UMLAND
Timmendorfer Strand 25.06.2018
JazzBaltica – Waldkirche und Mäusegeschichten
Es bleibt alles, wie es war – nur anders. Das bekannte Motto von Nils Landgren, dem Leiter der JazzBaltica, kann ergänzt werden: Am Sonntag kam ein neuer Festspielort hinzu, ein idyllisch gelegenes Gotteshaus, die Waldkirche von Timmendorfer Strand.
Morgens gab es hier einen Jazz-Gottesdienst, mit viel Musik und sogar mit zwei Predigern, Propst Peter Barz und Pastor Prof. Thomas Vogel. Die Musik stammte zum Teil von Bob Chilcott, dem Komponisten und langjährigen Mitglied der britischen »Kings‹ Singers«. Nachmittags wurde zum Konzert für Orgel und Saxophon in die Kirche eingeladen.
Professor Thomas Vogel, der Seelsorger der Timmendorfer Gemeinde, begrüßte die Besucher. Glocken und JazzBaltica, Waldkirche und JazzBaltica – das passe zusammen, sagte Vogel und sprach den omnipräsenten Nils Landgren als Kollegen an. Beide nämlich sind Professoren in Hamburg, natürlich auf unterschiedlichen Gebieten, der eine als Theologe, der andere als Musiker.
Auf der Orgelempore und also einmal nicht vor dem Publikum spielten Elisabeth Engdahl (Orgel) und Thomas Gustafsson (Saxophon). Die meisten der dargebotenen Stücke stammten von diesem Duo selbst. Sie wissen, wie man Räume füllt. Zum Beispiel mit meditativen Klängen, die Entspannung bringen und zur Besinnung führen.
Nur ganz gelegentlich entliehen sie sich eine Komposition, etwa von Keith Jarrett, dessen Song zauberhaft melodisch das Kirchenschiff durchzog. Die Holzdecke der Waldkirche sorgte für eine gute Akustik; der Beifall war verdient.
Mittags hatte Nils Landgren zum Familienkonzert ins Maritim gebeten. Eltern und Großeltern mit den jüngsten Konzertbesuchern füllten den Saal. Eine Geschichte aus Skandinavien stand auf dem Programm, ein Kinderbuch, das in Norwegen jeder kennt, das aber noch nicht bis zu uns gedrungen ist. Der norwegische Autor Thorbjörn Egner erfand vor mehr als 60 Jahren die Geschichte von Klaus Klettermaus.
Klaus Klettermaus, der Name sagt es, ist ein kleiner grauer Nager. Aber ein Besonderer. Er hat keine Lust zu arbeiten, macht lieber Musik und lässt sich von anderen zum Essen einladen. Einer seiner fleißigen Freunde ist Morten Waldmaus. Sie verzehren zusammen gern Nusstorten, für die Morten Nüsse sammeln und zum Bäcker schaffen muss.
Das Leben aber birgt große Gefahren für kleine Mäuse. Da ist vor allem der stets hungrige Fuchs. So haben sie manches Abenteuer zu bestehen. Nils Landgren schuf Musik zur Mausegeschichte. Acht Personen standen auf der Bühne, sieben Musiker, Damen von den All Stars, und der Schauspieler Dominique Horwitz als Erzähler. Der warf sich mächtig ins Zeug, spielte den Text und sprang auch mal als Sänger ein. Mit einer geklauten Melodie, nämlich der von »Lili Marleen«. Aber das merkten nur Oma und Opa.
Vielleicht sollte Nils Landgren sich für solche Gelegenheiten einen Song oder einen Refrain einfallen lassen, den die Kinder mitsingen können. Denn als es zweimal darum ging, bis Zehn zu zählen, bedurfte es keiner Aufforderung. Es klappte auf Anhieb gemeinsam. Die Figuren der Geschichte aber – das waren neben Mäusen und dem Fuchs – der Bäcker Hase, der Lehrling Nicole Waschbär, Familie Braunbär und die Bauersfamilie – werden den Kindern in Erinnerung bleiben. TD – Fotos Karl Erhard Vögele