TOURISMUSWIRTSCHAFT 2 194
Travemünde 09.04.2021
Lübecker Bucht will Modellregion werden
Nur Travemünde macht nicht mit

Dem Newsletter der Tourismusagentur Lübecker Bucht (Link unten) zufolge haben sich die Bädergemeinden (außer Travemünde) um die Durchführung eines touristischen Modellprojektes in Schleswig-Holstein beworben. »Wir möchte zusammen mit den Betrieben und den Verwaltungen der Kommunen im Modellprojekt darstellen, dass die Öffnung von Hotellerie und Parahotellerie sowie der Gastronomie und von Freizeitbetrieben verantwortungsvoll möglich ist«, heißt es in dem Text.
Dem Aufruf zur Beteiligung seien innerhalb kürzester Zeit rund 200 Betriebe gefolgt. Neben den teilnehmenden Gemeinden der Lübecker Bucht haben sich noch 11 weitere Städte, Kreise, Gemeinden und Regionen beworben. Darunter sind laut TALB die Städte Kiel und Eckernförde, der Kreis Herzogtum Lauenburg und der Kreis Nordfriesland sowie die Gemeinden Büsum, Grömitz und Wangels (Weißenhäuser Strand), die Schleiregion sowie die Inseln Sylt und Helgoland.
»Wie viele Bewerbungen genau zum Zuge kommen, ließ Minister Buchholz in einem heutigen Pressegespräch noch offen«, heißt es im Newsletter der TALB. »Er sprach aber von drei bis fünf.« Bis kommenden Montag sollen die Konzepte bewertet werden.
Als erste Lübecker Fraktion aus der Hansestadt hat sich die FDP zu dem Thema geäußert und kritisiert den Lübecker Bürgermeister Jan Lindenau (SPD). Die Liberalen sprechen in einer Pressemitteilung von einem »Versäumnis des Bürgermeisters, Lübeck als Modellregion für eine unter Corona Bedingungen angepasste Tourismus-Region zu empfehlen.« HN
TWG unterstützt die Idee für ein Modellprojekt 2021 in Travemünde
Die Hansestadt Lübeck hat Travemünde bei der Entscheidung nur ein Modellprojekt für Sport und Kultur zu verfolgen nicht berücksichtigt
Deutschland befindet sich jetzt seit über einem Jahr im Griff der Covid-19 Pandemie, ein Ende scheint nicht in Sicht. Es wird Zeit, dass wir lernen mit der Krankheit zu leben, selbstverständlich mit sehr viel Vorsicht.
Seit Dezember 2020 stehen mehrere Impfstoffe zur Verfügung und es ist mittlerweile gut über ein Zehntel der deutschen Bevölkerung geimpft. Bis September soll jeder Deutsche ein Impfangebot erhalten, hoffnungsvoll schaut das Land auf das Eintreten der Hausärzte in die Impfkampagne im Verlauf dieser Woche.
Doch nur zurücklehnen, abwarten und das Beste zu hoffen ist für viele schon lange nicht mehr machbar, denn das Wasser steht vielen bis zum Hals.
Die TWG schaut mit Sorge auf Ihre Mitglieder, über 7 Monate Berufsverbot im Lockdown in der Tourismusbranche, eine der Kernbranchen des Ostseebades Travemünde, die vor Corona ein Großteil der 2 Mio. Übernachtungen geschultert haben und damit auch der Stadt aus Ihrem Schuldental mit herausgeholt haben.
Der Bund versucht zwar mit Milliardenschweren Neuverschuldung zu Lasten der zukünftigen Generationen dagegen zu steuern. Einkommen müssen erwirtschaftet und nicht gedruckt werden.
Viele Akteure im Tourismus sind private Vermieter und erhalten keinerlei Stützung vom Staat. Nicht zu vernachlässigen die so gerne besuchten Hotels im Ostseebad, die seit Monaten die Türen geschlossen haben, mit keiner Aussicht auf Licht am Horizont. Die ohnehin immer schwerer zu findenden Mitarbeiter müssen seit Monaten mit Kurzarbeitergeld auskommen oder wandern (was noch viel gravierender wäre) in andere Branchen ab und gehen dem Ort für immer verloren.
Wir begrüßen daher den Vorschlag von unserem Mitglied Herrn Thorsten Kerkhoff den Tourismus sobald wie möglich zu ermöglichen mit dem Aufbau von Testzentren und dem Registrieren mittels der App-Lösung Luca. Herr Kerkhoff hat hierfür einen Denkanstoß veröffentlicht.
Wenn weiterhin an der Strategie festgehalten wird, dass wir Öffnungen nur an die Inzidenz koppeln, werden die Schließungen wohl das ganze Jahr andauern. Der Fokus sollte auf die Risikogruppe gelegt werden, die Fälle mit schwerem Verlauf und die Tatsache, dass mehr und mehr Risikopatienten täglich geimpft werden.
Die Gastronomen und Vermieter haben sinnvolle Konzepte erarbeitet und müssen Ihre Türen trotzdem schließen. Es wird nach einem Jahr Zeit, dass wir lernen mit der Krankheit zu leben.
Selbstverständlich ist viel Vorsicht geboten, doch der Dauerlockdown muss ein Ende haben.
Tagestouristen tummeln sich im Ort, Zweitwohnungsbesitzer dürfen Ihre Wohnungen kostenfrei Dritten überlassen, und das alle ohne Nachverfolgung und Registrierung. Trotz Lockdown sind also Besucher da, nur scheinbar ist es nicht erwünscht, dass irgendein Gewerbetreibender etwas verdient.
Wir halten es für eine Pflicht aller politisch Verantwortlichen vom Ministerpräsidenten, den Landtagsabgeordneten, Bundestagsabgeordneten und dem Lübecker Bürgermeister Herrn Lindenau über den Tourismusverantwortlichen Herrn Lukas und Herr Kirchhoff eine Perspektive zu ermöglichen bzw. zu geben.
Während in Travemünde derzeit zwar 0 Corona Fälle registriert sind, verfolgt die Hansestadt Lübeck bei den Modellregionen nur eigene Ziele im Bereich Sport und Kultur, während Travemünde offenbar völlig vergessen wird.
Zeitgleich machen andere Küstenorte und auch das 10 km entfernte Timmendorf ihre Hausaufgaben bzw. ihre Bewerbung für eine Modellregion, die damit die schrittweise Öffnung des Tourismus erreichen wollen.
Die Travemünder Wirtschaftsgemeinschaft fordert von der Hansestadt Lübeck, dass Travemünde mit seiner touristischen Ausrichtung und mit seinen Anbietern von Ferienwohnungen und Hotels nicht unberücksichtigt bleiben darf.
Eine gleichzeitige Umsetzung von mehreren Modellprojekten ist möglich, wenn die Meilensteinpläne stimmen und der Wille da ist. PM
Quelle: Pressemitteilung Travemünder Wirtschaftsgemeinschaft e.V. vom 08.04.2021
Verpasste Chance für Lübeck
Die FDP-Fraktion bedauert das Versäumnis des Bürgermeisters, Lübeck als Modellregion für eine unter Corona Bedingungen angepasste Tourismus-Region zu empfehlen. »Herr Lindenau hat eine Chance für Lübeck und Travemünde ohne plausible Gründe verstreichen lassen«, so der FDP-Fraktionsvorsitzende Thomas Rathcke. »Die aktuellen und seit Wochen vorliegenden Infektionszahlen hätten ein solches Vorgehen durchaus ermöglicht. Ein befürchteter Anstieg der Zahlen ist trotz offener Geschäfte nicht eingetreten. Auch sind den Ausführungen der Travemünder Wirtschaftsgemeinsaft (TWG) Respekt und Anerkennung für die deutlichen Worte zu zollen; wir teilen deren Einschätzung!
Als FDP-Fraktion vermissen wir nach wie vor die optimistische, konstruktive und gestalterische Seite des Bürgermeisters in dieser Zeit. Die übertriebene Zurückhaltung halten wir für nicht verhältnismäßig und nicht zeitgemäß. Die Corona-Situation wird uns vermutlich noch viele Wochen, wenn nicht sogar Monate begleiten. Daher gebietet es sich dringend, Wege und Chancen zu suchen und zu finden, um zu einem halbwegs normalen Leben zurückzukehren. Aktuell beobachten wir leider das Gegenteil; so z. B. die erneuten Einschränkungen beim Bürgerservice.
Während punktuell für einzelne Veranstaltungen hohe Summen ausgegeben werden, mangelt es an einem strategischen Gesamtkonzept für die Lübecker Wirtschaft, einschließlich der Tourismusbranche. Dabei ist eine Perspektive für viele Betriebe überlebensnotwendig! Denn in vielen Betrieben gibt es gute Hygienekonzepte, die für viel Geld von den Besitzern installiert und umgesetzt wurden. Hier wünschen wir uns mehr Realitätssinn und Kreativität vom Bürgermeister für die betroffenen Betriebe. Andere Städte haben es vorgemacht – machen Sie, Herr Lindenau, es einfach nach!“PM
QuellePressemitteilung FDP Fraktion Lübeck vom 09.04.2021
Externe Links zum Thema: »Denkanstoß zur Öffnungsstrategie« von TWG-Mitglied Thorsten Kerkhoff (pdf-Dokument, der Link war Teil der TWG-Pressemitteilung), Newsletter der »Tourismusagentur Lübecker Bucht« zum Thema