PANORAMA
Travemünde 02.03.2025
Mythen und Legenden aus Travemünde
Der Mövenstein: Findling mit sagenhafter Vergangenheit
Am Brodtener Ufer liegt der Mövenstein, ein imposanter Findling aus Hammergranit. Doch dieser Stein ist mehr als nur ein geologisches Relikt – er ist auch mit einer alten Sage verbunden. Der Legende nach wurde er von einem Riesen namens Möves oder Möwes ins Meer geworfen. Der Name des Steins erinnert noch heute an diesen mythischen Giganten.
Auch in der Literatur fand der Mövenstein seinen Platz: Thomas Mann erwähnte ihn in seinem Roman Buddenbrooks, in dem die Figur Tony Buddenbrook sich hier verlobt. Darüber hinaus wurde der Findling in Gedichten verewigt und ist bis heute ein Symbol für Travemündes Verbindung von Natur, Geschichte und Kultur.
Trotz seines Status als Naturdenkmal droht der Mövenstein allmählich im Meer zu versinken. Die Initiative »Rettet den Mövenstein« setzt sich für seinen Erhalt ein, sei es durch eine Verlagerung oder eine feste Verankerung am aktuellen Standort.
St. Jürgen und der Roggenbuk: Ein Kampf gegen das Böse
Die Trave-Mündung birgt ein finsteres Geheimnis: den Roggenbuk, einen Wassermann, der mit seinem Harfenspiel arglose Opfer in die Tiefe lockte. Die Legende besagt, dass er sich sogar in einen Drachen verwandeln konnte, um noch mehr Angst und Schrecken zu verbreiten. Um ihn zu besänftigen, wurde ihm jedes Jahr eine junge Frau geopfert.
Doch eines Tages stellte sich der Ritter St. Jürgen der Bestie entgegen. In einem erbitterten Kampf besiegte er den Drachen und befreite Travemünde von dem grausamen Tribut. Der Legende nach verwandelte sich der gefallene Drache in einen Stein, der noch heute in der Trave-Bucht liegt.
Als Dank für seine Tat wurde in Travemünde ein Siechenhaus errichtet, das bis in die 1960er Jahre bestand. Heute erinnern nur noch archäologische Reste an diesen einst wichtigen Ort.
Das Siechenhaus als kulturelles Erbe
Das Siechenhaus war nicht nur eine soziale Einrichtung, sondern auch ein Ort mit kultureller Bedeutung. An der östlichen Traufseite des Gebäudes befand sich eine spätgotische Statue des St. Jürgen, die auf die Zeit um 1520 datiert wird. Ursprünglich farbig gefasst, hat sich die ursprüngliche Bemalung der Statue witterungsbedingt nicht erhalten. Heute ist die Figur in der St.-Lorenz-Kirche zu bewundern.
Neben der Statue gab es im Siechenhaus eine historische Glocke aus dem 14. Jahrhundert, die von dem Lübecker Gießer Gerhard Kranemann gefertigt wurde. Diese Glocke, einst ein bedeutendes Symbol für die Bewohner:innen des Siechenhauses, befindet sich heute im St.-Annen-Museum in Lübeck. Sie dient als Erinnerung an die lange Geschichte dieses Ortes und an die Verbindung von Travemünde mit seinem mittelalterlichen Erbe.
TA