NATUR & UMWELT
Travemünde / Priwall 05.03.2025
Naturschutz auf dem Priwall
Warum Baumfällungen der Natur helfen
Ein natürlicher Wandel im Wald
Die gefällten Pappeln wurden in den 1950er Jahren gepflanzt, um den Boden des ehemaligen Flugplatzes mit Humus anzureichern und eine Waldentwicklung zu ermöglichen.
Diese Bäume, Hybridpappeln mit einem Stammdurchmesser von bis zu 80 cm, gehören jedoch nicht zur natürlichen Waldgesellschaft. Sie können sich nicht selbst vermehren, da sie als Hybridklone steril sind. Ihre Lebensdauer ist begrenzt, und viele von ihnen waren bereits abgängig oder instabil. »Eine natürliche Waldgesellschaft auf dem Priwall würde aus Eichen, Birken, Espen, Weiden und der Frühen Traubenkirsche bestehen«, erklärt Dr. Matthias Braun vom Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer. In Bereichen, in denen in den letzten Jahren Pappeln entfernt wurden, konnte bereits beobachtet werden, wie heimische Baumarten nachwachsen und stabile, artenreiche Wälder entstehen.
Schutz der heimischen Tierwelt
Die Baumfällungen hatten zudem einen wichtigen ökologischen Hintergrund: Die hohen Hybridpappeln stellten eine Bedrohung für die Kiebitzpopulation der Priwallwiesen dar. Diese Vögel benötigen offene Landschaften zum Brüten. Doch hohe Bäume am Waldrand bieten Greifvögeln ideale Sitzwarten, wodurch der Kiebitzbestand stark gefährdet wurde. Die Maßnahmen wurden daher in enger Abstimmung mit dem Landschaftspflegeverein durchgeführt, um die wertvolle Kiebitzpopulation – die wichtigste in an der schleswig-holsteinischen Osteeküste – zu schützen.
Auch die Stadt Lübeck betont die Bedeutung dieser Maßnahme für die Natur. In einer Stellungnahme erläutert die Pressesprecherin der Hansestadt Lübeck, Nicole Dorel: »Gerade im Bereich von starken Hybridpappeln mit einem Durchmesser von mehr als 60 cm hat Lübeck einen sehr starken Vorratsüberhang. Einen Teil dieses Überhangs einer hier natürlicherweise nicht vorkommenden Baumart nutzt (erntet) der Stadtwald auch auf dem Priwall. Hinzu kommt, dass die hohen Hybridpappeln gerade im Randbereich der Priwallwiesen ein Problem für die dortige Kiebitzpopulation darstellen, da diese als Sitzwarten für Greifvögel dienen.«
Ein Wald im Wandel
Viele Bürger:innen befürchten, dass mit den Baumfällungen ein wichtiger Teil der Natur verloren gegangen ist. Doch der Stadtwald Lübeck verfolgt ein Konzept naturnaher Waldentwicklung. Die Pappeln werden nicht einfach abgeholzt – sie weichen einer stabileren, nachhaltigen Waldstruktur. Bereits vorhandene heimische Baumarten wie Ahorn und Eiche profitieren von der Maßnahme und entwickeln sich zu einem artenreichen und widerstandsfähigen Wald. Für Interessierte bietet die Naturwerkstatt Priwall öffentliche Führungen an, bei denen diese Prozesse anschaulich erklärt werden. »Wir möchten den Menschen zeigen, dass solche Eingriffe nicht zur Zerstörung der Natur dienen, sondern dazu beitragen, sie langfristig zu erhalten«, betont Dr. Braun.
Auch wenn der Anblick der Fällungen zunächst erschreckend wirkt, zeigt sich in wenigen Jahren, dass diese Maßnahmen eine Investition in eine gesunde, widerstandsfähige Natur sind. Der Priwall bleibt damit ein Ort, an dem sich Mensch und Natur gleichermaßen wohlfühlen können.
Die Termine für die Führungen der Naturwerkstatt Priwall finden Sie hier: https://www.naturwerkstatt-priwall.de/veranstaltungskalender.html
TA