Markthalle: Unternehmerin fühlt sich von der Lübecker SPD drangsaliert
Maritimer Imbiss »Backskiste« soll offenbar für Südpiazza abgerissen werden – Pachtvertrag läuft aber noch über viele Jahre
Vielleicht würden die Kinder das Geschäft ja einmal übernehmen. Voller Hoffnung starteten Sandra Koslowski und Mario Kutzborski im April 2009 als neue Inhaber der »Backskiste«, Travemündes maritimem Imbiss mit Schiffsbegrüßungsanlage an der Travepromenade. Die beiden dachten, sie könnten sich in Travemünde eine langfristige Existenz aufbauen. Bis vergangenen Sonntag, als Ulrich Pluschkell von der Lübecker SPD anrief.
Sandra Koslowski und Mario Kutzborski haben sich schon immer gern in Travemünde aufgehalten, waren im Sommer viel am Strand, wollten gern nach Travemünde. Im vorigen Jahr haben sie die »Backskiste« übernommen. Jetzt fühlen sie sich von der SPD drangsaliert, ihren Traum wieder aufzugeben. Foto: ARCHIV TA/KEV
Sandra Koslowski hatte gerade Kekse aufgedeckt, die Schwiegereltern waren zum Kaffee-Besuch, als um 16:00 Uhr das Telefon klingelte. Den Verlauf des Gesprächs schildert sie so: Ulrich Pluschkell habe sich vorgestellt, dann von einem Problem beim Projekt Markthalle gesprochen. Sandra Koslowski hätte dann gefragt, ob sie das Problem sei. »Ja, manchmal wird man zum Problem«, zitiert sie die Antwort des Politikers. Warum sie denn nicht in die Markthalle wolle.
Ein paar Tage zuvor, berichtet die Unternehmerin, habe abends Michael Woschniak von der WPS Vermögensverwaltung, einer der Markthallen-Investoren, angerufen. Wie es denn aussehe, es solle ja dort eine Piazza entstehen, wo ihr Unternehmen steht. Er würde sich gern mit ihr unterhalten und eine Einigung finden. Ob sie mit ihrer Firma nicht in die Markthalle wolle. Sandra Koslowski will aber in keine Halle, sie mag ihre Stammkunden und das Flair der Backskiste mit den Strandkörben davor.
In dieser kürzlich veröffentlichten Grafik ist die Backskiste noch links von der Markthalle zu sehen (blauer Kreis). GRAFIK: WPS (Markierung TA)
Auf diesem Plan ist die Markthalle schon weiter Richtung Kaiserbrücke aufgerückt, die Backskiste bereits überplant. Foto: TA
Eine Saison haben Sandra Koslowski und Mario Kutzborski, die aus Lübeck kommen und jetzt in Travemünde wohnen, schon in Travemünde gearbeitet, jetzt steht der zweite Sommer vor der Tür. Die junge Familie hat ihr Geld in das Unternehmen gesteckt, das Gebäude mit allem drum und dran von ihren Vorgängern gekauft. Das Land ist vom Kurbetrieb Travemünde gepachtet, der Vertrag läuft über 10 Jahre plus 5 Jahre Option. In der Zeit könne viel passieren, soll SPD-Mann Ulrich Pluschkell in dem 15minütigen Telefonat vergangenen Sonntag gesagt haben. Mehrfach, berichtet die Unternehmerin, soll er versucht haben, sie zu einer Aussage zu bewegen, ob sie denn in ein anderes Objekt gehen würde. »Es gibt kein vergleichbares Objekt«, meint Sandra Koslowski, sie habe schon viel Herzblut in ihr Unternehmen an der Travepromenade gesteckt. »Ich würde die Backskiste niemals aufgeben«.
So wird es diesen Sommer wieder aussehen: Vor der Backskiste sitzen die Gäste bei einem Glas Wein, einem Fischbrötchen oder der berühmten Currywurst in der Sonne, genießen den Blick auf die Trave. Die Backskiste ist auch Heimat der Travemünder Schiffsbegrüßungsanlage. Foto: ARCHIV TA/KEV
Das Gespräch mit Pluschkell soll den Eindruck erweckt haben, als läge es in ihrer Verantwortung, ob die Markthalle zum Wohle Travemündes gebaut werde oder nicht. Mario Kutzborski betont: »Wir haben nichts gegen Gosch.« Die Unternehmer würden akzeptieren, wenn die Markthalle mit Gosch-Restauration auf die Tornadowiese dicht bei der Backskiste gebaut werde, wenn man der Meinung sei, dass das gut für Travemünde ist. Sie würden die Backskiste auch farblich an die Markhalle anpassen, die Bepflanzung abstimmen. Aber sie wollen ihre wirtschaftliche Existenz nicht aufgeben für eine Außenpiazza in Südlage.
»Unser Problem ist die Art und Weise, wie man mit uns umgeht«, sagt Sandra Koslowski. »Ich fühle mich drangsaliert, das habe ich noch nicht erlebt.« TA
Nachtrag: Michael Woschniak (WPS) erklärte auf Nachfrage: »Es wurde den Betreibern eine Fläche in der Markthalle angeboten, da wir mit Sicherheit nicht deren Existenz gefährden wollen. Wir sind selbst Mittelständler.«
Hinweis der Redaktion: Anfrage bei der Lübecker SPD läuft.
(Twitter) / (Facebook): Diese
Buttons führen zu Twitter bzw. Facebook. Es sind auf dieser Webseite keine Social-Media-Plugins installiert, es handelt sich um normale
Links. Gleichwohl ist es nicht erlaubt, Fotos (auch keine Ausschnitte oder Vorschauen) und Texte (erlaubt sind kurze Zitate)
zu übernehmen, um sie bei Twitter, Facebook und anderen Websites zu veröffentlichen. (WhatsApp): Der WhatsApp-Button wird nur bei Smartphones (iPhone, Android) angezeigt. Bei Klick wird WhatsApp auf dem Smartphone aufgerufen
(sofern die App installiert wurde) und die Link-Daten zum Artikel vorgegeben. (Kommentieren): Diese Informationen stehen jetzt direkt beim Kommentarformular. (Empfehlen): Artikel via Email weiter empfehlen. Es wird das Standard-Email-Programm gestartet bzw. eine Auswahl an Email-Programmen
(Apps) wird angezeigt.
(Lesezeichen): Artikel als Lesezeichen in der Lesezeichenliste speichern.
Lesezeichen verwalten/entfernen unter Menüpunkt [Nachrichten>Lesezeichen]
Lesezeichen setzen
Fügen Sie diesen Artikel Ihrer Lesezeichenliste hinzu.
Zur Lesezeichenliste Max. Anzahl Lesezeichen erreicht! Sie können erst dann wieder Lesezeichen hinzufügen, wenn Sie Artikel aus der Liste gelöscht haben.
Ihr Kommentar zum Artikel
Geben Sie hier Ihren Kommentar zu dem Artikel ab. Bitte alle Felder ausfüllen
und eine gültige Email-Adresse eintragen. Sie erhalten eine Nachricht an diese angegebene Email-Adresse. Bitte bestätigen Sie dort unter dem angegebenen Link Ihren Kommentar, der dann erst veröffentlicht werden kann. Nicht bestätigte Kommentare werden nach 1 Monat gelöscht.Bitte beachten: Wir veröffentlichen ausschließlich sachliche Beiträge zum Thema. Beleidigungen, persönliche Angriffe und andere
Verstöße gegen Rechtsnormen werden gelöscht. Adressen, Telefon-Nummern und Weblinks werden auskommentiert. Weblinks können eine automatische Löschung des Kommentars bewirken. Die
Redaktion behält sich Änderungen und Kürzungen vor. Für den Inhalt der Kommentare sind ausschließlich die Verfasser verantwortlich. Die
Redaktion macht sich den Inhalt von Kommentaren nicht zu eigen. Nach Sichtung wird der Kommentar mit Name, aber ohne Email-Adresse
veröffentlicht. Ein Anspruch auf Veröffentlichung besteht nicht. Wichtig: Nach Abschicken wird neben Ihrem Namen, Ihrer E-Mail-Adresse und Ihrem Kommentar die zugehörige
IP-Adresse sowie der Zeitstempel gespeichert. E-Mail- und IP-Adresse werden nach 3 Monaten gelöscht. Sollten Sie Ihren Kommentar später einmal löschen wollen, so benötigen wir
die an Sie geschickte Bestätigungs-E-Mail, um den Kommentar zu entfernen. Ihre E-Mail-Adresse allein reicht für eine Löschung nicht aus.
Kommentare
Älteste Kommentare werden zuerst angezeigt.
Kommentar von snapshooter am 02.03.2010[0,0/0]
Travemünde bekommt seit vielen Jahren seine Schandflecke (z.B. Aquatop) nicht in den Griff, möchte aber schon den nächsten Schandfleck errichten... eine überdimensionierte Markthalle, die ja nun wirklich niemand braucht und ganz sicher nicht an der vorgesehenen Stelle. Aber die grüne Wiese muss wohl wirklich weg und alles muss zubetoniert werden, wenn möglich bis an den »Beckenrand«... Auch ein paar unberührte Flecken Natur wären ein Grund einen Ort wie Travemünde zu besuchen... aber man lernt eben nicht aus den Fehlern, die ja wohl in allen anderen Ostseebädern auch schon gemacht wurden. Wenn Travemünde dann gänzlich verunstaltet ist, stelle ich gerne ein paar fotografische Dokumente zur Verfügung aus Zeiten, in denen es noch schön dort war.
Bewerten Sie diesen Kommentar!
Kommentar von Rolf Fechner am 03.03.2010[0,0/0]
Wenn Herr Pluschkell wieder anruft, gleich auflegen, wie man das auch sonst mit unerbetenen Telefonanrufern machen sollte! Vielleicht hat sich bis zu ihm aber noch nicht herumgesprochen, dass auch in Deutschland der römische Rechtssatz »Pacta sunt servanda« - Verträge sind einzuhalten – gilt.
Bewerten Sie diesen Kommentar!
Kommentar von Wolfram Plewa am 03.03.2010[0,0/0]
Sicher wird sich die Stadt Lübeck an das Vertragsrecht halten. Deshalb wird sicher auch noch der Vertrag mit dem Maritim in allen Punkten realisiert; oder?
Bewerten Sie diesen Kommentar!
Kommentar von Wilfried Walter am 03.03.2010[0,0/0]
@Wolfram Plewa: Was hat jetzt das Maritim mit dem Gosch-Gebäude zu tun? – Im übrigen kann man Verträge auch im gegenseitigen Einverständnis auflösen.
Bewerten Sie diesen Kommentar!
Kommentar von H. Jakob am 03.03.2010[0,0/0]
Ist doch alles in Ordnung. Sie bekommen eine neue Backskiste, mit einer weniger stinkenden Toilette. Travemünde muss sich erneuern. Und diese Markthalle muss doch nicht schlecht aussehen. Es muss nur vernünftig geplant werden. Ich möchte als Rentner noch einige Erneuerungen erleben. Dazu wünsche ich mir auch an der Strandpromenade wenigstens zwei Restaurants incl. WC direkt vom Strand erreichbar. Es kann doch nicht sein, dass Gäste 300 Meter in Badehose zum nächsten WC laufen müssen. Die verschlafenen Planer sollten z.B. mal nach Grömitz fahren. Da gibt es eine Strandpromenade auch in schön. In Travemünde wird alles nur noch älter und langweiliger.
Bewerten Sie diesen Kommentar!
Kommentar von Wolfram Plewa am 04.03.2010[0,0/0]
@ Wilfried Walter, es gibt keine Bedenken, wenn bei Änderungsverträgen EINVERNEHMEN erzielt wird. Auch für den Maritim-Vertrag, der in TA veröffentlicht wurde. In beiden Fällen gibt es KEIN EINVERNEHMEN!
Bewerten Sie diesen Kommentar!
Kommentar von Herr Nagel am 04.03.2010[0,0/0]
...tschuldigung, liebe »Vorredner«. Schreiben Sie, bis auf Herrn Fechner, nicht am Thema vorbei? Vorrangig befasst sich doch der kommentierte Artikel mit dem Anruf des Abgeordneten der Lübecker Bürgerschaft (auch Freizeitpolitiker sind in Lübeck »Politiker«,) Pluschkell bei Frau Koslowski. Sein eigenartiger Anruf bedeutet doch, dass der Investor vermutlich über die Politik Druck ausüben wollte. Und wo bleibt nun die Antwort der SPD auf die Anfrage von TRAVEMÜNDE AKTUELL? Und warum regen sich auf diese Steilvorlage diesmal nicht umgehend CDU, FDP, BfL, Grüne, LINKE usw.? Mir schwant was! Ansonsten: ICH befürworte GOSCH an der Travepromenade, wohlwissend, dass es sowieso nichts wird. Zumindest in den letzten Jahren ist es ja Lübecker und Travemünder Politikern und Initiativen (z.B. BIP) fast immer gelungen, Pläne kaputt zu reden.
Bewerten Sie diesen Kommentar!
Kommentar von Wilfried Walter am 04.03.2010[0,0/0]
@Wolfram Plewa: Das ist nichts Neues! Mir ist weiterhin nicht klar, warum Sie den Maritim-Aqua-Top-Komplex mit dem Projekt Markthalle verbinden? Im Artikel kann ich diesbezüglich auch keine versteckten Hinweise entdecken. Verweisen Sie demnächst bei allen strittigen Verträgen der Stadt auf den Maritim-Vertrag? - @Herr Nagel: Mit der Vermutung »dass der Investor vermutlich über die Politik Druck ausüben wollte« wagen Sie sich ganz schön weit vor. Haben sie dafür konkrete Hinweise? Wenn nein, dann wäre es schön, uns mit derlei unsinnigen Vermutungen zu verschonen. Stammtischparolen gehören in die Kneipe!
Bewerten Sie diesen Kommentar!
Kommentar von Wolfram Plewa am 04.03.2010[0,0/0]
@ Wilfried Walter: Selbstverständlich müssen Ihnen auch weiterhin meine Kommentare nicht gefallen. Nach wie vor geht es MIR hier um rechtsverbindliche VERTRÄGE, die nach meiner bescheidenen Rechtsauffassung lediglich EINVERNEHMLICH geändert werden sollten. Es bleibt mir doch hoffentlich UNBENOMMEN, auch weiterhin auf KLÄRUNGSBEDARFE der Vergangenheit hinzuweisen.
Bewerten Sie diesen Kommentar!
Kommentar von Peter Kohnert am 12.03.2010[0,0/0]
Es ist erschreckend in der Grafik zu sehen, dass unmittelbar am Beginn der Travepromenade, dem Sahnestück Travemündes, ein Gebäudeklotz von 8-9 m Höhe entstehen soll (anstelle der Backskiste). Weiterhin irritiert mich, wieso Herr Pluschkell (SPD) so vehement versucht, dem Unternehmer WSP – Herrn Woschniak- den Weg zu bereiten. Ich wünsche der Fam. Koslowski/Kutzborski Durchhaltevermögen!!