UMLAND
Travemünde 13.12.2018
Ein Zuhause in schweren Zeiten
Das Ronald McDonald Haus in Lübeck
Das Gebäude liegt mit Blick ins Grüne am Rande des Klinikgeländes. Von weitem erkennbar an einer großen Betonstele, auf der ein stilisiertes Haus zu sehen ist. Aus dem Schornstein kommt Rauch in Form eines Herzens und in der Mitte halten sich zwei Hände. Eine mit Handschuh und gestreiftem Ärmel: Einziges Zeichen des Namensgebers im Lübecker Ronald McDonald Haus.
Im Inneren trifft man Kathrin Kahlcke-Beall, die das Haus seit zwölf Jahren leitet und natürlich auch von der Entstehung in Amerika erzählen kann: Von dem Footballspieler, dessen Kind an Leukämie erkrankte und wie die Eltern mehr oder weniger auf den Fluren der Klinik campieren mussten, weil es keine Unterkunftsmöglichkeiten gab. »Mit der behandelnden Ärztin haben die das Konzept eines Elternhauses entwickelt«, erzählt Kalcke-Beall. Die Football-Mannschaft gehörte dem damaligen Chef der weltweiten Fastfood-Kette und so kam das Unternehmen zu seiner Stiftung mit heute 358 Häusern auf der ganzen Welt. Das in Lübeck wurde im Jahre 1999 erbaut, wird im nächsten Jahr 20 Jahre alt und bietet Zimmer für zwölf Familien, deren Kinder in der Uniklinik behandelt werden. »Wenn man aus Oldenburg oder aus Rostock jeden Tag hierherfahren muss, ist das schon eine große Belastung«, weiß Kathrin Kahlcke-Beall. Familien aus dem ganzen Land lassen ihre Kinder in Lübeck behandeln. Gar nicht so selten auch unplanmäßig, etwa wenn das Kind im Ostseeurlaub zu früh zur Welt kommt und erst einmal auf der Frühchenstation bleiben muss. Oder nach Badeunfällen.
In dem Lübecker Haus bekommen die Familien einen Schlafwohnraum mit eigenem Badezimmer. Als Selbstversorger nutzen alle die Gemeinschaftsküche, die Waschküche, das Spielzimmer und das Wohnzimmer. Das fördert die Kommunikation. Die neu eingezogenen profitieren von den erfahrenen, die schon länger im Haus wohnen. Quer durch alle Gesellschaftsschichten. »Hier entstehen Freundschaften zwischen Menschen, die sich im normalen Leben nie getroffen hätten«, erzählt Kathrin Kahlcke-Beall. Die Arbeit für die Familien hat für sie etwas Erfüllendes: »Was mich am meisten fasziniert ist immer, mitzuerleben, wie die Eltern aus der ersten Verzweiflung den Blick wenden können in Zuversicht«, sagt sie. Denn die allermeisten Geschichten würden gut ausgehen. »Wir erleben hier mehr Gutes als Trauriges«.
Herzlich aufgenommen fühlen sich im Haus auch die 38 Ehrenamtler, die einmal die Woche für drei Stunden helfen. Eine davon ist Hannelore Otto aus Lübeck. Vor zehn Jahren lernte sie Kathrin Kahlcke-Beall auf der Ehrenamtsmesse kennen und ist seitdem dabei. »Das war für mich sofort eine Herzensentscheidung«, sagt sie. Ein Projekt vor Ort, das es den Eltern ermöglicht, bei ihren Kindern zu sein. Dafür kommt sie nach Feierabend vorbei. Etwa, um nach dem Auszug einer Familie das Zimmer für die nächsten vorzubereiten, die Betten zu beziehen. Die Auslastung des Hauses liegt bei weit über 90 Prozent. Hannelore Otto hilft beim Kochen, bei Veranstaltungen, wird zu Weihnachten mit den Kindern Kekse backen.
»Es ist wie eine große Familie«, sagt Hannelore Otto. Und die Eltern, die seien sehr dankbar.
Viele kommen auch nach Jahren immer wieder zum großen Sommerfest, auch wenn die Kinder längst gesund sind. Dann wird mit bis zu 250 Personen gefeiert. Mit großem Holzkohlegrill. Und das einzige Mal im Jahr gibt es da dann auch Burger. TA
Seit dem 30. November läuft in Travemünde wieder die »Wunschbaum-Aktion« zugunsten des Ronald McDonald Familienhauses (TA berichtete). Wer einen Kinderwunsch der kleinen Patienten erfüllen oder etwas für das Haus spenden möchte, kann in den Hotels »A-Rosa« und »a-ja« vorbeischauen und sich einen Wunsch vom Weihnachtsbaum aussuchen. Am Donnerstag, 20. Dezember 2018, werden die Geschenke dann um 14:00 Uhr im A-Rosa an das Familienhaus übergeben. Die kleine Feier wird vom Kinderchor der Stadtschule Travemünde begleitet.