POLITIK
Travemünde 03.02.2009
»Also ich habe mehr so den Eindruck, der Gewinn von Herrn Bergmann ist in Gefahr!«
Klaus Petersen (CDU) zur Diskussion um die Gebührenerhöhung bei der TW 2009

»Wenn irgendwas passiert, dann geht es immer gleich um Deutschland und die Grundexistenz«, meint Petersen, das sei alles »Heißmacherei«. Außerdem investiert der Kurbetrieb nun kräftig in die dringend benötigten Sanitär-Anlagen. Kein Grund, sich zu beschweren, also? Das Interview:
TA: Herr Petersen, noch mal zur Travemünder Woche, da kursiert in der Politik ja, das hab ich jetzt schon mehrfach gehört, so ein Spruch, wie das losgegangen ist mit dieser ganzen Aufregung: Da soll Peter Reinhardt dem CDU-Senator Halbedel eins versucht haben auszuwischen, und dann hat er gesagt, der Halbedel hat im Columbia übernachtet, auf Kosten von der Travemünder Woche. Und hinterher ist dann rausgekommen, er hat das alles selber bezahlt. Ist das so losgegangen dieser »Skandal«?
Klaus Petersen: Diese Sache ist losgegangen indem es einen Bericht des Rechnungsprüfungsamtes gegeben hat, in dem unter anderem auch die Travemünder Woche untersucht worden ist und da ist dann ja herausgekommen, dass da, fragen Sie mich nicht wie viel Zimmer zum günstigen Preis vermietet werden vom Columbia-Hotel. Und unter anderem dann wohl auch der Herr Senator Halbedel da genächtigt haben soll. Desweiteren war natürlich dann da irgendeine Fete für Ehrenamtler. Wobei sich rausgestellt hat, dass das ja nur dreißig Euro im Schnitt gekostet hat. Und dann gab es ja auch noch eine Geschichte, dass zwei Ehrenamtler dann wohl an die Travemünder Woche auch noch Rechnungen für Beratung geschickt haben. Das hat dann Herr Reinhardt hinterfragt, das ist Thema im Rechnungsprüfungsausschuss gewesen, der ja Nicht-Öffentlich tagt. Aber hier war das ja im öffentlichen Teil. Und auch dieser Bericht des Rechnungsprüfungsamtes ist öffentlich und war in der Bürgerschaft.
TA: Es ist ja nicht so produktiv wenn dann versucht wird, aus persönlichen Feindschaften heraus da irgendwas zu machen, und dann gerät so eine Großveranstaltung in Gefahr.
Klaus Petersen: Also ich finde das auch, wenn das wirklich, wie gesagt wurde, dreihundert Ehrenamtler sind, und dann kostet irgendein Abend, wo man die Leute einlädt für ihre Tätigkeit und sagt, ihr habt hier sehr viel gemacht für uns, dreißig Euro im Schnitt. Das ist natürlich total lächerlich, wenn man das kritisiert. Genauso, wenn man günstige Konditionen bekommt vom Columbia-Hotel. Wenn das Columbia-Hotel praktisch das sponsert, diese Übernachtungen auch für die Ehrenamtler. Und selbst wenn der Senator sich denn da mit einklinkt, dann ist das vielleicht nicht die feine Art, aber OK, das ist nun mal passiert. Ich sehe das nicht so als entscheidend an.
TA: Die Travemünder Woche hat ja ihre komplette Abrechnung ans Rechnungsprüfungsamt geschickt. Wäre es nicht geschickter gewesen, die hätten gesagt, hier die 30.000 von der Stadt, das ist für DLRG, und dann hätten die das geprüft und abgehakt und erledigt?
Klaus Petersen: Das ist ja häufig so, das merken wir ja auch im Kurbetrieb, das ist ein ehrlicher Betrieb, der Einsparmaßnahmen durchführt, mit jährlich zweiundfünfzigtausend Euro, dass der dann anschließend noch angegriffen wird und andere Gesellschaften, städtische Gesellschaften, die immer noch lustig das Geld ausgeben, dass die zum Liebling der Politik werden.
TA: Ja, apropos LTM. Die LTM organisiert den Auftritt auf der Messe « boot » in Düsseldorf, mietet Flächen an für die Travemünder Woche, unterstützt bei den Ämtern. Was macht denn der Kurbetrieb für die Travemünder Woche?
Klaus Petersen: Der Kurbetrieb ist natürlich immer dabei, indem er Sachleistungen gibt, indem das Personal mit eingesetzt wird, indem die Verwaltung mit eingesetzt wird, und das ist ja nicht so, dass der nur daneben sitzt und lässt machen durch irgendwelche anderen Leute, sondern er unterstützt das ja wirklich mit allen Dingen, die an ihn herangetragen werden. Finanzielle Mittel hat er nicht dafür, weil ihm die ja auch einfach nicht zur Verfügung stehen. Aber sonst, von der Organisation und all diesen Dingen, die dabei eine Rolle spielen, wird die Travemünder Woche schon unterstützt durch Herrn Kirchhoff.
TA: Sehen Sie die Travemünder Woche in Gefahr, wenn die jetzt 50.000 mehr zahlen müssen oder 60.000?
Klaus Petersen: Ach das ist ja nur alles Heißmacherei. Jedes Mal, ich sag immer, wenn irgendwas passiert, dann geht es immer gleich um Deutschland und die Grundexistenz. Das ist natürlich alles Unsinn. Hier geht es ja vor allen Dingen um Flächen, die Herr Bergmann nutzt. Die Agentur Bergmann, die die Wurstbuden und alle diese anderen Dinge hier vermietet. Das sieht man ja daran schon, dass die Travemünder Woche in diesem Jahr nicht zehn Tage, sondern zwanzig Tage dauern wird. Und man verlangt vom Kurbetrieb die Flächen zum gleichen Preis, zu den gleichen Konditionen. Und ich weiß nicht ob Herr Bergmann dieses dann auch von den Betreibern, von den einzelnen Standbesitzern, wenn die zwanzig Tage aufhaben statt zehn, ob er dann sagt, nee, ihr kriegt das alles für den Preis, den ihr sonst für zehn Tage bezahlt. Also ich bezweifel das. Ist ja auch egal: Der Kurbetrieb, von dem verlangt man ja auch, von anderen, auch von fremden, dritten, dass er da die normalen Preise nimmt. Und wenn er hier jetzt sagt, ich nehme von der Travemünder Woche, im Grunde sprich Agentur Bergmann, die Preise, die ich sonst auch von anderen bekomme, dann ist das für mich ein ganz normales Verhalten. Wenn die Stadt meint, aus sportlichen Gründen oder aus welchen Gründen: Lieber Kurbetrieb, Du darfst weiterhin die Travemünder Woche subventionieren, dann muss sich die Stadt auch darüber im Klaren sein, dass dann die Verlustzuweisungen an die Stadt höher sind. Nämlich um diese Subvention, die der Kurbetrieb gewährt.
TA: Trifft diese Erhöhung die Travemünder Woche oder trifft das eher die Agentur Bergmann.
Klaus Petersen: Ich sehe das nicht. Das betrifft ja nicht den sportlichen Bereich, denn ich frag mich ja auch immer, wenn es heißt, die Travemünder Woche ist in Gefahr: Was ist in Gefahr? Ist der sportliche Teil in Gefahr, oder ist der Teil in Gefahr, den die Agentur betreibt? Also ich habe mehr so den Eindruck, der Gewinn von Herrn Bergmann ist in Gefahr. Das sehe ich so.
TA: Auf der boot, da hat sich ja halb Lübeck getroffen anscheinend, da soll Herr Saxe Herrn Kirchhoff angewiesen haben, nun bitte sein (Saxes) Versprechen mal umzusetzen und an der Nordermole eine Entsorgungsstation zu bauen. Ist das schon sicher, dass die gebaut wird?
Klaus Petersen: Sie ist im Wirtschaftsplan des Kurbetriebes enthalten. Der Unterausschuss, der ja zur Haushaltskonsolidierung eingesetzt worden ist, hat sich damit beschäftigt, und hat dem auch zugestimmt. Denn wir wissen ja, dass wir hier Probleme haben mit Duschen für die Segler, dass wir Probleme haben mit Toiletten. Es sieht ja etwas primitiv aus, wenn da irgendwelche Baustellen-Toiletten am Strand stehen. Deshalb soll eine mobile Station gebaut werden, aber die Anschlüsse und so weiter, die sind ja fest installiert, und ich habe so den Eindruck, dass der Ausschuss für den Kurbetrieb dieser Maßnahme auch zustimmen wird.
TA: Also tut der Kurbetrieb ja doch einiges für die Travemünder Woche.
Klaus Petersen: Ja, das sind nur mal hunderttausend, die da investiert werden. OK, über Abschreibungen, die zehn Jahre laufen. Also eine Belastung von jeweils zehntausend im Jahr kommt auf den Kurbetrieb zu. Aber das werden wir in die Wirtschaftspläne so einarbeiten.
ENDE
TA-Lesetipp zum Thema:
Yacht-Club Vorsitzender Rolf Erwert zum Wirbel um die Travemünder Woche (02.02.2009)