ORTSGESCHEHEN 2 85
Travemünde 17.04.2019
Freie Fährfahrt für alle?
Zehn Jahre ist es jetzt her, dass Priwallbewohner monatelang gegen die Fährpreiserhöhungen demonstrierten. »Faire Fährpreise« stand auf einem der großen Transparente, die die Bewohner der Halbinsel vor sich hertrugen. Am Ende bekamen sie mehr als das: Die Passage wurde für sie komplett kostenfrei. Doch die Diskussion ist noch lange nicht beendet.
Nachdem »von Ostern bis Weihnachten« und am Ende im Wochentakt demonstriert worden war, gab die Politik nach und beschloss, dass 1.500 Priwall-Bewohner seit 01. Juli 2010 ihre Fähre gratis nutzen können. Jedenfalls wenn sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind. Wolfgang Hovestädt, der die Demos damals organisierte, erinnert sich noch gut an den Erfolg: »Wir haben dann eine Feier gehabt«, sagt er. Das Ergebnis hält er nach wie vor für richtig, wobei er nichts dagegen hätte, den Kreis auszuweiten: »Von mir aus können die Travemünder auch die Fähre frei nutzen«, sagt er. Auch wenn er von der Stadtseite damals keine Unterstützung bekommen habe: »Wir sind ja einmal mit der Kapelle durch Travemünde gezogen. Da haben sie zwar alle geklatscht, haben gesagt das finden sie toll, aber unterstützt hat keiner.«
Anders als Hovestädt, der nur die erstrittene Kostenfreiheit für Fußgänger und Radfahrer möchte, würde Priwallanwohner Rudi Lichtenhagen noch weiter gehen: »Ich bin froh, als Priwallbewohner jetzt auch frei fahren zu können. Fehlt halt nur noch, dass das Auto auch noch frei wird. Dann wäre ich ein endlos glücklicher Priwallianer«, sagt er. Die komplett freie Fähre wünscht er sich für alle im Seebad: »Das Ziel müsste ja schon sein, alle Travemünder müssen innerhalb ihres Ortes frei mit der Fähre fahren können. Das wäre so der nächste Schritt. Aber da müsste sich mal eine Bürgerinitiative von Travemünde stark machen«, sagt Rudi Lichtenhagen, fürchtet aber: »So ein Zusammengehörigkeitsgefühl der Bewohner wie auf dem Priwall gibt es drüben nicht.«
Dafür könnte der Anstoß jetzt aus einer ganz anderen Richtung kommen, nämlich der Tourismuswirtschaft und der riesigen Ferienanlage »Priwall Waterfront« mit ihren Wohnungen, Läden, Restaurants und Freizeiteinrichtungen, die spätestens im kommenden Jahr fertig sein wird. »Die Gäste, die vor Ort Urlaub machen, werden nicht ausreichen, um das zu frequentieren«, sagte Kurdirektor Uwe Kirchhoff kürzlich auf einer Veranstaltung der Travemünder CDU. Es muss also der geplante »Rundlauf« mit ganzjähriger Überfahrt am Fährplatz und mit der Norderfähre funktionieren. Als der Ortsratsvorsitzende Gerd Schröder (CDU) zu bedenken gab, dass sich die Überfahrt für Familien schnell auf zehn Euro summiert, präzisierte Kirchhoff: »Ich spreche von einer unentgeltlichen Fährnutzung. Aber die ist erstmal für die Touristen.«
Der Geschäftsführer der städtischen Marketinggesellschaft Christian Lukas ergänzte, dass Politik und Verwaltung im Zusammenspiel sagen müssten, dass das auch für die Travemünder wichtig sei.
»Das ist Sache der Politik«, pflichtete ihm der CDU-Ortsverbandsvorsitzende Thomas Thalau bei. »Da müssten Anträge erstellt werden – egal von wem – dass zukünftig die Travemünder die Fähre auch frei haben.« TA