Mit immer neuen Argumenten verweigert der Bürgermeister Infos zum Infektionsgeschehen
Wie viele Fälle gibt es in Wandsbek, wie viele in Altona und wie viele in Eimsbüttel? Auf der Internetseite der Hansestadt Hamburg können Bürger sich über die Entwicklung der Zahlen in ihrem Bezirk informieren. Anders ist das in Lübeck. Die Verwaltung gibt die Fallzahlen nach Stadtteilen nicht heraus. Mit wechselnden Argumenten.
Wie viele Fälle gibt es in Travemünde? Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) verweigert hartnäckig die Herausgabe von Fallzahlen zu den Lübecker Stadtteilen. Foto: ARCHIV TA
»Nach Stadtteil aufgeteilte Zahlen können wir Ihnen auch aus Datenschutzgründen nicht nennen«, teilte die Lübecker Pressestelle im März mit.
Ende Oktober verweigerte die Verwaltung dann auf erneute Nachfrage die Herausgabe der Zahlen mit dem Argument, man möchte »einer Stigmatisierung vorbeugen«.
Eine dritte Variante brachte zur gleichen Zeit Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) ins Spiel, als eine engagierte Travemünderin hartnäckig die Zahlen einforderte: »Wenn das Gesundheitsministerium SH das freigibt, machen wir das«, schrieb Lindenau. Von der Travemünderin um Erläuterung gebeten teilte der Bürgerservice des Gesundheitsministeriums allerdings mit: »In der Sache kann ich Ihnen nichts erläutern, da hierfür die Stadt Lübeck zuständig ist.« Nachdem das geklärt war, wandte sie sich erneut an den Lübecker Bürgermeister. Doch der rückte die Zahlen immer noch nicht heraus, sondern griff das Ministerium von Dr. Heiner Garg (FDP) an: »So kann man sich als Gesundheitsministerium auch vor Verantwortung drücken«, schrieb Lindenau zurück.
Mittlerweile beschäftigt der Fall sogar die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Prof. Dr. Claudia Schmidtke, mit dem Fall. Und die CDU will im Lübecker Hauptausschuss einen entsprechenden Antrag einbringen. TA
Das sagt das Gesundheitsministerium:
Frage TA: Die Hansestadt Lübeck gibt nach Auskunft von Bürgermeister Lindenau die Covid-19 Fallzahlen nach Stadtteilen aufgeteilt nur heraus, »wenn das Gesundheitsministerium SH das freigibt«. Meine Fragen hierzu: Hat die Hansestadt Lübeck sich um eine solche Freigabe bemüht? Ist eine solche Freigabe überhaupt erforderlich, damit die Zahlen veröffentlicht werden können? Wenn ja, was ist zu tun, damit die entsprechende Freigabe erfolgt?
Antwort Marius Livschütz, Pressesprecher beim Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren: »Die Öffentlichkeitsarbeit vor Ort liegt grundsätzlich in der Verantwortung der jeweiligen kreisfreien Stadt/Kreis – das Ministerium hat bezüglich einer Veröffentlichung durch die Kreise/kreisfreien Städte keine verbindliche Einwirkungsmöglichkeit. Es bedarf hierzu auch keiner Freigabe des Ministeriums. Allerdings hat das Ministerium sehr frühzeitig darauf hingewiesen, dass es, um Beschwerden von Betroffenen über die Verletzung derer Persönlichkeitsrechte aufgrund der Berichterstattung vorzubeugen angezeigt sein kann, aus Datenschutzgründen restriktiv mit der Ausweisung von akuten Infektionszahlen unterhalb der Kreisebene umzugehen. Eine Ausweisung kumulierter – d.h. anonymisierter – Daten in der Rückschau auf einzelne Gemeinden ist jedoch zulässig, wenn dadurch keine Zuordnung zu einzelnen Personen ermöglicht wird. Besondere, akute Ausbruchsgeschehen, die im öffentlichen Interesse sind, bzw. für die ortsansässige Bevölkerung besonders relevant sind, können weiterhin ausgewiesen werden. Darüber hinaus kann die kreisfreie Stadt selbst mit Datenschützern oder dem Unabhängigen Lagezentrum für Datenschutz (ULD) das weitere Vorgehen abstimmen. Darüber hinaus besteht eine sehr weitreichende Information zu den offiziell gemeldeten Zahlen des Landes an das RKI auf den Seiten der Landesmeldestelle: http://www.infmed.uni-kiel.de/de/epidemiologie/covid-19.«
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Kommentare
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Kommentar von Heino Haase am 30.11.2020[4,0/68]
Was hat Bürgermeister Jan Lindenau vor den Bürgern zu verbergen? Warum die Heimlichtuerei? Was stimmt nicht in der Verwaltung, oder seinem Verständnis von Verantwortung? Von uns Bürgern verlangt Lindenau sich an die Regeln zu halten. Der überwiegende Teil der Bürger tut das. Ja, der Bürger bemüht sich, die ständig ändernden Regeln zu erfahren. Aus Verantwortungsbewusstsein sich und anderen gegenüber. Und was macht der Bürgermeister? Er verweigert mit nicht nachvollziehbaren, fadenscheinigen Argumenten eine Information über das Infektionsgeschehen in den einzelnen Lübecker Stadtteilen. Diese Verweigerungshaltung ist leider System geworden. So auch in der Weigerung, über eine Verkehrsänderung in der Travemünder Altstadt zu informieren. Zum Thema „Atommüll“ fehlen zur Versachlichung Hintergrundinformationen. Über den Hafen wird eher desinformiert, als aufgeklärt. Jan Lindenau entfernt sich leider immer weiter von seinen Wahlaussagen. Wer die Bürger nicht mitnimmt, verliert sie.
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Kommentar von U. Cardio am 01.12.2020[4,2/30]
Herr Haase, das ist ja alles richtig was Sie schreiben. Und wenn das jemand geschrieben hätte, der nicht in einer Partei ist, dann hätte ich mir die Zeit gespart, hier einige Zeilen zu schreiben. Aber sie sind bei den Unabhängigen, die in der Bürgerschaft vertreten sind. Ihre Aufgabe ist es doch, der Verwaltung auf die Finger zu sehen und etwas zu unternehmen. Also was tun die U’s, damit der Bürgermeister endlich die Zahlen rausrückt? Nur so was führt uns weiter und nicht Ihr Wettern in einem Kommentar. Und wenn ich schon an Sie schreibe: ich habe in lebhafter Erinnerung, dass Sie gegen den Spielplatz vor der Ostseestation gepoltert haben, wie total unsicher und gefährlich der sei. Nun höre ich darüber gar nichts mehr von Ihnen. Ist der jetzt sicher? Und was hat man denn daran geändert? Waren das ihre Vorschläge oder waren Ihre Kommentare von damals mediales Getöße?
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Kommentar von Heino Haase am 01.12.2020[3,5/28]
Hallo Herr Cardio, ich kann Ihre Gedanken nachvollziehen. Natürlich fragen Politiker. Nicht nur Fragen von Bürgern, sondern auch von Politikern werden nicht so beantwortet wie erwartet werden könnte. Auf einer Ausschusssitzung hat sich BM Lindenau strikt geweigert, die Frage nach Infektionszahlen einzelner Lübecker Stadtteile zu beantworten. Auch hier mit dem an den Haaren herbei gezogenen Todschlagargument des Datenschutzes. Warum man sich das hat bieten lassen, weiß ich nicht. So könnte ich Ihnen noch weitere Beispiele nennen. Auf alle Fälle perlen seit einiger Zeit immer wieder Fragen und Forderungen an Lindenau ab, wenn das Thema nicht in seinen Kram passt. Auch Beschlüsse aus der Bürgerschaft. Es klafft zwischen Worten und Taten leider ein tiefer Spalt. Ich habe ihn seinerzeit auch gewählt. Mit der Hoffnung auf mehr Bürgernähe. Die Enttäuschung ist groß. Ich würde mich freuen, wenn wir uns telefonisch austauschen. Hier führen Beispiele und Argumente zu weit. post@heino-haase.de