MARITIMES
Travemünde 08.08.2017
Open Ship auf der »WAL«
Viele Urlauber und auch Travemünder nutzten die einmalige Chance, das Dampfschiff und Eisbrecher »WAL« zu besichtigen. Nicht nur dass es an Bord gut zu Essen gab, vor allem auf dem Oberdeck schmeckten lecker Kaffee und Kuchen. Auch ein Glas Bier, gut gezapft, war in der gemütlichen Bar zu haben. Gewöhnungsbedürftig, aber daher zugleich auch sehr spannend waren die engen Gänge und steilen Treppen um den Dampfer zu erkunden. Allerhand Beweglichkeit war angesagt, um z.B. das oberste Deck über eine senkrechte Eisenleiter zu erklimmen. Belohnt wurden die Mutigen mit einem schönen Blick auf die Vorderreihe und Teile des Fährplatzes.
Auch steil hinab in den Maschinenraum war es nicht einfach. Alles durfte man ansehen, die beiden Kessel, von denen einer befeuert war. 2 Stunden Vorheizzeit sind nötig, damit genug Dampf zur Verfügung steht für die Dreifach-Expansionsdampfmaschine mit 1200 PS. Sie verleiht dem Schiff über eine sehr groß dimensionierte Schraube mit einem Durchmesser von 4 Metern eine Höchstgeschwindigkeit von 10 Knoten (ca. 19 km/h). Der Verbrauch an leichtem Heizöl liegt bei mittlerer Geschwindigkeit etwa bei 400 Litern pro Stunde. Der Tank fasst 74.000 Liter.
Und wenn man schon unten ist und sich das Gestänge und die Kolben ansehen kann, so gibt es über einen engen Gang erreichbar einen Blick in die Werkstatt. Man staunt über die großen Schraubenschlüssel, schweren Hämmer und andere beeindruckenden Werkzeuge. Ganz achtern ist schließlich die mehr als armdicke Schraubenwelle zu sehen, welche die Kraft der Dampfmaschine auf die Schraube überträgt.
Begehrt ist natürlich auch ein Blick auf die Brücke mit all ihren navigatorischen Einrichtungen, dem urigen Steuerrad und dem Maschinentelegrafen, um das Maschinenpersonal wissen zu lassen, wie schnell das Schiff fahren soll und welche Manöver beim an- und ablegen notwendig sind. 1938 wurde der Dampf-Eisbrecher für Eisbrecherdienste im Nord-Ostsee-Kanal in den Dienst gestellt. Die Umstellung von Kohle auf die Ölbefeuerung wurde in den 60er Jahren vorgenommen. Zugleich sparte man damit Treibkosten und Personal. Die Länge über alles beträgt 50 Meter, breit ist das Schiff 12,30 Meter bei einem Tiefgang von 5,25 Meter.
Wer sich enthusiastisch genug für dieses Museumsschiff interessiert und wer sich maritim genug angehaucht fühlt, der sollte bei nächster Gelegenheit das Schiff auf einer Tagesreise oder auch länger begleiten. Die ehrenamtliche Besatzung, die das Schiff mit viel Liebe und Engagement pflegt und fährt, macht eine Reise zu einem sehr persönlichen Erlebnis in familiärer Atmosphäre. KEV
Fotos Karl Erhard Vögele