Spaziergänger quetschen sich zwischen die Rückenlehnen der Bänke, weil sie aufs Wasser gucken wollen
Entlang der Trave ist zwischen Ostpreußenkai und Priwallfähre eine neue kleine »Promenade« entstanden, die sich viele Travemünder noch gar nicht so richtig angesehen haben. Dabei gibt es dort ein kleines Kuriosum zu bewundern: Passanten, die sich zwischen die Lehnen der Sitzbänke quetschen, damit sie aufs Wasser gucken können.
Kurios: Für den Wasserblick quetschen sich Passanten zwischen die Rückenlehnen der Sitzbänke. Foto: TA
Ein Teil der neuen Sitzbänke wurde offenbar mit Rücksicht auf die Sportboote mit der Rückenlehne zum Wasser hin aufgestellt. Im Ortsrat hatte es deshalb vor einigen Monaten eine rege Diskussion gegeben, weil die Sportskipper sich nicht aufs Deck gucken lassen wollten.
Doch die Spaziergänger lassen sich keine Blickrichtung aufzwingen: Statt wie von der Bauverwaltung vorgesehen auf die Häuser der Vorderreihe zu gucken, quetschen sich die Ruhesuchenden zwischen die Rückenlehnen der neuen Bänke. Und sitzen dann »falschherum«, aber glücklich, aufs Wasser guckend an der Trave.
Ein Travemünder Bürger schrieb nun an den Ortsrat (kompletter Text unten): »Ich denke, lieber würden die Travemünder und unsere Gäste auf die Trave schauen. Und dieses nur, weil ein paar wenige Bootsbesitzer sich beobachtet fühlen«, heißt es darin. Er bittet, die Rückenlehnen von den Bänken zu entfernen. Dann kann jeder sitzen, wierum er möchte ... TA
Der Brief an den Ortsrat im Wortlaut
Sehr geehrte Damen und Herren, »Auf einer Ihrer Versammlungen zu Anfang des Jahres wurde u.a. über den Ausbau der Kaianlagen an der Priwallfähre, die dortigen Liegeplätze sowie etwaige Sitzgelegenheiten mit Blick auf die Trave diskutiert. Von Seiten einer Motorbootsbesitzerin wurde der Vorschlag gemacht, die Bänke oder Steinblöcke so mit den Rückenlehnen zu versehen, dass die Sitzenden mit dem Rücken zu den Booten und somit zur Trave sich dort niederlassen können. »Man fühle sich auf den Motorbooten sowieso von den Passanten belästigt und beobachtet«. Ich schlug daraufhin vor, einen 2 m hohen Sichtschutzzaun an der Kaikante aufzustellen. Grundsätzlich hielt ich diesen, von Bootseignern vorgebrachten Vorschlag, für äußerst anmaßend. Nun musste ich feststellen, dass genau dieses in die Tat umgesetzt worden ist. Bei den Bänken in Richtung Ostpreußen Kai und Priwallfähre (außerhalb der Bootsliegeplätze) wurden die Rückenlehnen so angebracht, dass man einen ungehinderten Blick auf die Trave und die vorbeifahrende Schifffahrt, die Jachten und den Priwall hat. Die mittleren Bänke haben die Rückenlehnen zum Wasser, so dass man gezwungen ist, die nicht sehr attraktiven Rückseiten der Kneipen, Wohnhäuser und Restaurants anzusehen. Ich denke, lieber würden die Travemünder und unserer Gäste auf die Trave schauen. Und dieses nur, weil ein paar wenige Bootsbesitzer sich beobachtet fühlen. Ich möchte Sie bitten, sich ernsthaft dafür einzusetzen, zumindest die Rückenlehnen von diesen sehr schön gelungenen Bänken zu entfernen. Eine Minderheit von Bootsbesitzern sollte nicht bestimmen, ob wir Travemünder bzw. unserer Travemünder Gäste die Rückwände der Häuser oder die vorbeifahrenden Schiffe bewundern. In der Hoffnung, dass dieser Brief bei Ihnen positiv aufgenommen wird und Sie sich für die Belange aller Travemünder einsetzen, verbleibe ich …. Quelle: Brief eines Travemünder Bürgers an den Travemünder Ortsrat von 20.08.2019
Die nächste Ortsrats-Sitzung:
Die 11. Sitzung des Travemünder Ortsrates findet am Mittwoch, 11. September 2019, um 19:00 Uhr im Travemünder Gesellschaftshaus, Torstraße 1, statt. Dort dürfte nun die Sitzbänke-Diskussion erneut geführt werden. Auch an weiteren Themen mangelt es nicht, immerhin hat Innensenator Ludger Hinsen (CDU) seine Teilnahme zugesagt. Zum Thema Sicherheit bietet sich da einiges an, von der toten Birke am Wohnmobilplatz (TA berichtete) über das Starkstromkabel unterm Priwallstrand (TA berichtete) bis zur Munition in der Ostsee (TA berichtete). Und wo der Senator schon mal da ist, wird sicher jemand nach dem Stadtteilbüro fragen. Auch die Travemünder Gerüchteküche brodelt: Derzeit geht rum, das Restaurant »Hein Mück« (auch bekannt als »Pappschachtel«) sei unter Denkmalschutz gestellt worden. Und eine andere unbestätigte Flurfunk-Geschichte besagt, Beach-Bay-Investor Sven Hollesen hätte die Faxen mit den Fährkosten dicke und wolle dem Stadtverkehr eine Priwallfähre abkaufen … TA
Nachtrag (12.09.2019): Auf Nachfrage der Tageszeitung HL-live.de erklärte Hansjörg Wittern vom Team Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Hansestadt Lübeck: »Das Projekt wurde im Bau- und Hauptausschuss im Juli 2017 vorgestellt und freigegeben. Anschließend gab es noch eine Vorstellung im Ortsrat Travemünde am 09.08.2017. Zum damaligen Zeitpunkt sah die Entwurfsplanung eine Sitzmauer aus Beton mit Durchwegung zum Wasser, ohne Rückenlehne, vor. Zudem sollte eine Treppenanlage errichtet werden. Die grundsätzliche Ausstattung mit einer Lehne wurde nach den Anregungen der Bürger bei der der o. g. Ortsratsitzung in die weitere Ausführungsplanung aufgenommen. Sowohl die Treppenanlage als auch die Sitzbänke wurden hergestellt. Die Treppenanlage sowie zwei von den Sitzbänken bieten einen freien Blick auf das Wasser. Die anderen drei Sitzbänke im Bereich der Liegeplätze wurden mit Blickrichtung Marktplatz aufgestellt. Grundsätzlich sind die Lehnen bei den Sitzbänken aber nicht durchgehend, so dass eine freie Wahl der Sitz- bzw. Blickrichtung stets möglich ist. Diese Lösung stellt einen Kompromiss dar, mit dem Ziel den Interessen der Passanten und Liegeplatzinhaber gerecht zu werden. Insofern liegt keine Änderung der Planung vor, sondern vielmehr eine Weiterentwicklung im Abstimmungsprozess.«
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Kommentare
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Kommentar von David Kidon am 09.09.2019[4,6/176]
Mal wieder »Schilda« in Travemünde -wer immer den Unfug mit den Rückenlehnen angestellt hat! LHG? Kurbetrieb? Entweder Rückenlehnen weg oder Bänke an »nicht Intimsphäre störende« Plätze mit ebenso schöner Aussicht umsetzen! Letzteres aber bitte auf Kosten der Bootsliegeplatznutzer!
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Kommentar von Rolf Fechner am 09.09.2019[4,6/197]
Die beschwerdeführende Motorbootbesitzerin hätte sich besser ein U-Boot zugelegt. Da wäre sie vor menschlichen Voyeuren sicher.
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Kommentar von Jürgen K am 10.09.2019[4,7/143]
Meine stete Hoffnung war, dass die unzähligen Betonpfosten zwischen Fahrweg und neuer Promenade gleich mit für Sitzgelegenheiten genutzt würden – eine preiswerte und gern genutzte Lösung nachdem die auf dem Marktplatz vorhandenen Bänke mit Fahrradständern zugebaut wurden.
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Kommentar von navigarius am 10.09.2019[4,5/135]
Na ja, Herr Fechner, ein U-Boot wird nur im aufgetauchten Zustand an der Pier festgemacht. Dennoch ist auch hier ein Blick in Inneres prinzipiell möglich, wenn auch auf die Luke im Turm beschränkt. Doch anders rum wird was draus: die Herren Bootseigner mögen doch mit dem Bug an der Kaimauer festmachen und das Boot achternaus in die Trave strecken. So ist der Blick ins Heiligste, die Plicht (bürgerlich Cockpit) durch das ordinäre Volk nicht möglich. Nur die Kapitäne der Ostseefähren und ihre Passagiere können sich dann des Luxus travemünder Art erfreuen. Da funkelt dann auch bei Sonne die Rolex hübsch und brillant in die richtige Richtung.
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Kommentar von Gerd am 10.09.2019[4,5/117]
Bleibt die Frage ob die 2 Bänke so gehören oder nachträglich umgedreht wurden...Von wem auch immer...
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Kommentar von boat whatcher am 13.09.2019[4,8/71]
Sollte die Begründung aus dem zitierten Schreiben an den Ortsrat zutreffen, so unterstellt die Bootseignerin ein voyareuses Interesse an ihrem Privatleben. Weder Touristen noch Einheimische dürften dies wirklich haben.
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Kommentar von Krisentine am 14.09.2019[2,0/74]
Da tun uns die Motorbootbesitzer am Ostpreußenkai aber leid. Im Passathafen flanieren Touristen u Einheimische am Steg längsseits in 1-1,5m Abstand an den Schiffen vorbei, von den Wohnungen der Villen schaut man uns zu und von den schönen roten Blechstelzenhäusern kann man uns direkt von oben im Cockpit betrachten. Da hat sich aber nie jemand in der Planung Gedanken gemacht. Wir sind ja so eine hübsche Kulisse für die Gäste, unsere Wünsche waren nicht gefragt, geschweige denn erwünscht.
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Kommentar von maritimus am 14.09.2019[4,6/70]
Hallo Krisentine. Es ist schon um und bei 5 oder 6 Jahre her, da wollte der dänische Investor seine Stelzenhäuser sogar direkt mit zwei Stelzen in den Hafen bauen. Ein Aufschrei der Segler und Motorbootleute hat dies über deren Vereine verhindert. Wenn ich mir aber ansehe, wie und wo die Touristen so auf ihren Balkonen sitzen und eher beschwerlich als genüßlich auf Sie heruntersehen können, so hält sich das arg in Grenzen. An sonsten mein Geheimtipp: nutzen Sie doch ihr Schiff zu dem wozu es gebaut ist. Nicht vorwiegend um im Hafen am Sonntag mal Kaffee und Kuchen zu sich zu nehmen, sondern raus auf die Ostsee zu fahren. Und da kann ich Ihnen eines garantieren: außer dem Nachbarn beim Ankern vor der Küste von MäckPommes glotzt Ihnen da niemand in die Kaffeetasse. Und wenn er das wirklich will, müsste er schon seinen Kieker nehmen. Aber dabei will sich ein anständiger Seemann ja nicht erwischen lassen. Dann also Mast und Schotbruch und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel Gnädigste.
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Kommentar von Klaus Lemke am 16.09.2019[1,4/20]
Von zwei der dortigen Liegeplatzinhaber einmal abgesehen, wurde deren Ansinnen durch den Ortsrat und Travemünder Bürger einhellig abgelehnt.Es war selbstverständlich, dass die Travemünder und ihre Gäste nicht Häuserwände anstarren, sondern einen freien Blick auf die Trave, die passierenden Boote, Schiffe und den Priwall genießen wollten. Eine Extrawurst für einige wenige Privilegierte wurde abgelehnt.. Es wurde ihnen empfohlen, nicht mit dem Heck , sondern mit dem Bug zur Pier zu liegen (was ohne weiteres möglich und zumutbar ist) . – Obwohl die Verwaltung herablassend kommentierte, wir Travemünder könnten nur noch darüber befinden, ob die Sitzbänke mit Blick auf die Trave oder auf die Häuser ausgestattet werden sollten,wurde beinahe erwartungsgemäß die Entscheidung der Travemünder in den Wind geschlagen;die jetzige Lösung ist ein nicht hinnehmbarer Kotau vor wenigen Privilegierten, und das noch auf Kosten der Steuerzahler.