TIERISCH
Travemünde 15.01.2019
Urmels letzte Reise
Sie riefen bei den Scharbeutzer Tierbestattern Reimer und Sabrina Schack an, die »Urmel« am nächsten Morgen abholten.
»Die wenigsten schlafen von allein ein«, erzählt Sabrina Schack. Aber die Tiere dürften oft zuhause sterben. Denn der Tierarzt kommt auf Wunsch auch ins Haus. Man hätte dann Zeit, noch einmal Abschied zu nehmen. Und es gäbe am Ende ein friedliches Bild, wenn das Tier im Körbchen liegt und eingeschlafen ist. Sollte das Haustier in der Tierarztpraxis verschieden sein, dürfe man es natürlich auch von dort mitnehmen oder abholen lassen.
Was unter Umständen passiert, wenn man sich nicht darum kümmert, das sei immer noch ein Tabuthema: Die Tiere würden in einer Tonne landen. »Diese Tonne wird nach Bedarf geleert.« Für die Tierkörperverwertung. »Da wird unter anderem Straßenbelag draus gemacht«, sagt Sabrina Schack. Wer den Körper nur als Hülle sieht, wird damit vielleicht umgehen können. »Wenn es bewusst ist, finde ich es völlig in Ordnung«, sagt denn auch die Tierbestatterin. »Aber ich finde, man muss die Chance haben, diese Entscheidung bewusst treffen zu dürfen.«

»Urmel« jedenfalls sollte nicht so enden. Reimer Schack deckte das Tier mit einer Sternchen-Decke zu, trug es in den Wagen mit den getönten Scheiben. »Das muss einfach würdevoll sein, so dass man das Gefühl hat: Ich möchte mein Tier weggeben«, sagt er. Das geht oft mit richtiger Trauerarbeit einher, denn für den Tierbesitzer bricht erst einmal eine Welt zusammen. »Erzählen Sie doch mal ein paar schöne Geschichten«, sagt Reimer Schack dann. Und wenn die Menschen sich dann lächelnd erinnern, sagt er: »Das hat ihn ausgemacht, nicht dass er gegangen ist.« So etwas bleibt auch beim Tierbestatter nicht ohne Spuren: »Wenn ich so fünf oder sechs Begleitungen am Tag hab, dann mag ich abends eigentlich nicht mehr reden«, sagt Reimer Schack.

»Urmel« kam ins Tierkrematorium in der Lüneburger Heide. Spätestens nach einer Woche ist die Rückführung der Asche. Tierbestatterin Katharina Fricke legte sie sorgfältig in eine herzförmige Urne, dazu gab es ein Kärtchen mit extra abgenommenen Pfotenabdrücken. Persönlich vorbeigebracht, darauf legen die Tierbestatter viel wert.
Etwa 40 Prozent der Tierhalter setzten die Urnen im Garten, auf See oder in der Urnenstele beim Krematorium bei. 60 Prozent behalten sie. »Bei uns steht sie auf einem Gestell in der Stube. Da ist unser kleiner Süßer drin«, sagt Jens Bierfreund. »Wir haben knapp vierhundert Euro bezahlt.« Das war ihnen »Urmel« wert. TA