POLITIK
Travemünde 02.10.2018
Wird das noch gebraucht oder kann das weg?
Diskussion um weitere Bebauung auf dem Priwall dürfte noch viele Jahre anhalten

Konkret geht es um das Ufergelände, das sich direkt an die jetzige Bebauung anschließt: Die so genannte »Kohlenhofspitze«, die in die Trave hineinragt. Und den »Kohlenhofkai«, der sich am Flussufer entlang bis zur Priwallfähre erstreckt. Dahinter liegt ein grünes Waldstück, über dessen Schutzwürdigkeit ebenfalls gesprochen wird. Dabei ist das Gelände längst verkauft: An Waterfront-Investor Sven Hollesen. Der kann dort allerdings nicht bauen, solange die Stadt keinen Bebauungsplan aufstellt. Und das kann dauern, denn die Verwaltung hat eine Menge solcher Pläne abzuarbeiten. Das Projekt stehe »soweit hinten in der Rangfolge, dass vor 2025 über die Frage, ob und wie da ein weiterer Bebauungsplan entsteht, wahrscheinlich gar nicht abgestimmt werden wird«, meint dazu Bürgerschaftsmitglied Ulrich Krause (CDU). Bis dahin zahlt der Käufer Hollesen nicht den Kaufpreis, sondern nur ein Reservierungsentgelt.
Die Konstruktion bietet eine Ausstiegsmöglichkeit: »Wenn die Stadt aus irgendwelchen Gründen einen Bebauungsplan nicht aufstellt, dann hat der Käufer ein Rücktrittsrecht«, erklärt Ulrich Krause. Schließlich kann er dann nicht bauen. Als Jurist, meint Krause, sei er es allerdings gewohnt, »dass man Verträge, die man schließt, auch einhält«, sagt er. »Wir haben diese Fläche verkauft in dem Wissen und in dem Wollen, dass da diese Bebauung stattfinden soll«, plädiert er für Vertragstreue.
Das sieht Gerd Schröder, ebenfalls CDU, anders: Er verweist darauf, dass Investor Sven Hollesen weder das angekündigte Schwimmbad noch die angekündigte Brauerei gebaut habe. Hollesen halte nichts ein, »aber die Stadt soll es?«, fragt Schröder. Weiter verweist er auf die weiteren großen Bauprojekte am Godewind, Baggersand und am Lotsenberg. Travemünde habe 14.000 Einwohner, erinnert Schröder. »Dieser Ort ist doch überfordert mit dem Ganzen, was da auf uns zukommt. Da gibt es doch überhaupt kein Reden.«
Ähnlich argumentiert auch Hartmut Haase von der Wählergemeinschaft »Die Unabhängigen«. Er könne der Ansicht von Krause, den Vertrag einhalten zu müssen, nicht zustimmen. »Wir müssen aufpassen, dass wir hier keinen Overtourismus bekommen. Und die Menschen, die hier wohnen, sich an die Wand gedrückt fühlen«, sagt Haase.
Ulrich Krause plädiert dagegen dafür, man solle sich doch wenigstens anschauen, was Sven Hollesen auf dem Grundstück vorhabe. Und dann entscheiden, ob man das machen wolle.
Die Position der Bürgerinitiative BiP ist jedenfalls klar: Sollte es zu einer weiteren Bebauung kommen, will man juristisch dagegen vorgehen. Dabei setzt man auch auf konkrete Unterstützung der Anwohner: »In dem Falle hätten auch die Anwohner Klagerecht«, sagt der Vorsitzende Siegbert Bruders. Bei den genannten Zeiträumen dürfte die Bürgerini bis dahin allerdings schon auf ihren zwanzigsten Geburtstag zusteuern. TA