ORTSGESCHEHEN 1 51
Travemünde/Lübeck 28.09.2017
Pizza für die Politik
»Bürgermeister der Herzen« lieferte direkt ins Rathaus – Nur die Stadtpräsidentin schimpfte
So eine Bürgerschaftssitzung ist lang, da kann einen schon mal ein Hüngerchen plagen. Am Donnerstag bestellte Mitglied der Bürgerschaft Bastian Langbehn (BfL Fraktion) eine Pizza in der Travemünder Pizzeria Sorrento. Und teilte bereitwillig und fraktionsübergreifend, so lange der Vorrat reichte. Nur einer Person missfiel die Sache ganz offensichtlich.
Kurz vor 18 Uhr wurde Ali Alam mit der Warmhaltebox in der Breiten Straße unweit des Rathauses gesehen. Natürlich wurde der »Bürgermeister der Herzen« sofort erkannt. Und nahm sich trotz seines Jobs Zeit zum Händeschütteln und für kurze Gespräche mit seinen Wählern.
Auf dem Rathaus-Flur traf Ali Alam dann noch auf Harald Denckmann vom Offenen Kanal, der um einen Interviewtermin bat. Was natürlich zugesagt wurde.
Vor dem Bürgerschaftssaal im Rathaus wartete der Lieferant dann geduldig auf die Abendbrotpause, man weiß ja, was sich gehört. Die Zeit überbrückte Ali Alam mit einem Plausch mit Andreas Zander (CDU).
Als die Politiker dann aus dem Bürgerschaftssaal strömten, erfüllte Alam ordnungsgemäß seinen Job. Von vielen Politikern fröhlich mit »Ahh, der Herr Bürgermeister« begrüßt, betrat der mit seiner Wärmebox den Bürgerschafssaal und wurde von Bastian Langbehn an dessen Platz begleitet.
Das Geschehen blieb auch Stadtpräsidentin Gabriele Schopenhauer nicht vorborgen, die noch an ihrem Pult saß. Da ihr Mikrofon auch in der Pause noch offen war, hörte man jetzt durch den Saal schallen »Was ist denn jetzt? Pizzaservice?«.
Es folgten weitere Missfallensbekundungen über die städtische Lautsprecheranlage: »Nein. Das geht nicht« war von der Stadtpräsidentin zu hören und dann noch einmal die Frage »Was ist denn das hier jetzt?«.
Doch die Stadtpräsidentin fand keine Beachtung. Stattdessen gab es ein kleines Blitzlichtgewitter, als MdBü Bastian Langbehn die Warmhaltebox von Ali Alam entgegennahm. Die beiden waren schnell von Mandatsträgern umringt, vielleicht auch in der Hoffnung, ein Stückchen abzubekommen.
Die Stadtpräsidentin hatte sich mittlerweile von ihrem Podest auf den Weg zum Tatort gemacht und versuchte mit einem »Das gibt’s doch wohl nicht hier« den Pizzaboten am Arm aus dem Saal zu schieben.
»Ich geh auch jetzt«, meinte meinte daraufhin Ali Alam.
»Aber ganz schnell! Und nicht wiederkommen!«, ordnete die Stadtpräsidentin an.
»Nein nein, ich komm nicht wieder«, versprach Ali Alam unter Gelächter der Umstehenden. »Ich wollte nur die Pizza liefern.«
Was sicher machen Politiker enttäuschen dürfte: »Ali, wo ist meine Pizza?« und »Für die ganze Bürgerschaft hättest du das machen müssen«, lauteten beim Hinausgehen zwei Zwischenrufe aus der Politik.
Vor dem Bürgerschaftssaal wurde dann die restliche Pizza verteilt. Auch Mitbewerber um das Bürgermeisteramt Jan Lindenau (SPD) bekam ein Stück ab.
Damit endete die letztlich doch erfolgreiche Auslieferung der Pizza-Bestellung.
Vor dem Rathaus nahm sich Ali Alam dann wieder Zeit für ein Foto mit jungen Wählern, bevor es zurück an die Arbeit ging. TA