dem Gelände weitergehen. So bietet etwa das Restaurant »Vineta« Platz für Veranstaltungen mit etwa 80 Personen. Auch Übernachtungsmöglichkeiten hält die Akademie weiterhin vor.

Weil im Vorjahr noch nicht feststand, wie es weitergeht, war vielen externen Veranstaltern abgesagt worden. Jetzt kann man aber für maximal drei Monate im Voraus wieder Räumlichkeiten buchen. So wird etwa Rolf Beck mit seiner Chor-Akademie wieder ab 27. Januar in der Ostsee-Akademie üben. Die kurzen Laufzeiten bei den Buchungen sollen dafür sorgen, dass das Gebäude bei einem neuen Betreiber kurzfristig frei übergeben werden kann. Erste Gespräche hat es schon gegeben, nach dem Wegfall der Zweckbindung soll jetzt intensiv gesucht werden.
Sicher ist auf jeden Fall: Der Akademie-Betrieb geht weiter. TA
Information des Vorstands zur Zukunft der Ostsee-Akademie:
Die Ostsee-Akademie muss zukunftsfest gemacht werden
Unverminderte Fortführung der Arbeit bei weniger finanziellem Aufwand
Der Pommersche Zentralverband, dem die Aufgabe des Betriebs des Pommern-Zentrums und der Ostsee-Akademie als dessen Kernstück obliegt, ist schon seit längerer Zeit mit der Frage konfrontiert, wie die Arbeit der Akademie, das heißt konkret die Bildungsarbeit, über den 31. Dezember 2014 hinaus den veränderten Rahmenbedingungen so anzupassen ist, dass diese weiterhin mit einem breit gefächerten Spektrum unvermindert fortgeführt werden kann.- Warum 31. Dezember 2014?
- Was hat es mit diesem Datum auf sich?
So viel dazu in Kürze: Da dieses Haus beim Bau mit öffentlichen Geldern gefördert wurde, oblag dem Zuwendungsnehmer, dem Pommerschen Zentralverband, die Pflicht, in diesem Haus für den Zeitraum von 25 Jahren – also bis zu diesem 31. Dezember 2014 – Bildungsveranstaltungen durchzuführen und das Haus für solche – auch für externe – offenzuhalten.
Das war und ist keine lästige Pflicht, der man notgedrungen nachgekommen ist, um zu diesem Zeitpunkt x an die Immobilie heranzukommen, sondern es war die gesamte Zeit über eine selbstverständliche Ehrensache, dem Statut der Ostsee-Akademie gemäß diese Verpflichtung mit Leben zu erfüllen. Dabei kann nicht übersehen werden, dass sich die Rahmenbedingungen nach 2001 gravierend verschlechtert haben, da die Politik sich aus der Förderung der Einrichtung zurückgezogen hat. Damit fielen auf einen Schlag über 1,5 Millionen Euro weg. Dies ist ein wesentlicher Punkt, denn damit ist der zweite Finanzierungspfeiler einfach demontiert worden. Es musste also Bund und Land – in diesem Fall sogar dem »Patenland« Schleswig-Holstein – klar sein, dass die alleinige Finanzierung der Ostsee-Akademie für den Pommerschen Zentralverband kaum zu stemmen ist. Der Verdacht, dass dies auch beabsichtigt war, ist nicht von der Hand zu weisen, denn woher hätte der Zentralverband allein das Geld für die jährlichen Gebäudekosten von bis zu 150.000 Euro und darüber hinaus die Kosten für die durchzuführende Bildungsarbeit nehmen sollen – so war mutmaßlich das Kalkül. Da jedoch hat man die Rechnung ohne die Pommern gemacht, die in einem Akt der Solidarisierung größte Anstrengungen unternommen haben, um den Betrieb und die Aufgabenstellung der Ostsee-Akademie aufrecht zu erhalten. Dies heißt im Klartext: allein die Spendenbereitschaft der Pommern hat neben dem konsequenten betrieblichen Sparbemühen den Weiterbetrieb bei gleicher Aufgabenstellung möglich gemacht – auch zur Überraschung derjenigen, die etwas ganz anderes geplant hatten.
Es ist dabei nicht zu verhehlen, dass es von Jahr zu Jahr schwerer wurde, die hohen Betriebskosten aufzubringen, aber es gab schon deshalb keine Alternative dazu, weil eine förderungsgemäße Nutzung für die oben genannten 25 Jahre zwingend vorschrieben war. Ein Marathonlauf wird nur dann gewertet, wenn man die Ziellinie erreicht hat, nicht wenn man zehn Meter davor zusammenbricht. Diese Ziellinie wird nun also am 31. Dezember 2014 erreicht und es ist aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht möglich, das Gebäude der Ostsee-Akademie weiter zu betreiben. Das wird für die pommersche Bildungsarbeit der Ostsee-Akademie dennoch keine größeren Einschränkungen nach sich ziehen, denn ein zweiter zum Pommern-Zentrum gehörender Gebäudekomplex unmittelbar der Versöhnungskirche und der pommerschen Gedenkallee benachbart – bestehend aus den Restaurationsräumen Vineta, Grieptau und Bollwerk sowie weiteren Räumlichkeiten (u.a. Bettenhaus) – hat das Potential, dass alle pommerschen Bildungsveranstaltungen bis zu 80 Teilnehmern (also fast alle Veranstaltungen), die bisher im Akademiegebäude stattgefunden haben, hier durchgeführt werden können beispielsweise auch die jährlichen Bundeskulturtagungen!
Das gilt selbstverständlich auch für Treffen von pommerschen Gruppierungen. So hat in diesem Komplex bereits im letzten Jahr der Tag der Stettiner erfolgreich durchgeführt werden können. Für die wenigen Veranstaltungen mit mehr Teilnehmern können dann entsprechende Räume in Travemünde oder Lübeck angemietet werden, das wird erheblich kostengünstiger als das Vorhalten des Akademiegebäudes für diese wenigen Veranstaltungen.
Was wird mit dem Akademiegebäude?
Der Vorstand des Pommerschen Zentralverbandes hat bereits seit mehreren Jahren alle Anstrengungen unternommen, einen oder mehrere Partner zur gemeinsamen Nutzung des Gebäudes mit ins Boot zu holen. Dies ist jedoch bei dem gegenwärtigen allgemeinen Trend der Kostenminimierung bei allen infrage kommenden Institutionen oder Firmen nicht gelungen, sodass als realistische Lösung nur der Verkauf übrig bleibt. Dies ist für alle eine schwere Entscheidung, hängt doch an diesem Haus viel Herzblut – das Herzblut derer, die die Ostsee-Akademie ins Leben gerufen haben, und das Herzblut derer, die es als pommersche Heimstatt und als Ort der ausgestreckten pommerschen Hand in Richtung der Völker des Ostseeraums lieb gewonnen haben. Dennoch: die Gesetze der Betriebswirtschaft sprechen dagegen. Nehmen wir also diese neue Aufgabe an in der Gewissheit, dass es weitergeht am gleichen Ort und, was pommersche Veranstaltungen angeht, auch im gleichen Umfang. Auch dafür ist die Hilfe und Solidarität aller unvermindert nötig. Wenn Sie uns dabei weiter helfen und unterstützen, ist dies ein zukunftsträchtiger Weg.
Adalbert Raasch, Elmar Bruhn
Stellvertretende Vorsitzende des Pommerschen Zentralverbandes e.V.
1 http://www.ostsee-akademie.de