Ist es unmoralisch, Politiker für ihr Essen bezahlen zu lassen?
Darf die städtische Gesellschaft KWL die Politiker der Lübecker Bürgerschaft nach der Sitzung zu Fußball-Gucken, Bier und Bratwurst einladen? Viele Bürger und Politiker finden nicht. Uneinsichtig zeigt sich KWL-Chef Dirk Gerdes, der Leserbriefe als »unqualifiziert« abtut. Und davon spricht, sich nicht »am Ehrenamt bereichern« zu wollen.
Verteidigt die umstrittene Einladung: KWL-Geschäftsführer Dirk Gerdes. Foto: KEV/ARCHIV TA
Nachdem »Travemünde Aktuell« am Sonntag die »Bratwurst-Affäre« enthüllte (Bericht hier) schlugen die Wellen hoch. Auch die Lübecker Zeitung »HL-live« griff das Thema auf. Kommentare dort tut Dirk Gerdes, Geschäftsführer der städtischen Gesellschaft »Koordinierungsbüro Wirtschaft in Lübeck GmbH« (KWL) in einer Rundmail an Politik und Verwaltung als unqualifiziert ab und setzt auch gleich die Lübecker Zeitung herab: »Die Einladung zum WM-Spiel Deutschland gegen die USA hat bei der »Hl-live-Fan-Gemeinde« leider etwas Wellen geschlagen«, schreibt Gerdes an die Politiker. »Die unqualifizierten Kommentare zu Ihrem Ehrenamt bedauern wir sehr.«
Die »Bratwurst-Affäre« ist seit Tagen Gesprächsthema in Travemünde und Lübeck. Darf eine städtische Gesellschaft die gesamte Bürgerschaft plus Verwaltungsspitze zu Speis und Trank einladen, nur weil grad Fußball läuft? Foto: ARCHIV TA
Beim Lesen der weiteren Gerdes-Zeilen könnte man den Eindruck gewinnen, dass es geradezu unmoralisch ist, Politiker für ihr Essen selbst zahlen zu lassen: »Damit wir alle einen entspannten Fußballabend verbringen können, bitten wir diejenigen, die unsere Einladung annehmen wollen, um eine Kostenbeteiligung in Höhe von 5 € pro Kopf. Da wir uns jedoch nicht am Ehrenamt bereichern wollen, spenden wir den Erlös der Fußball-Nachwuchsförderung«, so der Geschäftsführer der KWL. Gerdes hofft nun auf eine »Große Resonanz« auf seine Einladung. Die »Bürger für Lübeck« (BfL) jedenfalls kann er schonmal von der Gästeliste streichen: Die fünf Euro seien aus Sicht der BfL »ein Alibibeitrag« sagt der Fraktionsvorsitzende Marcel Niewöhner. »Letztendlich bleibt wieder der Steuerzahler auf der Rechnung für diese Sonderbehandlung sitzen.« TAPressemitteilung der BfL zum Thema: #ia#BfL lehnen Sonderversorgung für Politiker abDie Fraktion der Wählergemeinschaft »Bürger für Lübeck« (BfL) lehnt auch im Rahmen der Fußball-WM eine Sonderbehandlung für Bürgerschaftsmitglieder ab. Die KWL hatte die Kommunalpolitiker nach der Sitzung am 26. Juni 2014 zu einem »Private Viewing« und einen Imbiss in den Media-Docks eingeladen.Nach öffentlichen Protesten von Lübecker Bürgern hat die KWL eingelenkt und erhebt nun einen Kostenbeitrag von fünf Euro. »Das ist aus unserer Sicht ein Alibibeitrag. Letztendlich bleibt wieder der Steuerzahler auf der Rechnung für diese Sonderbehandlung sitzen. Darum lehnen wir das Vorhaben ab und werden uns nicht beteiligen. Zudem gibt es in unmittelbarer Nähe zu den Media-Docks genügend Alternativen, um gemeinsam das Spiel Deutschland – USA anzuschauen. Public Viewing gibt es im Strandsalon, in der MuK und in Schuppen 6. Den Fußweg dorthin kann man jedem Bürgerschaftsmitglied durchaus zumuten«, erklärt Marcel Niewöhner.Quelle: Pressemitteilung BfL#ie#Externe Links zum Thema:
»Politisch ungeschickt...«, Artikel auf HL-live.de vom 16.06.2014»SPD lehnt Bewirtung nach der Bürgerschaft ab«, Artikel auf HL-live.de vom 16.06.2014
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Kommentare
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Kommentar von Justus Justizius am 19.06.2014[5,0/1]
Über den Begriff »hanseatisch« kann man vielleicht trefflich streiten, auch im weitesten Sinne, aber irgendwie halte ich es nicht für hanseatisch, was dem Leiter der KWL da eingefallen ist, noch halte ich es für hanseatisch, wenn Bürgerschaftsmitglieder dem kostenlosen Angebot folgen. Leute, dreht alles auf Null, legt die Bürgerschaftssitzung auf einen Beginn wie er ohne die WM gewählt worden wäre, und entscheidet kurz vor 18 Uhr, wie lange die Sitzung unterbrochen werden soll, je nach dem, wie gut die Beratungen vorangeschritten sind. »Normale« Sitzungen werden eh auch etwa um diese Uhrzeit unterbrochen und dann bis 22 Uhr fortgesetzt.
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Kommentar von Klaus Hansen am 19.06.2014[0,0/0]
Die politische Verwahrlosung schreitet in Lübeck munter voran. Städtische Gesellschaften laden die Bürgerschaftsmitglieder zum Grillen und kühlen Getränken ein. Dass diese Gesellschaften vom Steuerzahler alimentiert werden, stört keinen. Nachdem in Leserbriefen deutlich wurde, was die Bürger von solchen Einladungen und einem Geschäftsführer halten, der diese Einladung ausspricht, wurde schnell eine Alibigebühr von € 5,– nachgeschoben. So sollte der Anstand wieder hergestellt werden. Falsch Herr Geschäftsführer, sie haben offensichtlich jedes Rechtsbewusstsein verloren. Jetzt fühlt Gerdes sich von böswilligen Bürgern und Journalisten verfolgt, von Fraktionen, die nicht der Koalition angehören, verteufelt. Für den selbstherrlichen Geschäftsführer Gerdes muss es eine bittere Erkenntnis sein, aber Hochmut kommt vor dem Fall. Die Selbstbedienung einiger Bürgerschaftsmitglieder und solche Einladung haben einen faden Nachgeschmack und treiben jedem Steuerzahler die Zornesröte über Herrn Gerdes und seine Uneinsichtigkeit ins Gesicht. Wo bleibt das klare Verbot der Stadtpräsidentin???
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Kommentar von Hans Genssler am 18.06.2015[1,0/1]
Nun ist dieses Skandälchen schun ein Jahr her und ich frage mich, ob die Ehrenamtler inzwischen ihr Kaffeewasser, den Strom für die Kaffeemaschine und Wasser und Seife auf der Rathaustoilette bezahlen? Gibt es inzwischen Steckdosen mit Stromzähler, wenn jemand sein privates Handy auflädt, wie werden die Stromkosten für dienstliche Gespräche eingerechnet, pauschal oder wird genau Buch geführt und wer kontrolliert das?
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Kommentar von Klaus Hansen am 18.06.2015[0,0/0]
Herr Gerdes kann gut anderer Leute Geld ausgeben. Die KWL ist ein städtisches Unternehmen und Bürgerschaftsmitglieder zum Fußball mit Essen und Trinken einzuladen, hat einen faden Beigeschmack. Polizisten dürften an solchen »Gefälligkeiten« nicht teilnehmen, da es den Tatbestand der Bestechung erfüllt. Aber bei der KWL ist alles anders, sind da auch Reisen zu großen Fußballspielen und zum Münchner Oktoberfest mit Politikern möglich??? Aber bei den Genossen ist ja immer alles ganz anders und vielleicht auch erlaubt, was den Anderen verboten ist? Herr Gerdes, ihr Verhalten ist moralisch zu beanstanden.