UMLAND
Timmendorfer Strand 23.06.2018
Höhepunkte der JazzBaltica: Frauenpower und Jazz-Award
Alles wie gehabt und doch anders. Mit einer Marching Band aus der Region, dem JMW Dirty Soul Jazztet des Kieler Posaunisten Jörn Marcussen-Wulff (JMW) begann am Freitagnachmittag der erste Tag der JazzBaltica 2018. Zu der Truppe gesellte sich der Mann mit der roten Posaune, Nils Landgren, der Leiter auch am neuen Ort ist. Die Gruppe von Marcussen-Wulff zog musizierend durchs Gelände.
Kurz vor 18 Uhr marschierten die Musiker in den Festsaal des Maritim Seehotels ein. »Es ist schön, euch alle zu sehen«, rief Nils Landgren von der Bühne, der »Main Stage« des Festivals in den Saal. Er hängte sein Bekenntnis an: »Alles wird anders, alles wird gut!« Dann kündigte er zum offiziellen Start eine Top-Band an, die JazzBaltica All Stars 2018. Auch in diesem Jahr ist es eine Frauengruppe. Etwa 20 Musikerinnen bieten Frauenpower in Perfektion. Zwischen vielen schwarzen Röcken, Hosen und Tops gibt es diverse Farbtupfer, und musikalisch ist es ohnehin bunt und spritzig. In wallender roter Robe steht die Chefin Hildegunn Oiseth vor ihrer Band. Immer wieder tritt sie zur Seite, lauscht vom Bühnenrand den Soli ihrer Damen. Nils Landgren unterbricht nur kurz: »Eine Superband! Oder?« fragt er. Große Zustimmung im ausverkauften Haus.
Er kündigt den Kurzauftritt eines Förderers an, denn gleich beim Start wird der IB.SH Jazz-Award verliehen, der Förderpreis der Investitionsbank Schleswig-Holstein, dotiert mit 3.000 Euro. »Nachwuchsförderung liegt uns am Herzen. Wir investieren gern in die Jugend und damit in die Zukunft unseres Landes«, sagt der Vorstandsvorsitzende der Bank, Eric Westermann-Lammers. Seit 2004 begleite die Bank die JazzBaltica, seit 2011 mit dem Jazz-Award. »Nils hat ein Auge für besondere Nachwuchskünstler!« Diesmal habe die Jury sich für den Gitarristen David Grabowski entschieden, »ein junger Künstler aus Lübeck, in Hamburg lebend, der Brücken baut zwischen Bekanntem und Neuem.« Am Sonntag ist Grabowski mit seinem aktuellen Quartett zu hören. Da die Chefin der All Star Band kein Deutsch versteht, ruft Nils Landgren auf Englisch: »The stage is yours. Keep on playing!« Hildegunn Oiseth verspricht dem Publikum, Deutsch zu lernen, sagt zu den folgenden Titeln, dass sie die Inspiration bei Reisen nach Afrika bekam. Und dann tönt die Musik in ungewöhnlichen, mitreißenden Rhythmen, fetzig und witzig. Die Chefin kündigt als Sängerin Lena Swanberg an, und weiter geht es. Das Publikum geht begeistert mit.
Ebenso beim zweiten Teil des Eröffnungskonzertes, den der schwedische Bassist Lars Danielsson mit seiner Gruppe »Liberetto« bestreitet. Dem dreifachen ECHO-Preisträger kommt in diesen Tagen eine besondere Ehre zu. Er feiert in Timmendorfer Strand seinen 60. Geburtstag und tritt dabei in drei verschiedenen Formationen auf: im Quartett Liberetto mit Klavier, Gitarre, Percussion, ferner orchestral mit Bigband und zum Abschluss der Jazztage mit großer Party und vielen Gästen.
Im Saal ging es natürlich am Freitagabend noch weiter, und zwar mit der Tanznacht, bei der die aus Holland stammende Saxophonistin Candy Dulfer mit ihrer Band für Stimmung sorgte. Und natürlich an verschiedenen Stellen des grünen Geländes, auf der Open-Air-Bühne, im Jazz-Café und »At the beach«. Hier überall wird auch am Sonnabend und Sonntag am letzten Tag der JazzBaltica 2018 musiziert. TD – Fotos Karl Erhard Vögele