ORTSGESCHEHEN 1 23
Travemünde 13.05.2019
Infoabend zum Hochwasserschutz
Referatsleiter aus Mecklenburg besucht Info-Abend des Priwallvereins
Vor vielen Jahren wurden noch Sandsäcke ausgelegt, inzwischen lässt man einfach laufen: Bei Hochwasser füllt sich eine Senke auf der Mecklenburger Landstraße mit Wasser, wird für PKW unpassierbar. Da die Wassermassen von Mecklenburger Seite kommen, haben die Priwaller jetzt einen Vertreter der Landesregierung eingeladen.
Dr. Zarncke, Referatsleiter beim Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Mecklenburg-Vorpommern, informiert den Verein am 23. Mai über die Möglichkeiten eines aktiven Hochwasserschutzes im Bereich der Landesgrenze zu Mecklenburg – Vorpommern.
Der Termin hat eine skurrile Vorgeschichte: In der Februar-Sitzung des Travemünder Ortsrates (siehe Bericht unten) hatte der Lübecker Senator Ludger Hinsen zunächst über seine Schwierigkeiten mit Mecklenburg-Vorpommern berichtet und nach Kritik des Priwall-Vereinsvorsitzenden Eckhard Erdmann diesen aufgefordert, doch selbst mit dem benachbarten Bundesland zu sprechen. »Senator Erdmann« nahm seinen Kollegen beim Wort und vereinbarte problemlos einen Termin. Zwar ist unwahrscheinlich, dass es jetzt eine sofortige Lösung für das Problem geben wird, aber die Möglichkeiten aus Mecklenburger Sicht zu hören dürfte doch für viele Priwallanwohner interessant sein. TA
Skurriler Streit um eine Senke
Wer über den Priwall in Richtung Mecklenburg fährt, kommt kurz vor der Landesgrenze an einem höhergelegten Parkplatz vorbei und dann an einem Damm, auf welchem einst eine Bahntrasse geplant war. Dazwischen ist eine kleine Lücke. Und durch diese läuft bei Hochwasser die Pötnitzer Wiek auf die Straße. Im Ortsrat entbrannte darüber eine skurrile Debatte zwischen Eckhard Erdmann vom Priwallverein und dem Lübecker Innensenator Ludger Hinsen (CDU).
Der Wunsch der Priwallanwohner ist klar: Bei Hochwasser möchten sie trotzdem in der Lage sein, mit ihrem Auto die Halbinsel anzufahren oder zu verlassen. Die Lücke im »Damm« liegt allerdings gerade mal so auf Mecklenburger Seite. »Ich habe Sie ja schon 2017 informiert, wer der Ansprechpartner in Mecklenburg-Vorpommern ist«, sagte Eckhard Erdmann in der Februar-Sitzung des Ortsrates zum Senator. Ludger Hinsen möge »eruieren, welche Möglichkeiten bestehen.« Dass das offenbar nicht geschehen sei, darüber zeigte Erdmann sich enttäuscht. Hinsen erwiderte, Mecklenburg-Vorpommern zu irgendwas zu bringen, sei »eine ganz, ganz schwierige Sache« und verwies dabei auf seine Erfahrungen mit den Mecklenburgern in Sachen Deponie Ihlenberg. Eckhard Erdmann widersprach: Der zuständige Referatsleiter aus Schwerin hätte »eindringlich um Kontaktaufnahme der Hansestadt Lübeck« gebeten. Es sei aber kein Kontakt hergestellt worden. »Nach zwei Jahren.« Außerdem könne man doch aufgrund der Erfahrungen mit der Mülldeponie nicht sagen, es sei generell schwierig, mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern in Kontakt zu treten. »Da sind wir jetzt einfach unterschiedlicher Auffassung«, meinte der Senator. Und schlug vor, dass Erdmann bei seinen guten Kontakten doch selbst mit Mecklenburg sprechen könne. Woraufhin eine Zuhörerin launig anmerkt, dann müsse Hinsen nun wohl seinen Titel abgeben und der Vereinsvorsitzende Erdmann stattdessen Senator werden. Was für Applaus sorgte.
Im weiteren Verlauf der Debatte kam der amtierende Senator Ludger Hinsen etwas vom Thema ab und ließ sich ausführlich über die seiner Meinung nach »massiven Beschwerden« aus, die vom Priwall kämen. »Wenn Sie die Schönheit der Ostsee genießen wollen, müssen Sie leider auch damit leben, dass die gelegentlich mal über die Ufer tritt«, warf der Senator den anwesenden Priwallern vor. Die Anwohner hätten selbst für Hochwasserschutz an ihren Häusern zu sorgen. Was diese auch täten, wie Eckhard Erdmann konterte. Doch Hinsen brachte immer neue Vorwürfe auf den Tisch: »Hier wird immer der Eindruck erweckt, als ob wir den Katastrophenschutz auf dem Priwall nicht ernst nehmen. Ich weiß nicht, was Herrn Erdmann da reitet«, behauptete er.
Alle Versuche, das Thema wieder auf den gewünschten kleinen Damm zurückzuführen, schlugen im Laufe der weiteren Debatte fehl. »Ich komme gerne wieder, wenn wir diese Planungen haben. Ich würde mir dann wünschen, dass Sie nicht uns alle für komplette Idioten halten, die ihre Arbeit nicht machen«, schloss Senator Hinsen seine Ausführungen. TA
Quelle: Artikel aus »Travemünde Aktuell«, Ausgabe März 2019
Info-Abend
- Thema: Hochwasserschutz im Bereich der Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern
- Donnerstag, 23. Mai 2019
- 18:30 Uhr
- Restaurant »Seglermesse«
- Priwallpromenade
- 23570 Travemünde
- Veranstalter: Verein der Priwallbewohner