POLITIK 6 532
Travemünde 27.01.2021
Die Unabhängigen: 8.000 Betten für Touristen – aber kein Wohnraum für das Personal
Bankrotterklärung der Lübecker Wohnungsbaupolitik
Die Unterbringung von Beschäftigten von Beach Bay in Containern stößt bei den Unabhängigen auf massives Unverständnis. Wohnraumbeschaffung durch sofortige Nutzungsuntersagung illegaler Ferienwohnungen sei der bessere Weg.
Dazu erklärt der wohnungspolitische Sprecher der Unabhängigen Frank Müller-Horn: »Nachdem Lübeck als gefragter Seebadeort seine Kapazität auf 8.000 Betten erweitert hat, stellen die Stadt und die Betreiber von Ferienanlagen plötzlich fest, dass die zusätzlichen Arbeitsplätze auch zeitnah zusätzlichen Wohnraum benötigen. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Travemünde ist jedoch kein unabwendbares Naturereignis. Er ist hausgemacht und das greifbare Ergebnis einer völlig verfehlten Wohnungsbaupolitik der politisch Verantwortlichen.
Während von einzelnen Fraktionen schon jahrelang mehr bezahlbarer Wohnraum gefordert wird, blockieren die GroKo, die Bausenatorin und der Bürgermeister beharrlich deren Umsetzung mit dem Argument, das sei den Vorhabenträgern wirtschaftlich nicht zumutbar. Diese Verweigerungs-haltung führt dazu, dass preiswerte und auch kleinere Wohnungen in keinem der neuen Wohnbaugebiete in ausreichender Anzahl geschaffen werden.
Die leidenschaftliche Förderung von Großprojekten wie Beach Bay sowie der Erstellung von Eigentumswohnungen klammerten die Konsequenzen für den Wohnungsmarkt und die Infrastruktur – insbesondere hinsichtlich des zusätzlichen Verkehrsaufkommens – systematisch aus.«
Das Mitglied der Unabhängigen im Travemünder Ortsrat Heino Haase ergänzt: »Die Wohnungsknappheit in Travemünde wird zusätzlich durch die ständige Umwandlung von Wohnraum in Ferienwohnungen verschärft. In 12 Bebauungsplangebieten ist die Umwandlung aufgrund rechtskräftiger Bebauungspläne explizit untersagt. Trotzdem erfolgt weiterhin die Umwandlung in großem Stile. Die Bauaufsichtsbehörde blieb untätig und duldete damit den Rechtsbruch. Weder die Bausenatorin Frau Hagen noch Bürgermeister Lindenau werden hier ihrer Verantwortung als Dienstvorgesetzte der handelnden Personen gerecht.«
Frank Müller-Horn abschließend: »Die Unabhängigen haben im nächsten Bauausschuss einen Antrag eingebracht, der die Bauaufsichtsbehörde veranlassen soll, den zweckentfremdeten Wohnraum in Travemünde durch Nutzungsuntersagungen wieder dem Wohnungsmarkt zur Verfügung zu stellen. Dies könnte zeitnah erfolgen, so dass dieser zweckentfremdete Wohnraum den Wohnungssuchenden – auch denen aus dem Bereich der Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe – wieder zur Verfügung stehen könnte.« PM
Quelle: Text: Pressemitteilung Wählergemeinschaft »Die Unabhängigen«, Foto: Helge Normann
Kommentare
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Kommentar von U. Cardio am 27.01.2021 [2,8/114]
Hallo Unabhängige, was Ihre Kritik an der Wohnungsbaupolitik der Stadt betrifft, ist diese OK, sie muss aber auch als eine Kritik an den politischen lübecker Parteien insgesamt und auch besonders am Ortsrat formuliert werden. Alle haben es verabsäumt dieses absehbare Problem wirksam anzugehen und Vorschläge zu Lösungen zu machen. Es steht aber auch die Sozialverantwortung des Investors in der Kritik, an dem sich die Lösung des Problems auch schon vor Jahren nicht vorbeigeschlichen haben kann. Soweit ich mich erinnere, wurde hier auch nach Lösungen gesucht. Das Gejammere der Priwallleute über die bösen Wohncontainer ist ja herzzerreisend, aber von ihnen erwartet ich auch das, was die Unabhängigen uns vormachen: eine zielführende konkrete politische Aktivität mit Lösungsvorschlägen. Und das nicht erst heute.
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Kommentar von Christian Jäger am 27.01.2021 [3,2/105]
Es kann nicht sein, dass sich mal wieder die Allgemeinheit um die Probleme der Waterfront/Beach Bay-Betreiber kümmern soll. Wer ein Tourismusprojekt in dieser Größenordnung plant, muss auch an die Unterbringung der dort Beschäftigten Mitarbeiter denken. Wer "bezahlbaren" Wohnraum braucht, muss diesen eben schaffen oder rechtzeitig bereit stellen. Gleiches gilt übrigens für Verkehrsanbindungen oder Parkplätze (Infrastruktur). Man hat den Eindruck, dass Teile der Politik und die Waterfrontler gerne die Einnahmen kassieren aber die Kosten ihrer Projekte lieber "sozialisieren". Dass die Unabhängigen jetzt die Schuld bei den Immobilieneigentümern suchen, die ihre Wohnungen lieber an Urlauber als an Saisonkräfte vermieten geht voll am Thema vorbei und wird die hausgemachten Probleme in Travemünde nur verstärken und nicht lösen .
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Kommentar von Dieter Prenzel am 27.01.2021 [2,2/76]
Wenn ich die Meldung richtig gelesen habe, dann haben die "Unabhängigen" bereits einen Lösungsvorschlag: Die Rückwandlung der zweckentfremdeten Wohnungen in Mietwohnungen. Des Weiteren sind betroffene Anwohner sicher gern bereit, an der Beseitigung der Planungsfehler zu arbeiten. Dazu wären allerdings Gespräche mit den Planungsverantwortlichen erforderlich.
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Kommentar von B.David am 27.01.2021 [2,4/87]
Zur PN und zum Kommentar von@cardio 1.Der Ortsrat hat immer wieder seit 2013 darauf hingewiesen,das für das Waterfrontprojekt entsprechender Wohnraum für die Beschäftigten gebaut bzw.bereitgestellt werden muss.Es ist wohlfeil,den Ortsrat für die Misere mitverantwortlich zu machen.Er ist abhängig von den Mitgliedern der Bürgerschaft,die Forderungen,Anregungen etc.in die Gremien zu bringen.(und wird und wurde auch immer durch den Vorstand in Lübeck aktiv.) 2.Die Priwallbewohner waren und sind schon immer sehr aktiv (siehe BIP,BIN..Verhinderung der Kohlenhofbebauung,insbesondere aber auch durch die Gemeinschaft der Priwallbewohner,die sich vieler Probleme angenommen hat und wird.Zur Zeit ist eine Gruppe sehr aktiv bzgl. Lärmbelästigung,Randale,Alkohol und Drogenmissbrauch seitens einer Minderheit einiger BBT Schüler(siehe Artikel TA) Also,Herr /Frau Cardio,wir jammern nicht herzzerreisend,sondern wir agieren,auch jenseits der Politik(aber das ist ein anderes Thema)
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Kommentar von B.David am 27.01.2021 [1,9/79]
Teil 2 zu UA und @cardio 3.Loeblich die Idee und Anregung der UA..Warum aber erst jetzt,das Problem ist schon länger bekannt?.Weiterhin muss geprüft werden,inwieweit juristisch ein Erzwingen zum Vermieten der Ferienwohnungen durchsetzbar ist. 4.Die Politik und Verwaltung hat in der Tat verabsauemt,den Investor vertraglich zu verpflichten,Wohnraum für die MA zu schaffen. Zur Zeit,so meine Info,gibt es angemieteten Wohnraum in Travemünde und Dassow für Beschäftigte. 5.Mein persönlicher Vorschlag.In der Wiekstrasse /Ecke Poetenitzerweg gibt es seit Sommer eine kleine Wohnanlage mit 14 Ferienwohnungen(wir hatten damals auf Mietwohnungen gehofft)Das Haus könnte der Investor z.B.anmieten für Dauermitarbeiter und Saisonkräfte.(es gibt sogar Parkplätze.) 6.Container sind m.E. keine Lösung und nicht sehr menschenfreundlich.
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Kommentar von Hugo Meckerfritze am 28.01.2021 [3,5/71]
Hallo B.David: Es trifft zu was Sie schreiben und trotzdem ist nichts passiert. Warum? Es reicht halt nicht "man habe darauf hingewiesen", "die waren/sind aktiv", " man habe verabsäumt". Das reicht allenfalls dazu glänzend dazustehen, dass alle dies und das ja schon immer gesagt hätten. Im Prinzip tun Sie das doch oder ? Aber: Wo sind die Anträge im und vom Ortsrat an die Bürgerschaft ? Der Priwall ist doch im Ortsrat vertreten ! Wo sind Anträge in den Ausschüssen von SPD, CDU, FDP, Grüne usw.? Kennen Sie diese ? Das machen jetzt die U’s: per Antrag im Bauausschuss einen Lösungsvorschlag einbringen. Zu den Containern (die Ohrfeige des Investors an Politik und Verwaltung): Egal wie man zu BeachBay steht: ich freue mich für die jungen Leute die dort Arbeit haben und in den Containern vorläufig erst mal kostengünstig unterkommen können. Die nun mit Vorwürfen (längere Warteschlangen an Fähren, Krach bei Nacht wie die Schüler usw.) zu konfrontieren, halte ich für abwegiges Jammern.
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