VERANSTALTUNGEN
Travemünde 21.09.2019
Wie das Glücksspiel nach Travemünde gekommen ist
Bis zum Jahre 2012 gab es in Travemünde eine der ältesten Spielbanken Deutschlands. Travemünde-Historiker Wolf-Rüdiger Ohlhoff hält jetzt am Ort des Geschehens einen Vortrag über die Geschichte des Glücksspiels in Travemünde. Im Heutigen Atlantic Grand Hotel an der Kaiserallee.
Bei so einem Vortrag fängt man natürlich an mit der Geschichte, wie das Glücksspiel nach Travemünde gekommen ist: In den Jahren 1806 bis 1813 waren Lübeck und Travemünde von den Franzosen besetzt, erzählt Wolf-Rüdiger Ohlhoff. Die Offiziere hätten im Kurhaus-Hotel gewohnt. »Und die mopsten sich, denn es gab ja noch keine Zerstreuung oder Events, wie man heute so sagt.« Der spätere Schwedenkönig Marschall Bernadotte hätte dann ein Roulette aus Frankreich bringen lassen, weiß Ohlhoff zu erzählen. Und bei ihrer späteren Flucht ließen die Franzosen ihren Roulettekessel im Seebad zurück.
Für seinen Vortrag verspricht Wolf-Rüdiger Ohlhoff etliche solcher Anekdoten. Etwa, dass die französischen Spielkessel früher neben der bekannten grünen »Null« noch eine »Doppelnull« gehabt hätten. Darauf gab es nicht den 32-Fachen, sondern den 64-Fachen Einsatz. »Das hat manche Casinos in den Ruin getrieben«, sagt Wolf-Rüdiger Ohlhoff. Also ließ man die Doppelnull lieber weg. Ein solcher Roulettekessel ist heute noch im Travemünder Seebadmuseum zu sehen. Um 1860 herum stand er im Travemünder Kurhaus.
Eine Geschichte, die er noch einbauen will, hat der Referent gerade in einer Ausgabe des Magazins »Spiegel« von 1954 entdeckt. Da hätte ein Berufsroulettespieler »an einem Abend 370.000 DM rausgeholt.« Und später in etlichen Spielbanken Hausverbot bekommen.
Mit weitaus bescheideneren Summen ging Ohlhoff selbst an den Spieltisch: Er setzte sich immer ein Maximum von 50 DM, spielte vorsichtig. Mit mehr als 40 Mark Gewinn ist er nie nach Hause gegangen. Dabei hätte er eigentlich gar nicht spielen dürfen, denn im Umkreis von 15 Kilometern galt eine Sperrzone für alle Einheimischen. Sie wurde erst 1978 aufgelöst. Wolf-Rüdiger Ohlhoff hatte in den siebziger Jahren selbst im Casino gearbeitet und nutzte gelegentlich seine Pausen für ein Spielchen. »Da war ich ja im Haus, das hat kein Mensch gemerkt, weil ich ja Dienst in der Bar hatte«, erzählt er.
Etwa 120 Bilder zeigt Wolf-Rüdiger Ohlhoff bei seinem rund 75-minütigen Vortrag, erzählt dazu aus der Travemünder Casino-Historie und will vielleicht auch ein wenig Kurmusik spielen. TA
- Bildvortrag von Wolf-Rüdiger Ohlhoff
- Sonntag, 22. September 2019
- 17:00 Uhr
- ATLANTIC Grand Hotel Travemünde (Saal Bremen)
- Kaiserallee 2
- 23570 Travemünde
- Eintritt: 5,00 Euro
- Veranstalter: Verein für Kunst und Kultur zu Travemünde