WIRTSCHAFT
Travemünde 02.04.2021
Heringssaison läuft
Preise bleiben stabil – doch die Fischer haben Sorgen
Die gute Nachricht vorweg: »Der Heringspreis wird stabil gehalten«, sagt Fischermeister Harry Lüdtke. Das Kilo kostet bei ihm zwei Euro, ausgenommen drei Euro. Doch vieles macht den Fischern Probleme.
Die meisten Kunden nehmen ihren Fisch schon fertig ausgenommen mit. Etwa sechs Wochen dauert die Heringssaison. Im März ging es los, allerdings mit einer Wassertemperatur von drei bis vier Grad. »Und das ist für die Heringsfischerei nicht gut. Wir brauchen fünf, sechs Grad mindestens«, erklärt Fischermeister Harry Lüdtke. Aber es gibt ja noch den ganzen April über Hering. Und das an bewährter Stelle: »Nach der langen Umbauphase freuen wir uns, dass wir wieder auf unserem alten Platz stehen«. Wo früher die alte Holzbrücke stand, sind nach der Neugestaltung nun zwei Buden für den Verkauf von Fisch und Fischbrötchen zu finden. In der Mitte steht der alte Räucherofen, den Fischfans noch von der früheren Fischbrücke kennen. Und der Hafen wird weiter belebt: »Drei Stände kommen hier noch zu. Von den Kollegen.«
Dazu kommen die vielen Fischerboote, die Spaziergänger von der Pier aus bewundern können: Die Fischer aus Schlutup, Gothmund und Travemünde vermarkten ihren Fang im Travemünder Fischereihafen. »Und das hat sich auch sehr gut eingelaufen«, sagt Harry Lüdtke. Unter den Fischern gäbe es keine Probleme. Die liegen woanders.
»Das ist ein Jahr, wo man kaum Dorsch fangen kann«, sagt Harry Lüdtke. Das merken auch die Kunden: Morgens ab acht Uhr wird der Fang verkauft. Der Dorsch ist immer gleich weg, da muss man früh aufstehen.
Zudem hätten die Fischer große Probleme mit den Robben, berichtet Harry Lüdtke: »Die Robben reißen die Dorsche aus den Netzen und riesige Löcher rein.« Die schlauen Tiere, das könne man beobachten, würden schon gezielt neben den Netzen tauchen. »Also wir haben sehr großen Schaden durch Robbenfraß. Die sind hier wahnsinnig viel geworden in der Lübecker Bucht.« Seit fünfzig Jahren fischt er hier. »Robben und Schweinswale machen uns viel Schaden. Früher gab es das gar nicht«, sagt Harry Lüdtke.
Zwar gab es auch früher schlechte Jahre, doch jetzt kommt einiges zusammen. »Zufrieden ist jetzt keiner. Weil so wenig Dorsch ist. Und weil die Quoten immer mehr gekürzt werden. Die Heringsquote ist ja auch so drastisch gekürzt worden. Es ist eine unzufriedene Stimmung unter uns Fischern. Aber nicht nur hier, an der gesamten Küste.« HN