WIRTSCHAFT 3 7
Travemünde/St. Peter Ording 12.03.2010
»Die zweite Reihe leidet Hunger«
DEHOGA-Chef von St. Peter Ording zu den Erfahrungen mit der Gosch-Gastronomie

Seit fünf Jahren gibt es eine neue Seebrücke in St. Peter Ording, einen Seebrückenvorplatz, eine neu gemachte Kurpromenade. »Mit erheblichen EU-Fördermitteln«, erzählt der DEHOGA-Vorsitzende des Nordseebades, Jan-Peter Thomas. Und dann wurde »da vorn« noch eine Gaststätte gebaut: Gosch.
Als das Bauvorhaben damals vorgestellt wurde, flatterten bereits die Gosch-Fahnen daran, erzählt Jan-Peter Thomas. Wozu sie sich dann noch bewerben sollen, hätten die Gastronomen damals gefragt. Die Fähnchen wurden dann so erklärt, dass das zufällig im Programm vorgegeben gewesen sei, erzählt der Hotelier aus St. Peter Ording. Er meint, die gesamte einheimische Gastronomie sei abgeblockt worden. Eine Klage gegen den B-Plan vor dem Oberverwaltungsgericht ging verloren, Gosch kam.
Die Gosch-Gastronomie in St. Peter Ording läuft äußerst erfolgreich, meint DEHOGA-Mann Jan-Peter Thomas. So wie bei den renovierten Strandgaststätten, die auf Pfählen stehen ein Run auf die Gastronomie besteht, so ist das auch bei Gosch: Direkt auf dem Seebrückenvorplatz gelegen, im Naturschutzgebiet und Nationalpark, »mit einer Wahnsinns-Aussicht«.
Wer als Gastronom dicht dran ist, käme zurecht und beschwert sich nicht. »Aber die zweite Reihe, die leidet Hunger«, meint Jan-Peter Thomas. Er spricht von erheblich weniger Gästen für die übrige Gastronomie, von einer Abwanderung der Gäste aus der traditionellen Gastronomie und sogar aus den Kneipen. Denn auch aus den Kneipen werde Publikum abgezogen, wenn abends Events bei Gosch laufen. Zwei Gaststätten seien schon weg.
Wo nun gerade die Strandpromenade neu gemacht wurde, als Erlebnis-Promenade in Funk und Fernsehen beworben werde, was bringt da den Gast, Gosch oder die Promenade?, fragt der DEHOGA-Mann.
Die Arbeitsplätze, die geschaffen wurden, würden überwiegend aus 400-Euro-Kräften bestehen, die meist aus Heide in Dithmarschen kommen.
Für das Grundstück in Top-Lage, wo das Bier Hektoliterweise fließt, würden die Gosch-Investoren 17.000 Euro Erbpacht zahlen. In Travemünde war von 100.000 Euro die Rede, auch das sei viel zu wenig, meint Jan-Peter Thomas. Entweder solle richtig bezahlt werden, oder es sollten auch andere die Chance bekommen, zu investieren. Auch hier gibt es eine Parallele zur Travemünde, Baumaßnahmen an der Backskiste an der Travepromenade sollen früher von der Stadt immer abgelehnt worden sein.
Zufrieden scheinen in St. Peter Ording immerhin die Politiker zu sein: Die würden glauben, so Thomas, »sie haben den großen Wurf gemacht...« TA
Aus der Präsentation der Markthallen-Investoren für Travemünde (Fotos: ARCHIV TA/KEV):