TRAVEMÜNDER WOCHE 2009 1 3
Travemünde 03.08.2009
Standmieten zu hoch:
Gastronomen auf der Travemünder Woche kommen nicht mehr klar – Zweifel an Zahlen des Veranstalters
Otto Schlüter hat nicht viel Glück mit Travemünde: Schon die »Sand World« brachte ihm gigantische Verluste. Und auch die Travemünder Woche hat sich für ihn nicht gelohnt: »Zu teuer, nicht wirtschaftlich«, sagt Schlüter. Wie schon andere TW-Gastronomen (TA berichtete) zeichnet Schlüter damit ein Bild der »Travemünder Woche«, das in merkwürdigem Gegensatz zu dem positiven Fazit steht, das die Pressemitteilung der Travemünder Woche GmbH nach 17 Tagen zieht.
Die Gäste seien absolut super, meint Schlüter. »Ganz nette Gäste haben wir gehabt, aber die Gesamtkosten sind zu hoch.« Schlüter meint die Standmieten, die von der Agentur Bergmann erhoben werden. Wiederkommen will er nächstes Jahr nur, «wenn sich im wirtschaftlichen Bereich etwas verändert.« Mit dem Programm hat das in Schlüters Fall nichts zu tun, das macht er als Betreiber von »Schlüters Alpenwelt« (vor dem Alten Leuchtturm) selbst. »Wir wissen auch, wie wir unsere Leute halten und was wir denen bieten, für den Kreis, den wir ansprechen«, meint er. »Aber das hilft ja alles nix, wenn die Grundkosten schon zu teuer sind.«
Ein Bierstand-Betreiber erklärte, er habe sogar Verlust gemacht. Grund: »Standgelder zu teuer, die Leute haben das Geld nicht mehr so wie sie es früher hatten, und man kann die Ware ja nicht immer teurer und teurer und teurer machen, das kann keiner mehr bezahlen.« Die sieben Tage mehr hätten auch nichts gebracht. »Die Standgelder sind einfach zu teuer, soviel Ware kann man nicht verkaufen, das ist nicht mehr reinzuholen«, sagt er. »Wir wollen ja keine Reichtümer, wir wollen nur überleben, aber das ist hier bald nicht mehr möglich.«
Als positive Elemente werden allgemein das Konzert- und Kinderprogramm im Brügmanngarten genannt sowie der abseits der Meile gelegene Grünstrand als Basis für die Jugendmeisterschaften.
Für viele Jugendliche war es auch ein Erlebnis, am Strand in direkter Nähe der auslaufenden Schiffe tanzen zu können. Für Ärger sorgte dort dann schon wieder – wie in den Vorjahren – der Lärm: Wenn sich die Musik mehrerer Bühnen mit hoher Lautstärke mischt, ist das für Anwohner teilweise unerträglich. Manche riefen den Notruf. Auch 20 Tage Feuerwerk, das den ganzen Ort beschallt, löst nicht überall helle Freude aus. Ein Camper notierte: »Während ich dies schreibe, tobt wieder einmal ein total dämlich- unsinniges Feuerwerk in den Nachthimmel. Es ist bereits 23 Uhr und auf dem Camping weinen zahllose Kinder! Hunde bellen außerdem noch zusätzlich alles wach, was schon schlief!! Und das alles für 2,60 € Kurtaxe täglich. Diese Art von Lärmbelästigung muss ich in einem vierwöchigen Urlaub nicht haben. Was hier praktiziert wird ist einfach nur geldverschwendende Dummheit!«.
Zweifel kommen da nicht nur an den vom Veranstalter geschätzten Umsätzen von 14,5 Millionen Euro auf der Meile auf, sondern auch an den 5 Millionen Euro in den Hotels und Pensionen. Da Travemünde nur 3.000 Gäste-Betten hat, müsste, um auf so eine Summe zu kommen, praktisch jeder Gast wegen der Travemünder Woche da sein – und das mitten in der Hauptsaison... TA
Externe Links zum Thema:
»Gastronomen mit Travemünder Woche unzufrieden« (HL-live vom 03.08.2009), »TW: Diesmal waren alle glücklich« (LN-Online vom 03.08.2009).
1 http://www.hl-live.de/aktuell/textstart.php?id=54577
2 http://www.ln-online.de/artikel/2633564