MARITIMES
Travemünde 08.09.2020
Abschied von der »Hans Ingwersen«
Zwanzig Jahre hat das Seenotrettungsboot »Hans Ingwersen« in Travemünde gelegen, hat in dieser Zeit gut 600 Einsatzfahrten absolviert und etwa 1700 Menschen geholfen. Voraussichtlich Ende November wird sie durch einen Neubau ersetzt. Noch fährt die »Hans Ingwersen« fast täglich raus, doch bald heißt es Abschied nehmen.
Die »Hans Ingwersen« löste im Jahre 2000 die »Paul Denker« ab und wird bald selbst abgelöst. Der noch namenlose Nachfolger wird derzeit in einer Rostocker Werft gebaut. Moderner und auch ein wenig benutzerfreundlicher soll das neue Boot werden. Etwa für Vormann Horst-Dieter Eder, der meist am Ruder ist: »Wenn ich hier sitz, krieg ich nach drei Stunden Genickstarre, weil ich immer den Kopf schiefhalten muss, um aus dem Fenster zu gucken, weil oben die Leisten zu dick sind«, erzählt er. Im Neubau wird er einen viel besseren Rundumblick haben.
»Und das Arbeitsdeck hat einen halben Meter mehr, das ist eine ganze Menge«, sagt Eder. Ein Vorteil, wenn Personen über die Bergungspforte an Bord gezogen werden.
Mit 20 Knoten wird der Nachfolger auch drei Knoten schneller sein, was sich allerdings bei rauer See kaum ausnutzen lässt, wenn das Boot heil bleiben soll.
In Neustadt im Kreis Ostholstein hat man bereits den neuen Bootstyp im Einsatz. Die Travemünder Freiwilligen waren im Winter zur Schulung an den neuen Geräten da. So gibt es jetzt eine elektronische Seekarte mit Touchscreen. Gibt ein in Not geratener Skipper seine Positionsdaten durch, markiert das System die Stelle gleich mit einem Kreuz auf der Seekarte, setzt den Kurs und gibt die Entfernung an.
Zwanzig Freiwillige stehen der Travemünder Station für Notfälle zur Verfügung. Darunter etliche Feuerwehrleute, die gern gesehen sind, da sie ja ausgebildete Rettungssanitäter sind. Ist medizinische Hilfeleistung erforderlich, geht Dr. Sandmann aus Travemünde als Seenotarzt mit an Bord. Einige Besatzungsmitglieder aus Travemünde waren schon in Rostock und haben sich den Neubau angesehen. Und so ganz weg wird die »Hans Ingwersen« ja auch nicht sein: Sie dient der Flotte zukünftig als Reserveschiff. Etwa, wenn ein Seenotrettungsboot turnusgemäß alle vier Jahre in die Werft geht. So kann es gut sein, dass die Ingwersen eines Tages auch für ihren Travemünder Nachfolger einspringt. Denn trotz ihrer zwanzig Lenze ist sie top in Schuss. TA