ORTSGESCHEHEN
Travemünde 19.08.2021
Erster Stolperstein in Travemünde
Dieser erste Stolperstein in Travemünde überhaupt erinnert an den in Lübeck geborenen Friedrich Paul von Groszheim (Jg. 1906), der seit 1910 in der Kaiserallee 11 sein Zuhause hatte. Er wurde am 23. Januar 1937 verhaftet und wegen des §175 zu Gefängnis, Kastration und später KZ verurteilt. Friedrich Paul von Groszheim war einer der wenigen Homosexuellen, der später seine Verfolgung in der NS-Zeit öffentlich gemacht und so auch auf die Schicksale vieler anderer hingewiesen hat. Er wurde zu Lebzeiten nicht rehabilitiert oder entschädigt und starb 2006 in Hamburg.
Während der Verlegung des Stolpersteins wird der Historiker Christian Rathmer die Biografie Von Groszheims vorstellen. Der Hamburger Zeitzeugen Bernhard Wissing spricht über seine persönlichen Erinnerungen an Von Groszheim. Einem Grußwort der Hansestadt Lübeck durch die Senatorin Frau Monika Frank folgen Grußworte von Herrn Thomas Thalau, Mitglied des Travemünder Ortsrates, und Herrn Tim Jänke, Mitarbeiter der Zentralen Ansprechstelle LSBTIQ* der Landespolizei Schleswig-Holstein. Musik von Mareike Plota-Neumann und Lukas Schick sowie die Lesung eines Gedichts umrahmen die kleine Gedenkfeier.
Im Anschluss wird um 19.30 Uhr in der Holstenstraße ein Stolperstein für Hermann Westendorf verlegt.
Der Lübecker Kaufmann Hermann Westerdorf (Jg. 1899) übernahm schon in jungen Jahren das Geschäft seines Vaters, die Firma Hermann Engel, Papier- und Papierwaren-Handlung in der Holstenstraße 28. Im ersten Stock des Hauses lebte er mit seiner Ehefrau und Tochter sowie seiner Mutter. Am 23. Januar 1937 wurde er in- folge einer Denunziation verhaftet und nach langen Verhören aufgrund des § 175 wegen gleichgeschlechtlichen Verkehrs mit verschiedenen Männern zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Danach waren seine private und berufliche Existenz zerstört. PM
Quelle: Text: Pressemitteilung Initiative Stolpersteine für Lübeck, Foto: Helge Normann