ORTSGESCHEHEN 8 608
Travemünde 09.10.2018
»Wir sind ein Naturschutzverein und kein Stadtbildschutzverein«
Matthias Braun vom Landschaftspflegeverein äußert sich zum Rücktritt von der Waterfront-Klage

Wie schon in seiner Email begründete Braun die Absage vor allem mit dem Beschluss der Lübecker Bürgerschaft, den Bebauungsplan für das Touristische Großprojekt aufzustellen. Die Sitzung war allerdings schon am 24.09.2015. Braun ließ sich demnach gut fünf Monate Zeit für seine Absage, reagiert erst, als ihm der Entwurf des Rechtsanwalts zur Genehmigung vorgelegt wurde.
Im Interview mit Rolf Fechner von »Radio Travemünde« begründete Braun den Rückzieher des Landschaftspflegevereins auch damit, dass auf dem Waterfront-Gelände »gegen die Natur nicht großartig was gemacht« wurde. Einen langjähriges Verfahren gegen die Hansestadt Lübeck würde das nicht rechtfertigen. Und schließlich: »Wir sind ein Naturschutzverein und kein Stadtbildschutzverein.«
Der »Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer« wurde im Jahre 1977 gegründet. Heute umfasst er etwa 195 Mitglieder. Zwölf feste Mitarbeiter sind beim Verein angestellt. Davon etwa die Hälfte beim Naturkindergarten. Dazu kommen neun junge Menschen, die ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr oder Bundesfreiwilligendienst beim Verein absolvieren. Neben dem Dummersdorfer Ufer ist der Verein stark auf dem Priwall aktiv, wo er die »Naturstation« im Fliegerweg betreibt. TA
Auszug aus dem Interview im Wortlaut:
- Rolf Fechner: »Ihr Rücktritt von der Klage Normenkontrollverfahren, was waren da die Gründe?« Matthias Braun: »Zu der Geschichte mit Waterfront haben wir zunächst der BiP die Möglichkeit offengehalten, da in ein Klageverfahren einzusteigen. Damit auch den Druck erhöht auf die Stadt Lübeck wie ich das so sehe. In dem Bebauungsplan dann eben priwallrelevante Themen irgendwie reinzubringen. Es ging um Gebäudehöhen zum Beispiel. Schließlich hat die Bürgerschaft dann aber mit überwältigender Mehrheit, muss man ja leider sagen, den Bebauungsplan verabschiedet und damit war für uns die Entscheidung auch gefallen. Wir sind dann von dieser Klagemöglichkeit auch wieder zurückgetreten, da wir auch nicht gesehen haben, dass dort nun, an dem Ort des Waterfront selber ist ja kein Naturschutzgebiet sondern es ist ein ehemaliger Campingplatz. Und Vorgelände sozusagen. Und dort nun gerade wurde an Ort und Stelle gegen die Natur nicht großartig was gemacht. Rolf Fechner: »Das heißt die juristischen Chancen hätten Sie nicht als groß beurteilt?«Matthias Braun: »Nicht nur die juristischen Chancen nicht, sondern ich hab auch den Eingriff in der Größenordnung, der das gerechtfertigt hätte, dass wir uns da jetzt an einen jahrelangen Prozess gegen die Hansestadt Lübeck, muss man dann ja sagen, nicht gegen Herren Hollesen, das wäre ein Prozess gegen die Hansestadt geworden, das nicht gerechtfertigt, was da zur Debatte stand. Wie gesagt, wir sind ein Naturschutzverein und kein Stadtbildschutzverein. Rolf Fechner: Hätte es denn andere Vereine gegeben, die ihre Aufgabe dann zusammen mit der BiP hätten durchführen können?Matthias Braun: Meines Wissens stand da niemand zur Verfügung. Rolf Fechner: Also auch nicht der BUND?Matthias Braun: Ich hab da nie von gehört, dass die da jetzt Interesse hätten. Weil auch das sind Naturschutzvereine und nicht Stadtbildschutzvereine.
Hinweis: Die Mitschrift bezieht sich auf den den Rücktritt von der Klage betreffenden Ausschnitt aus dem Radio-Interview, Transkriptionsfehler möglich.