POLITIK
Travemünde 14.06.2019
»Der verdient 250.000 Euro im Jahr – den juckt der steigende Strompreis weit weniger«
Philipp Amthor und sein unveröffentlichtes Rezo-Video in Travemünde

Youtuber Rezo hatte sein Video »Die Zerstörung der CDU« genannt und es kurz vor der Europawahl veröffentlicht. Entsprechend ging er vor allem mit den Konservativen hart ins Gericht. Millionenfach geklickt verfehlte der Film seine Wirkung nicht. Auf die Anwürfe des Youtubers mit den blauen Haaren antworten sollte auf Wunsch der CDU der sechsundzwanzigjährige Bundestagsabgeordnete, der sein Publikum mit »liebe Freunde« anspricht. Philipp Amthors Antwort-Video wurde produziert, doch die Partei hält es unter Verschluss, was die Neugier anheizt: »Vielleicht spoilerst Du ja heute auch den zweiten Satz deines geheimen Rezo-Videos«, hoffte der Kreisvorsitzende Dr. Carsten Grohmann in Travemünde. Den Satz hatte ihm schon Markus Lanz vergeblich zu entlocken versucht und auch den Travemündern gelang das nicht. Amthor ging aber durchaus auf die Kritik an seiner Partei ein und teilte selbst aus.

Auf Rezo kam der Bundestagsabgeordnete, als er im Rahmen seiner gut einstündigen Travemünder Rede auf den Kohleausstieg kam: »Wogegen ich bin ist diese vereinfachende Forderung zu sagen, Kohleausstieg 2030 und am besten sofort«, sagte Philipp Amthor. Ein früherer Kohleausstieg würde heißen »dass der Strompreis dann teurer wird«, führte der Politiker unter anderem aus und verwies darauf, dass es auch viele Menschen »mit geringen und mittleren Einkommen« gäbe. »Und deswegen bin ich nicht bereit, dass wir allzu starke Preissteigerungen das Strompreises kurzfristig akzeptieren.«
Das zweite Thema seien die konkreten Lebenssituationen: »Der Rezo, der hat in seinem Video so gesagt, ja so ist das halt: Wandel der Arbeitswelt«, sagte Philipp Amthor. »Das kann man so sehen. Und da kann man natürlich sagen, ja statistisch, die paar Arbeitsplätze da in den Kohleregionen, die paar Arbeitsplätze da bei Lausitz. Aber für die CDU, für eine Partei, die es vom christlichen Menschenbild denkt, sind das in der Statistik eben nicht nur Arbeitsplätze, sondern sind das auch konkrete Lebenssituationen, die dahinterstehen. Familien, die dahinterstehen. Und da ist Sozialverträglichkeit ein Thema, auf das wir auch setzen müssen.« Im Publikum gab es daraufhin Applaus.
Am Ende seines Vortrags kam Philipp Amthor dann noch einmal auf das Rezo-Video und den Strompreis zu sprechen. Das Video sähe so aus, »als hätte sich irgendein Jugendlicher da mal hingesetzt und mal schnell nebenbei an nem Abend ein Video gedreht«, sagte Amthor. »Dieser Typ ist ein hochprofessioneller Medienunternehmer. Der verdient 250.000 Euro im Jahr. Und gehen Sie davon aus, den juckt der steigende Strompreis weit weniger als die Leute mit den kleinen und geringeren Einkommen, die ich angesprochen habe.« TA
Externe Links zum Thema: Youtube-Videos »Die Zerstörung der CDU« (18.05.2019) und »Philipp Amthor über sein Antwort-Video zu Rezo – Markus Lanz« (06.06.2019); »Offene Antwort an Rezo« (pdf der CDU, 23.05.2019).