MARITIMES
Travemünde 21.02.2019
Ein Binnenschiffer auf der Fähre

»Uns war gar nicht bewusst, dass uns so viele Travemünder kennen«, sagt Andrea Könemann. Die beiden Stockelsdorfer kommen ursprünglich von der Weser. Beide kennen die Frachtschifffahrt in fünfter Generation, ihre Väter sind zusammen zur Seemannsschule gegangen. In einer Fachzeitschrift lasen sie, dass die Kufra-Linie zu verkaufen war. So kamen sie 1998 zur Passagierschifffahrt auf der Trave. Die Könemann-Linie pendelte zwischen Travemünde und Lübeck. Beide Eheleute haben das Patent. Aber meist stand Paul-Dirk am Ruder, Andrea mochte den Kontakt mit den Kunden. An Bord lauschten die Gäste den Live-Durchsagen der erfahrenen Binnenschiffer, bewunderten die dicken Pötte, an denen sie vorbeikamen, und ließen sich Würstchen oder Frikadelle schmecken. Der Renner waren natürlich Kaffee und Kuchen, auch bei den Busunternehmen, die bis aus Österreich, der Schweiz und Luxemburg kamen.
An ihren Schiffen haben die Könemanns alles selbst gemacht, von Holzarbeiten über die Elektrik bis zum Streichen. »Das hat man in der Binnenschifffahrt gelernt. Die Schiffe fährt man nicht mal eben zur Werft«, sagt Paul-Dirk Könemann. Bis zu 360 Tage im Jahr war man einsatzklar.
Die »Kufra-Jet« und die »Kufra-Star« bestehen komplett aus Aluminium, haben nur 70 Zentimeter Tiefgang. »So ein Schiff wiegt gerade mal dreißig Tonnen«, erzählt Paul-Dirk Könemann. Entsprechend gering war der Verbrauch. Und entsprechend fanden die Schiffe Interesse, als es an den Verkauf ging. Die Kufra-Star ging bereits im Jahre 2005 nach Wismar, fährt dort unter dem Namen »Hanseat«. Die »Kufra-Jet«, in Travemünde seit 2012 als »Nordland« unterwegs, steht noch zum Verkauf. Etliche Interessenten haben sich schon gemeldet. Am Preis liegt es nicht, meint Paul-Dirk Könemann. Das Schiff muss halt passen, sonst sucht man sich ein anderes. Für Berlin war die »Nordland« mit 4,30 Metern zu hoch, die Brücken dort messen vier Meter. Für die Schlei war der Ausstieg zu niedrig. Jetzt ist wieder ein Interessent da.
Die Könemann Schifffahrt wurde jetzt aufgegeben, seit 1. Januar steuert Paul-Dirk Könemann die Priwallfähre. Früher sei er von Hamburg nach Kiel und von Basel nach Lübeck gefahren, erzählt er und hält die Handflächen auseinander wie ein Angler, der von einem ordentlichen Fang berichtete. Dann sei er zwanzigtausend Mal zwischen Travemünde und Lübeck gependelt, fährt er fort und führt die Hände dichter zusammen. Und jetzt, da berühren sich die Handflächen fast, von einer Seite der Trave auf die andere. Was seine ganz eigenen Anforderungen hat. »Die haben mich da super eingeführt«, freut er sich über die gute Aufnahme bei der Priwallfähre. Und einen weiteren Vorteil hat die Sache auch: Er hat jetzt viel mehr Freizeit. Woran man sich allerdings auch erst einmal gewöhnen muss. TA