MEDIEN
Travemünde 12.05.2020
Fliegerei auf dem Priwall
Rolf Fechner arbeitet an seinem sechsten Travemünde-Buch
Fünf Bücher über Travemünde hat Autor Rolf Fechner in den vergangenen acht Jahren herausgebracht. Jetzt arbeitet er an seinem sechsten Band. Diesmal soll es hauptsächlich um die Fliegerei auf dem Priwall gehen.
Wer heutzutage auf dem Priwall spazieren geht wird kaum ahnen, dass die Travemünder Halbinsel einmal eine Drehscheibe der Luftfahrt war. In den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts landeten dort Wasserflugzeuge der Lufthansa und in den dreißiger sogar das berühmte Luftschiff »Graf Zeppelin«. Später diente der Priwall der militärischen Fliegerei und war für Zivilisten gesperrt. Viel Geschichte, die der Autor in über 200 Bildern zusammentragen möchte.
Ein Kapitel soll dabei auch vom benachbarten Pötenitz handeln: »Bei der Recherche bin ich darauf gestoßen, dass auch in Pötenitz eine rege Luftfahrtaktivität war, nämlich das sogenannte Luftzeugamt (LZA), das von 1936/37 bis 1945 existierte und über 50 Hektar umfasste«, erzählt Rolf Fechner. Das LZA war die Schnittstelle zwischen Industrie und Luftwaffe. Für den Betrieb wurde sogar extra eine Schmalspureisenbahn gebaut, die von Schönberg über Dassow nach Pötenitz führte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es dem Erdboden gleich gemacht. Auch die Erinnerung daran verblasste, da das Gelände im Sperrgebiet der DDR lag. »Mir ist es gelungen, mithilfe mehrerer Mecklenburger Bürger sowie einem kundigen Travemünder entsprechendes Bildmaterial zusammenzusammeln«, berichtet Rolf Fechner. Wer noch Infos zum LZA hat, kann sich aber sehr gern bei ihm melden (rolffechner@gmx.de).
Rolf Fechner geht es mit seinen Büchern darum, möglichst viel der regionalen Historie vor dem Vergessen und der Vernichtung zu bewahren. In seinen bisher erschienen Bänden ist ihm das mit rund 1000 alten Bildern bereits gelungen. Das neue Buch wird voraussichtlich im Sommer erscheinen. TA
- »Das alte Travemünde – Ein Spaziergang in Bildern« (2012), 8. Auflage
- »Die Halbinsel Priwall 1900 – 1990« (2014), 2. Auflage
- »Leben und Arbeiten in Travemünde in alten Fotografien« (2015)
- »Travemünde in historischen Luftbildern« (2016)
- »Travemünde. Einst & Jetzt« (2019)
Es gab keine Schmalspurbahn nach Pötenitz! Die Bahnlinie von Dassow nach Pötenitz wurde in Normalspur als Privatgleisanschluss des Luftgaukommandos XI Hamburg gebaut. Es war eine Verlängerung der Bahnlinie Lübeck, Schönberg, Dassow.
1942 wurde vom Betriebsamt Lübeck angegeben, dass zwei Zugpaare den Werksverkehr Lübeck – Pötenitz mit ca. 1000 Wagen abwickelten.
Das Gleis wurde nach langen Verhandlungen von der Reichsbahn übernommen. Auf dem ca. 8 km langen Straßennetz auf dem Zeugamt wurden E-Fahrzeuge eingesetzt, die nur von Offizieren benutzt werden
durften. Die Batteriebetriebenen Fahrzeuge, auch mit Anhängern, wurden wegen ihres Aussehens Eidechsen genannt. Diese waren relativ schmal, daher wohl die Verwechslung mit der Schmalspur.
Günter Wosnitza, 13.05.2020