POLITIK 8 1124
Travemünde 06.08.2018
BfL: »Ein neues Kreuzfahrtterminal für Travemünde ist überfällig«
»Die aktuelle Analyse zeigt, dass wir mit unserer Einschätzung, die Stärkung des Hafenstandortes Lübeck-Travemünde durch den Ausbau eines zukunftsweisenden Kreuzfahrtterminals richtig liegen«, so BfL-Vorsitzender und Bürgerschaftsmitglied Lothar Möller.
Der Kreuzfahrttourismus gehört zu den wichtigsten Wachstumstreibern der Tourismuswirtschaft.
Die Ostseeküste steht im besonderen Fokus der Kreuzfahrtunternehmen in der Baltischen See mit ihren historischen Hansestädten. Hier gebührt Lübeck ein besonderer Platz und unser Standort sollte sich nicht auf den hinteren Rängen wiederfinden. Außerdem profitiert Deutschland als Zielgebiet von Kreuzfahrten. Ost- und Nordsee stehen mittlerweile nach der Karibik und dem Mittelmeer an dritter Stelle der Hauptreiseziele von Hochseekreuzfahrten weltweit. In den Häfen werden Arbeitsplätze gesichert und bei Werften und Zulieferern entstehen neue Arbeitsplätze. Und durch die Gäste profitiert auch der Handel.
Die Nordermole an der nördlichen Hafeneinfahrt könnte durchaus der geeignete Standort für eine feste Pier für die ganz großen Urlauberschiffe sein.
Die Gesamtinvestitionen für Landzunge sowie Terminal und Verkehrsanbindungen schätzt der Förderverein auf bis zu 80 Millionen Euro.
Der vor drei Jahren gegründete Förderverein, in dem die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG), die Tourismusgesellschaft LTM, die Industrie- und Handelskammer, die Travemünder Wirtschaftsgemeinschaft oder auch der Gemüsegroßhandel Rasmussen organisiert sind, hat das Hamburger Beratungsunternehmen HPC mit einer Standortstudie beauftragt. Zahlreiche Plätze für ein neues Kreuzfahrtterminal wurden unter die Lupe genommen, fünf kamen in die nähere Untersuchung. Darunter ein schwimmender Ponton in der Lübecker Bucht oder Seebrücken, die zu Anlegern am Brodtener Steilufer oder vor dem Priwall führen würden. Alle diese Standorte wurden verworfen, weil sie zu aufwendig, zu teuer, für die Passagiere zu gefährlich oder für die Reeder zu unberechenbar ausfallen würden.
Feste Pier für große Kreuzfahrtschiffe: Übrig blieb die Idee, die Nordermole auszubauen und dort eine feste Pier für Schiffe von bis zu 300 Metern Länge zu errichten. Dafür müsste die Nordermole um eine Landzunge rund 500 Meter ins Meer hinein verlängert werden. Das ist der ideale Standort, sagt Gutachter Hartmut Beyer von HPC. Der grün-weiße Leuchtturm müsste weichen und woanders platziert werden. Das Terminal soll architektonisch anspruchsvoll sein und nicht nur der Abfertigung von Kreuzfahrtpassagieren dienen, sondern auch Raum für eine ganzjährige Nutzung bieten – beispielsweise durch Gastronomie.
Die Autobahn führt bis an den Ortseingang, Travemünde hat mehrere Bahnhöfe, eine Kooperation mit dem Flughafen ist vorstellbar, und man könnte sogar die attraktive Revierfahrt auf der Trave als Anreiseweg nutzen.
Für die örtliche Wirtschaft würden Kreuzfahrtpassagiere ein enormes wirtschaftliches Potenzial bieten. Lübeck Cruise hat das anhand eines großen Urlauberschiffes mit 3500 Passagieren und 1300 Crewmitgliedern durchgerechnet. 150 000 Euro würden die am Tag in Travemünde lassen. Sollte das Schiff zum Bettenwechsel in Travemünde halten, würde die Summe auf eine Viertelmillion hochschnellen.
Mit diesem Anleger könnte Travemünde problemlos die 70 Anläufe im Jahr abwickeln, die eine 2013 veröffentlichte Potenzialstudie vorhersagte. Die Gesamtinvestition für Landzunge, Terminal, Verkehrsanbindung und Parkplätze beziffert der Verein auf 70 bis 80 Millionen Euro. Die ganze Anlage soll privat finanziert werden.
Reeder suchen händeringend nach neuen Anlaufpunkten und würden Milliarden in neue Standorte pumpen. In den nächsten Jahren würde alle sechs Wochen ein neues Kreuzfahrtschiff fertig. Beliebte Ziele wie Warnemünde und Kiel seien ausgebucht.
Der Verein hat auf Basis des HPC-Gutachtens sowie einer bereits 2013 im Auftrag der IHK zu Lübeck erstellten Machbarkeitsstudie einen »Impuls für die Entwicklung des Seebads Travemünde« erarbeitet. Nach Ansicht der Gutachter ist die Realisierung eines Terminals in Höhe Nordermole zu empfehlen. Das Wachstum des Kreuzfahrtmarktes im Ostseeraum ist so dynamisch, dass eine stärkere Angebotspolitik in Lübeck ergänzend zum Angebot in Kiel positive Effekte für das gesamte Land Schleswig-Holstein haben würde.
Wir setzen auf innovative Verkehrs- und Mobilitätskonzepte sowie ein multifunktionales Terminal, dessen Funktion deutlich über die Nutzung als Anleger hinausgeht. Wir haben uns darüber Gedanken gemacht, wie Kreuzfahrt in Travemünde moderat, umweltverträglich und eingebunden in ein bestehendes Tourismus-Konzept aussehen könnte. Unser Ziel ist es, die notwendige Infrastruktur durch private Investitionen zu finanzieren. Wir bringen unsere Vorschläge zur Weiterentwicklung des Tourismus- und insbesondere innovativen Verkehrskonzepts gern in die zuständigen Gremiender Stadt ein.
Travemünde könnte vom Bau eines derartigen Kreuzfahrtterminals deutlich profitieren. Es ist erforderlich, das Thema Kreuzfahrt für unsere Destination als Impulsgeber für Travemünde für die kommenden Jahre und Jahrzehnte im Zuge der geplanten Fortschreibung des Touristischen Entwicklungskonzepts abzuprüfen.
Wir erwarten eine hohe Wertschöpfung für die lokalen Unternehmen Dank der Zuwächse im Tourismus.
Travemünde sei bereits jetzt gut angebunden an die Autobahn, das Schienennetz, den Flughafen Lübeck-Blankensee und über die Trave auch an die Lübecker Altstadt. Vom Anleger könnten die Touristen zu Fuß ins Zentrum von Travemünde gehen, zugleich würde es dort einen neuen Anziehungspunkt geben.
Ein derartiges Konzept bietet immer die Chance, völlig neue Überlegungen in das ohnehin noch zu erstellende Verkehrskonzept miteinzubringen, zum Beispiel Elektro-Shuttle-Lösungen zu entwickeln und zusätzlich die Trave als Verkehrsweg einzubinden.
Kreuzfahrtschiffe könnten in Zukunft im Bereich der Nordermole festmachen.
»Die aktuelle Bilanz und auch die Aussichten für 2019 sind negativ. Wir müssen dringend etwas unternehmen, dass Kreuzfahrtschiffe an Travemünde vorbei lieber Kiel oder Rostock anlaufen, denn die wirtschaftlichen Vorteile aus dem Kreuzfahrtgeschäft sind unbestritten.
Unsere wunderschöne Stadt als UNESCO-Weltkulturerbe hat mit Travemünde ein Riesenpotential und viel zu bieten.
Es ist unerklärlich, warum dieses Potential nicht genutzt wird. Wir dürfen die Entwicklungen nicht länger verschlafen, sondern müssen jetzt handeln«. PM
Quelle: Text: Pressemitteilung BfL, Foto: Archiv TA