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Travemünde 11.04.2018
Wrack der Nautilus: Ein Schandfleck auf Jahre im Fischereihafen Travemünde?
Zweimal ist sie gesunken (TA berichtete), mehrfach wechselte sie den Eigentümer. Zum Schluss, so wird es jedenfalls im Hafen erzählt, soll sie in einem Internet-Auktionshaus für einen Euro weggegangen sein: Das Restaurantschiff »MS Nautilus«. Einst ein uriges Alleinstellungsmerkmal, ist das abwrackreife Schiff längst zum Schandfleck geworden. Die Politik war bereits vor Ort.
Nun sollen im Fischereihafen bekanntlich neue Läden und Wohnungen mit Flussblick entstehen. Im Zuge der Vorbereitungen wird derzeit die beliebte »Fischbrücke« abgerissen (ein Ersatz ist geplant). Die »MS Nautilus«, deren Eigentümer offenbar nicht greifbar ist, war da im Weg und wurde am Mittwochmorgen von der Hafenbehörde »Lübeck Port Authority« (LPA) an einen anderen Steg verholt.
Während das Schiff vorher zumindest behelfsmäßig abgeriegelt war, liegt es nun allerdings recht offen am öffentlich zugänglichen äußeren Steg des Fischereihafens. Der Zugang an Deck wäre mit einem gewagten Sprung jederzeit möglich. Das Ganze wirkt wie eine Einladung an Lost-Places-Fotografen, Jugendliche, Vandalen und Souvenirjäger. Der Travemünder CDU-Ortsverbandsvorsitzende Thomas Thalau, der sich am Mittwoch vor Ort informierte, wundert sich, dass nichts abgesperrt ist: »Von Seiten der Sicherheit lässt das sehr zu wünschen übrig. Eine reine Gefahrenquelle«, sagte Thalau im Gespräch mit »Travemünde Aktuell«.
Die Sorge scheint nicht ganz unberechtigt, ist doch an genau diesem Steg vor Jahren ein Freizeitskipper ums Leben gekommen, als er nachts durch eine brechende Planke zwischen Boot und Steganlage ins Wasser stürzte (TA berichtete).
Ach an Bord drohen Verletzungsgefahren durch schafkantige Bleche. Politiker Thomas Thalau fordert daher von der Stadt, den Zugang zur Nautilus zu sperren.
Doch es gibt noch mehr Probleme, die das vor sich hin gammelnde ehemalige Restaurantschiff aufwirft: Im Hafen wird schon gelästert, das Schiff werde nun wohl zehn Jahre an dem Platz liegen. »Wer zahlt jetzt die Liegegebühren?«, fragt Thomas Thalau. »Und wie lange soll denn das Schiff hier liegen?« Zum Konzept des Investors passe das sicher nicht. Aber auch für alle Besucher und Einheimischen gehe es nicht an, dass dort »so ein Schandfleck vermodert und rumgammelt«, so Thalau abschließend. »Die Stadt ist dringend aufgefordert, hier Abhilfe zu schaffen.« TA
»Travemünde Aktuell« hat beim Presseamt der Hansestadt Lübeck nachgefragt.
- TA: »Können Sie mir sagen, wie mit dem sicherlich inzwischen schrottreifen Schiff weiter verfahren wird, wenn sich der Eigentümer nicht finden lässt?«
- Valessa Glisovic, Stellvertretende Pressesprecherin Hansestadt Lübeck: »Die LPA steht mit dem Besitzer das Schiffes in Kontakt. Da das Schiff nicht – wie von der LPA angeordnet – verholt wurde, wurden Fristen gesetzt und das Schiff im Rahmen der Ersatzvornahme von der LPA verholt. Ferner wurde der Besitzer aufgefordert, das Schiff vollständig aus dem öffentlichen Hafengebiet zu entfernen. Falls auch dies nicht erfolgt, wird die LPA auch hier im Wege der Ersatzvornahme handeln.«
- TA: »Wie hoch sind die monatlich anfallenden Liegeplatzgebühren für die »Nautilus«, auf denen die Stadt ja möglicherweise sitzen bleibt?«
- Valessa Glisovic, Stellvertretende Pressesprecherin Hansestadt Lübeck: »Das Hafenentgelt für die »Nautilus« beträgt 281,11 EUR (incl. USt.) bzw. 236,23 EUR (netto) pro Monat.«