NATUR & UMWELT
Travemünde 06.09.2021
Großes Reinemachen der kleinsten Eigentumswohnungen auf dem Priwall

Jeder Nistkasten hängt an einem in den Baum eingeschlagenen Alu-Nagel. Alu-Nägel sind für die Bäume unschädlich. Der Vorteil der Alu-Nägel liegt darin, dass eine Säge nicht beschädigt wird, sollte der Baum einmal verarbeitet werden. Ist einmal ein Nistkasten verschwunden, so kann die Reinigungsmannschaft mit einem Blick nach oben die Alu Nägel gut erkennen und sogleich einen neuen Kasten aufhängen.
Jedes Jahr im Herbst gehen die Naturfreunde ein Wochenende lang ihre Runde, um die kleinen kostenlosen Eigentumswohnungen vom Baum herunter zu nehmen. Die Reinigung besteht darin, das Nistmaterial von der vergangenen Brutsaison zu entfernen, damit die nächsten Bewohner wieder eine »gute Stube« vorfinden um ihre Jungen gesund großziehen können. Die Kästen werden ausgefegt und auf Schäden überprüft.
Teilweise sind die Einfluglöcher zu groß geworden. Es waren dann Nager am Werk um sich günstig eine Eigentumswohnung zu erschleichen oder einen kleinen Eiersnack zu erbeuten.
Auch der Kleiber arbeitet immer fleißig am Einflugloch und hinterlässt Spuren. Er verkleinert die Einfluglöcher, dichtet die Ritzen der Reinigungsklappe von innen und außen mit Lehm. Auch diese kleinen »Kunstwerke« müssen entfernt werden, damit sich die Klappe mit Einflugloch öffnen lässt.
Sollte mal durch die Witterung das Dach undicht geworden sein wird es kurzerhand ausgewechselt. Da durch Windbruch etliche Kästen beschädigt und verschwunden sind haben die Naturfreunde vorher schon 15 neue Nistkästen gebaut und halten diese in Reserve.
Bei diesen Arbeiten muss man immer mit Überraschungen rechnen. Gelegentlich nützen Mäuse den Nistkasten als Unterkunft, die mit einem großen Sprung aus dem Nistkasten in die Freiheit flüchten. Oder es gibt noch belegte Hornissen- oder Wespennester.
In den 22 Jahren hat sich der Reinigungstrupp kleine Tipps und Tricks erarbeitet und möchte diese gerne an Interessierte weiter geben:
- Regel Nr. 1: immer vorher anklopfen, damit der mögliche Mieter gewarnt ist und noch schnell die Möglichkeit hat, zu flüchten.
- Regel Nr. 2: tragen Sie Gamaschen an den Füßen, damit keine Flöhe oder keine Maus hinein huschen kann.
- Regel Nr. 3: tragen Sie Handschuhe mit Klettverschluss, damit nichts in den Ärmel kriechen kann und man nicht gebissen oder gestochen wird.
- Regel Nr.4: tragen Sie einen Mundschutz, diesmal nicht wegen Corona, sondern wegen der evtl. krank machenden Staubpartikel und Milbenkot.
- Regel Nr. 5: benutzen Sie Kokosfett, um sich vor Flöhen und Milben zu schützen.
- Regel Nr. 6: tragen Sie keine Fleecejacke, denn hier freuen sich die Flöhe sehr und ziehen sofort ein.
Natürlich wird auch in diesem Jahr wieder darauf geachtet und festgehalten, wie viele unausgebrütete Eier in den 160 aufgehängten Nistkästen liegen und vor allem in wie vielen Kästen gebrütet wurde. Weitere Beobachtungen werden notiert und zur Auswertung an die Revierförsterei Wesloe und an den Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer e.V. geschickt.
Zum Glück finden sich immer wieder interessierte Naturfreunde die diese wertvolle Aufgabe als Nachfolge übernehmen. So bleiben uns die gefiederten Bewohner auf dem Priwall lange treu. Naturfreunde – Fotos Karl Erhard Vögele
1 http://www.naturfreunde.de