NATUR & UMWELT
Travemünde 31.05.2017
Möwe oder Ente? Wem gehört das Nest?
Über längere Zeit versuchten Möwen im steilen Sturzflug die Ente zu vertreiben, aber ohne Erfolg. War die Ente kurzeitig weg, saß dort sofort eine Möwe. In dem Nest liegen 3 weiße Eier, es wird aber aus dem suchenden Verhalten der Möwe vermutet, dass sich dort auch Möweneier befinden. Da derzeit die Ente häufiger und länger im Nest beobachtet wird, kann man daraus schließen, dass der Fall erst mal zu Gunsten der Ente entschieden ist.
Die staunenden Beobachter fragen sich allerdings, was passiert, wenn die Küken ausgeschlüpft sind. Könnte die Ente auch Möwenjungen füttern und auch umgekehrt, kann die Möwe Entenküken füttern? Travemünde Aktuell stellte diese Fragen an Matthias Braun vom Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer e.V. Matthias Braun ist Geschäftsführer und Biologischer Leiter der Einrichtung. Er schreibt: »Bei der Möwe handelt es sich um eine Sturmmöwe (Larus canus), bei der Ente um eine Stockente (Anas platyrhynchos). Die weißlichen Eier stammen von der Ente. Möweneier sind auf olivgrüner Grundfarbe dunkler gesprenkelt, das Vollgelege besteht aus 3 Eiern. Falls dort die Entenküken schlüpfen werden sie nach dem jetzigen Stand dann wohl von der weiblichen Stockente im Hafen fortgeführt. Kleine Enten können nicht von Möwen gefüttert werden, sondern nehmen sofort selbständig Nahrung auf. Kleine Sturmmöwen müssten gefüttert werden, aber dies wiederum kann die Stockente nicht, sondern nur die Möwe. Die Sturmmöwen brüten auf beiden Seiten der Travemündung in insgesamt etwa 20 Paaren erfolgreich auf Hafenpfählen, aber offenbar gibt es dort Brutplatzmangel.«
Es wird also spannend, wie die Geschichte um »Wohnraumnot« zwischen Ente und Möwe ausgeht. Bleibt die Ente bis zum Schlüpfen der Küken, die dann ins Wasser »fallen« werden und sich dann selbst mit Nahrung versorgen können, ist alles gut. Bleiben dann, was einige Beobachter vermuten, noch Möwenküken übrig, so wird das den aufmerksamen Möwen nicht entgehen, die dann Ihre Nachkommen selbst füttern könnten. Also können wir auf ein Happy End hoffen. KEV
Fotos Karl Erhard Vögele