POLITIK
Travemünde 22.08.2024
Wie barrierefrei ist der Urlaub in Travemünde?
Die Grüne Fraktion Lübeck machte den Check vor Ort
Mandy Siegenbrink, Co-Fraktionsvorsitzende und Mitglied im Sozialausschuss:
»Ich habe mich für diesen Test auf das Abenteuer eingelassen und mich im Rollstuhl durch Travemünde bewegt. Erst so bekommt man richtig das Gefühl für die vielen Hindernisse und Beschwerlichkeiten. Und davon gab es so einige.
Das fing direkt nach meiner Ankunft am Bahnhof an, denn die Suche nach barrierefreien Toiletten am Bahnhof blieb ergebnislos. Eigentlich sollten diese an einem Bahnhof mit Regio-Anbindung eine Selbstverständlichkeit sein.
Schwierigkeiten bereitete mir dann auch der Weg hinunter zur Promenade. Hier gab es an zwei Fußgängerüberwegen keine richtig abgesenkten Bordsteine, so dass ich Hilfe benötigte, um diese passieren zu können.
An der Promenade suchten wir weiter nach einem barrierefreien WC, fanden dieses jedoch nur nachdem wir den »normalen« WC Schildern gefolgt waren. Eine spezielle Beschilderung für diese barrierefreie Toilette gab es nicht.
Der Zugang zum Strand ist durch eine lange Rampe möglich. Im vorderen Strandbereich kann man sich im Rollstuhl auf Holzplanken bewegen. Doch auf dem Weg Richtung Wasser kommt auf der Hälfte die Ernüchterung, denn dann hören die Wege auf. Es gibt keine Möglichkeit mit dem Rollstuhl auch nur in die Nähe des Wassers zu kommen.
Bei der Strandkorbvermietung Seipel fanden wir zunächst Hilfe. Als einziger Betreiber hat man sich des Problems angenommen und stellt hier zwei Strandrollstühle zur Verfügung. Allerdings mussten wir in einem Selbsttest feststellen, dass auch mit diesen Strandrolli der Weg durch den Sand äußerst beschwerlich ist. Zudem benötigt man hierfür eine zweite, je nach Gewicht sogar eine dritte Person, um den Rollstuhl durch den Sand zu bewegen. Ein selbstbestimmtes Stranderlebnis sieht anders aus.
Heiner Popken, stv. Mitglied im Sozialausschuss:
»Solche Praxistests sind enorm wichtig, da erst vor Ort viele Mängel auffallen. Mich als Rollstuhlfahrer hat es schon seit vielen Jahren nicht mehr nach Travemünde gezogen, und ich wurde bei unserem vor Ort Check in meiner Haltung nur nochmal bestätigt.
Helmut Müller-Lornsen, resümiert:
Barrierefreiheit ist ein wichtiger Faktor für viele Reisende bei der Auswahl ihres Urlaubsortes. Denn nicht nur Menschen mit Behinderungen und vulnerable Gruppen wie zum Beispiel Senior*innen, machen Ihre Urlaubswahl von der Infrastruktur vor Ort abhängig. Auch deren Mitreisende wie Freunde und Verwandte müssen sich ja nach den speziellen Anforderungen richten.
Durch die Schaffung eines inklusiven und zugänglichen Umfelds können wir Travemünde für eine breitere Zielgruppe öffnen und so den Tourismus und die lokale Wirtschaft nachhaltig stärken.
PM BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN / TA